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07.08.2019  01:00
Es gibt keine "grünen" Kriege
Die US-Friedensaktivistin Eleanor Goldfield fordert mit der Begründung, es gebe keine "grünen" Kriege, zur Gründung einer Sammelbewegung für Frieden, Klimaschutz und Solidarität mit Flüchtlingen auf. - Weil der militärisch-industrielle Komplex ein Hauptverursacher des Klimawandels ist, müssen sich die Friedensbewegung, die Klimaschützer und die Organisationen, die sich mit Flüchtlingen solidarisieren, zusammenschließen. [Quelle: Luftpost-KLJWD

 Von Eleanor Goldfield  | Quelle: Roar (roarmag.org), 05.07.19 | Übersetzung: Luftpost-KL | 02.08.2019

Im Juni wurde vom Watson Institute of International and Public Affairs der Brown University im Rahmen des "Costs of War Project's" ein Bericht mit dem Titel "Pentagon Fuel Use, Climate Change, and the Costs of War" [DerTreibstoffverbrauch des Pentagons, der Klimawandel und die Kriegskosten] veröffentlicht. Unter Einbeziehung früherer Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen dem US-Militär und dem Klimawandel [s. dazu auch ..hier] weist der Bericht nach, dass das Pentagonals "weltweit größter Verbraucher von aus Erdöl hergestellten Treibstoffen auch der weltweit größte Erzeuger von Treibhausgasen (THG)" ist.



Grafik entnommen aus der S. 9 des eingangs verlinkten Watson-Berichtes


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Diese Erkenntnis ist zwar nicht neu, aber es ist gut, sie wieder einmal in Erinnerung zu rufen. Die in dem Bericht veröffentlichten Daten über den Treibstoffverbrauch und die dadurch verursachten Treibhausgas-Emissionen machen schon beim Lesen Angst und liefern genug Stoff für ins Auge springende Schlagzeilen. Allein im Jahr 2017 waren die Treibhausgas-Emissionen des Pentagons größer als die Treibhausgas-Emissionen industrialisierter Staaten wie Schweden oder Dänemark.

Aus dem Bericht geht zwar hervor, in welch großem Ausmaß das US-Militär für die Klimakatastrophe mitverantwortlich ist, der militärisch-industrielle Komplex wird aber mit Samthandschuhen angefasst. Zusammenhänge (zwischen dessen Profitgier und den vielen US-Kriegen) werden nicht aufgezeigt, und die Systemfrage wird auch nicht gestellt.

Es reicht aber nicht, nur Verbindungen zwischen Problembereichen aufzuzeigen. Die Zusammenhänge zwischen der Klimakatastrophe, den imperialistischen Kriegen und dem auch auf diese Kriege zurückzuführenden Flüchtlingsstrom schreien nach Lösungen. Die in einzelnen Problembereichen agierende Bewegungen müssen ihre selbstgesetzten Grenzen überwinden und sich zu einer solidarischen Gesamtbewegung zusammenschließen, damit der zusammenhängenden Problemkomplex auch gemeinsam angegangen werden kann. Wir dürfen uns nicht immer wieder mit weichen "Greenwashing"-Reformen abspeisen lassen und keinesfalls nochlänger auf die Segnungen des Kapitalismus hereinfallen.

Die Klimakatastrophe und die Nationale Sicherheit

Weiche Reformen finden häufig durch "Greenwashing" statt oder werden als Mixturen verabreicht, die nur beruhigen sollen, damit alles so bleiben kann, wie es ist. Scheinlösungen werden in einer Sprache angeboten, die alles offen lässt, denn die vielversprechenden Phrasen bieten keine logischen Lösungen an.

In dem Bericht steht zum Beispiel, "dass durch den Einsatz von Treibstoffen, die keine Treibhausgase freisetzen, und durch Reduktion der Treibhausgas-Emissionen im nichtmilitärischen Bereich auch das Pentagon einen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnte, ohne die Nationale Sicherheit vernachlässigen zu müssen". Das erinnert mich an eine lange, gewundene Antwort auf eine Prüfungsfrage, die der Prüfling nicht beantworten kann. Das Pentagon könnte aber sämtliche Bedrohungen für die Nationale Sicherheit ganz beseitigen, wenn es aufhören würde, immer neue Kriege anzuzetteln.


Grafik entnommen aus der S. 14 des eingangs verlinkten Warson-Berichtes

Weil in dem Bericht die Klimakatastrophe durch die Brille der Nationalen Sicherheit betrachtet wird, fallen das Artensterben, die Verseuchung fruchtbaren Landes und des Trinkwassers, die Reinheit der Atemluft und eine lebenswerte Zukunft einfach unter den Tisch.

Der Bericht erinnert an einen Tweet, in dem die Senatorin Elizabeth Warren (s...hier) Mitte Mai beklagt hat, dass der Klimawandel zwar real sei und sich Tag für verschlimmere, Maßnahmen dagegen sich aber nicht nachteilig auf unsere militärische Verteidigungsbereitschaft auswirken dürften. Weil die Verteidigungsbereitschaft trotz Überschwemmungen, Dürreperioden, verheerender Waldbrände, zunehmender Versteppung und immer längerer Kälteeinbrüche erhalten bleiben müsse, werde auch das Militär "grüne Maßnahmen" ergreifen müssen. [Der Tweet ist nachzulesen ..hier]

Natürlich ist die Vorstellung, Krieg könnte umweltfreundlicher sein, ebenso lächerlich, wie sie sich anhört. Im Namen unserer so genannten Nationalen Sicherheit pro-vozieren wir Überfälle auf andere Länder, begehen grobe Menschenrechtsverstöße, führen Wirtschaftskriege und Regime-Change-Interventionen durch, betreiben also blanken Staatsterrorismus. Der modernisierte Imperialismus kümmert sich genau so wenig um die Menschen, wie um die Ökosysteme, in denen wir und andere leben.

Der Bericht enthält richtige und wichtige Argumente zur Reduzierung unseres Ölverbrauchs und unserer Interventionen in Ölländern und empfiehlt die Schließung von Militärbasen und die Verwendung von mehr Geldern für "wirtschaftlich produktivere Aktivitäten". Aber weder Senatorin Warren noch das Watson Institute dringen bis zu den Wurzeln (allen Übels) vor, denn sie vermeiden die Frage, ob wir das Militär, das nur zur gewaltsamen Durchsetzung imperialistischer Ziele eingesetzt wird, überhaupt brauchen; beide möchten das US-Militär nur etwas "grüner" machen. Beide übersehen das Paradoxon der zyklischen Todesspirale, die dadurch entsteht, dass unsere Militärs in einer sich selbst erfüllenden mörderischen Vorhersage den Klimawandel und die deshalb drohende (weltweite) Destabilisierung als Gründe für die ständige Erhöhung des Militärbudgets angeben.

Man könnte argumentieren, dass in einem Bericht, der sich nur mit dem Treibstoffverbrauch und den Treibhausgas-Emissionen des US-Militärs befasst, nicht gleich die Systemfrage gestellt werden muss. Wer Daten analysiert, muss aber auch die Schlussfolgerungen ziehen, die sich nach der Analyse aufdrängen: Wenn Daten den vorherrschend destruktiven und repressiven Charakter des US-Militärs belegen, muss daraus auch der Schluss gezogen werden, dass die Klimakatastrophe nur durch einen Systemwechsel (durch den sich auch die bisher sehr negative Rolle des US-Militärs ändern muss) verhindert werden kann.

Aus diesem Grund ist auch der Gesetzentwurf der demokratischen Senatorin Warren –deren Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur von der Rüstungsindustrie gesponsert wird (..hier) – mit dem sie die CO2-Emmissionen des Pentagons reduzieren will [s. dazu auch ..hier], nur ein Rohrkrepierer. Selbst wenn er eine Mehrheit fände, würde damit das viele Blut, das die imperialistische US-Kriegsmaschinerie vergießt, nur "grün gewaschen". Frau Warren will keine einzige der fast 1.000 US-Militärbasen rund um die Welt schließen, sie will nur sicherstellen, dass sie auch bei extremen Wetterverhältnissen funktionsfähig bleiben.

Inzwischen haben sich viele der US-Militärbasen, die Frau Warren erhalten will, als Tatorte entpuppt, an denen unvorstellbarer Umweltverbrechen begangen wurden und werden. Dutzende von US-Militärbasen werden von der EPA (der US-Umweltschutzbehörde) als "Superfund Sites" geführt, die so mit hochgiftigen und äußerst gefährlichen Chemikalien verseucht sind, dass sie dringend von Grund auf saniert werden müssten. 2014 hat das Magazin Newsweek berichtet, dass "rund 900 der etwa1200 Superfund Sites in den USA aufgelassene Militärbasen oder Gebiete sind, die militärisch genutzt wurden [s...hier].

Auch viele US-Basen (und US-Schlachtfelder) rund um Welt sind mit giftigen Chemikalien verseucht: mit depleted Uranium (abgereichertem Uran, s...hier und ..hier), mit Schmierstoffen, mit dem militärischen Allzwecktreibstoff JP-8 (s. ..hier  und ..hier ), mit Schädlingsbekämpfungs- und Entlaubungsmitteln wie Agent-Orange und mit giftigen Löschschäumen (weitere Infos dazu s. unter ..hier und ..hier), die vielerorts auch im Boden versickert sind und das Grundwasservergiften. Seit Jahren protestieren Einheimische auf Okinawa [s. dazu auch ..hier ], Guam [..hier], den Seychellen [weitere Infos dazu s...hier] oder auf den Galapagos-Inseln [s. ..hier (und seit kurzem sogar in der Bundesrepublik Deutschland, s...hier)] gegen die Zerstörung der Umwelt durch die US-Streitkräfte.

Deshalb wären die umweltfreundlichsten Maßnahmen die Schließung aller US Militärbasen auf der ganzen Welt und die Zerschlagung des gesamten militärisch-industriellen Komplexes. Das wäre gleichzeitig ein äußert wichtiger Beitrag zu unsere Nationalen Sicherheit, weil nicht nur der Klimawandel verlangsamt, sondern auch die Anzahl der Flüchtlinge beträchtlich reduziert würde.

Unsere Bewegungen müssen zusammenwachsen

Während die Furcht vor dem Klimawandel neu in der Diskussion um unsere Nationale Sicherheit ist, machen unseren Politikern in Washington die Flüchtlingen und/oder Einwandere schon länger Sorgen. Praktisch seit Gründung der USA gibt es Vorbehalte gegen Einwanderer, und die gibt es auch heute noch, trotz der Tatsache, dass US-Interventionen häufig die Ursache für die Flüchtlingsströme (aus den überfallenen Ländern) sind. Es wirkt wie eine Ironie der Geschichte, dass diese Flüchtlingsströme genau so typisch für die USA sind wie Apple Pie (Apfelkuchen).

Nach einem neueren Bericht des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge hat die welt-weite Anzahl der Flüchtlinge und der aus ihren Wohnungen Vertriebenen mit 70 Millionen einen neuen Höchststand seit Beginn ihrer Erfassung erreicht [s...hier]. Nach Angaben des norwegischen Flüchtlingsrates werden "jährlich durchschnittlich 26 Millionen Menschen durch Katastrophen wie Überschwemmungen und Unwetter zu Flüchtlingen gemacht. Jede Sekunde muss also auch jetzt schon eine Person ihre angestammte Heimat verlassen [s...hier].

Die zu erwartenden Klimaveränderungen werden im nächsten Jahrzehnt viele weitere Millionen Menschen dazu zwingen, aus (überschwemmten oder überhitzten) Gebieten zu fliehen [s...hier]. Der Mittlere Osten und Afrika werden die Klimaveränderung in den kommenden Jahrzehnten vermutlich am stärksten zu spüren bekommen – durch zunehmende Wasserknappheit und und steigende Temperaturen. Schon jetzt kommen die Mehrzahl der Flüchtlinge aus dem Mittleren Osten, aus dem Süden Zentralasiens und aus Afrika, wobei die meisten aus ihre Heimat Vertriebenen in benachbarten Gebieten bleiben [s...hier]. Die meisten dieser Menschen leiden unter Desastern, die wir verursacht haben.

Und weil der "Krieg gegen den Terror" nicht nur im Mittleren Osten tobt, sondern vom AFRICOM [in Stuttgart, s...hier  und ..hier] auch in Afrika um Bodenschätze und nicht wegen der Bedrohung unserer Nationalen Sicherheit geführt wird, müssen die US-Streitkräfte ständig neue Länderdestabilisieren, zerstören und Menschen aus ihnen vertreiben.

Weil es kein "grünen" Kriege gibt, kann die Klimakatastrophe nur dann noch verhindert werden, wenn wir die Kriegsmaschinerie stoppen. Und die Flüchtlingsflut ist nur aufzuhalten, wenn wir die Klimakatastrophe durch Lahmlegen der Kriegsmaschinerie abwenden. Nur dann werden die sich selbst erfüllenden Vorhersagen, die für uns alle den Tod bedeuten würden, nicht eintreten. Deshalb müssen wir die Bewegungen, die sich getrennt um den Frieden, um Flüchtlinge und um den Klimawandel kümmern, zusammenführen und ihre Kraft bündeln, damit wir vereint bis zur gemeinsamen Wurzel der drei Übel vordringen und sie durch eine Systemänderung beseitigen können.

Als Organisatorin habe ich erlebt, dass viele kleine Bewegungen, die sich um Einzelprobleme kümmern, wegen Arbeitsüberlastung oder wegen ihrer begrenzten Einflussmöglichkeiten wieder zerfallen. Es ist tatsächlich von großem Vorteil für die Herrschenden, dass wir immer noch getrennt marschieren: Die Umweltbewegung kämpft nur an dieser Font, die für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten Eintretenden kümmern sich nur um deren Probleme, und die Friedensbewegung setzt sich nur für die Beendigung laufender und die Verhinderung neuer Kriege ein. Bisher ziehen diese drei wichtigen Bewegungen leider nicht am gleichen Strang. Das muss aber nicht so bleiben. Bei einem Protest, der in Bath im Bundesstaat Maine vor einer Werft stattgefunden hat, die Kriegsschiffe baut, haben die Aktivisten gefordert, das in die Rüstung und in Kriege fließende Geld für Maßnahmen zur Verhinderung der Klimakatastrophe auszugeben [s...hier].

Bei der jährlichen Aktionärsversammlung der Fondsgesellschaft BlackRock am 23. Mai 2019 haben eine ganze Menge Gruppen –von der National Indigenous Organization of Brazil bis zu Code Pink – gegen die Investitionen dieses Unternehmens in Firmen protestiert, die Tod und Zerstörung verbreitende Rüstungsgüterproduzieren und damit der Klimakatastrophe und neuen Kriegen Vorschub leisten. Viele Klimaschützer und andere Aktivisten kritisieren BlackRock schon lange und reihen sich ein in die solidarische Front, die sich weltweit gegen den Kapitalismus zur Wehr setz [weitere Infos dazu sind aufzurufen ..hier ].

Solche Zusammenschlüsse fördern die Inspiration, geben Kraft und bringen neue Ideen hervor. Durch Kooperation, Solidarität und gegenseitigen Respekt könnten sie sich zu einer starken Gegenmacht gegen das kapitalistische Wirtschaftssystementwickeln. Damit ließe sich nicht nur das "Teile-und-herrsche"-Prinzip überwinden, das uns bisher geschwächt hat, sondern auch der Trend zum "Rückzug ins Private" überwinden.

Sperrt euch, protestiert, widersetzt euch, steht auf,
verweigert euch, schließt euch zusammen!

Mit der Erfindung des "grünen Kapitalismus", der genau so wenig machbar wie ein "grüner Krieg" ist, will man uns einreden, wir könnten unseren Planeten retten, wenn wir eine oder besser gleich zwei Tragetaschen aus Stoff kaufen. Ich nenne es "grüne Verarsche", wenn man uns weismachen will, durch eifriges Recyceln, mehr Sonnenkollektoren, möglichst viele Mehrwegflaschen mit dem Aufdruck "Namaste" oder dem Kauf von Tesla-Elektroautos sei die Welt zu retten.

Diese Denkweise ist nur ein weiteres Ergebnis der Teile-und-herrsche-Strategie des auf Ausbeutung und Zerstörung aufgebauten kapitalistischen Systems. Es beschämt die Menschen, die sich grüne Technologien und grüne Produkte nicht leisten können, und vertieft die Spaltung der Gesellschaft entlang der Trennungslinie, die durch das wachsende Angebot an überteuerten "grünen" Produkten entstanden ist. Nachbarn werden durch immerneue Trendwellen wie Gentrifizierung, kostspielige Ökomoden und völlig überflüssige Hipster-Produkte auseinander gerissen. Man blickt auf alle herab, die sich ein dieses Schickimicki-Verhalten nicht leisten können und schließt sie aus. Die Mehrheit (der US-Bevölkerung) geht nur ihren Geschäften nach, ignoriert die relativ wenigen Rüstungsunternehmen [s...hier] und lässt die Kriegsmaschinerie gewähren, die beide auch für die Klimakatastrophe mitverantwortlich sind.

Vor kurzem wurde folgender Witz über die sozialen Medien verbreitet: "Sie könnten vielmehr für das Klima tun, wenn Sie einen Ölmanager verspeisen würden, anstatt vegan zu essen." Das soll eigentlich nur "komisch" sei, weist aber in die einzuschlagende Richtung. Rousseau wird ein Zitat zugeschrieben, das auch als an Klimaschützer gerichtet sein könnte: "Wenn die Leute nichts mehr zu beißen haben sollen, sollten sie die Reichen aufessen."

Wer es sich leisten kann, darf sich natürlich vegan ernähren. Diese persönliche Entscheidung kann aber nicht die Beteiligung an Aktivitäten ersetzen, die notwendig sind, damit der Fleischindustrie die Tierquälerei verboten wird.

Aktivisten reisen oft in entlegene Gegenden, wenn sie ein Pipline-Projekt stoppen oder die weitere Abholzung von Wäldern verhindern wollen. Aber die Leute kaufen auch bei Walmart ein, weil ihr Geld nicht für Einkäufe in besseren Läden reicht. Wenn sich alle, die beides kritisieren, stattdessen am Widerstand gegen eine neue Pipeline beteiligen würden, gäbe es schon längst weniger schmutzige Energie. Eine Hand voll hartnäckiger Aktivisten reicht eben nicht aus, um größere Veränderungen durchzusetzen.

Wenn Leute sagen, jeder könne etwas tun, dann stimme ich ihnen zu. Aber wer sich nur für Recycling engagiert, tut nicht genug. Weil rund 91 Prozent aller Plastikprodukte noch nicht recycelt werden [s...hier], müssen wir uns sicher dafür einsetzen, dass wir mehr und bessere Recyling-Unternehmen bekommen. Wir sollten auch den öffentlichen Personennahverkehr häufiger nutzen, unsregelmäßig die Zähen putzen, weniger Alkohol trinken und weniger vorbearbeitete Nahrungsmittel konsumieren.

Aber ein "grüneres" Privatleben reicht nicht aus, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Es ist allenfalls als persönlicher Beitrag zu einer vernünftigeren Lebensweise anzusehen. Wer wirklich etwas gegen den Klimawandel tun will, muss sich mit anderen zusammentun – zu Blockaden, Protesten, Sit ins und Demonstrationen, muss Zeit und Energie aufwenden und sich mit seinem Körper und seinem Verstand in den gemeinsamen Widerstand einbringen. Er muss sich einer Organisation anschließen, die etwas gegen die Gentrifizierung tut, sich für gesunde Nahrung und eine Krankenversicherung für alle einsetzt oder gegen Rassismus und die imperialistischen Kriege kämpft, sich also mit Problemen beschäftigt, die alle auch etwas mit der Klimakatastrophe zu tun haben.

Unser Ziel muss es sein, nicht gegeneinander, sondern gemeinsam gegen das System zu kämpfen. Mit "grünen" Verhaltensweisen ist der Klassenkampf nicht zu gewinnen. Gemeinsam müssen wir uns gegen die Unterdrückung, den Imperialismus und den Kapitalismus zur Wehr setzen. Wir müssen Gemeinschaften und Netzwerke aufbauen, um die Grenzen innerhalb des kapitalistischen Systems zu sprengen, unter dem wir alle leiden.

Es gibt keinen keinen fertigen Plan für dieses schwierige Unterfangen. Wir müssen solidarisch und ganz eng zusammenarbeiten, unser jeweiligen Komfortzonen verlassen, uns neue unbekannte Räume erschließen, nicht mehr nur theoretisieren, sondern selbst mit anpacken. Umweltschützer müssen begreifen, dass die Klimakatastrophe auch etwas mit Rassismus und der imperialistischen Kriegsmaschinerie zu tun hat. Kriegsgegner müssen erkennen, dass sie sich auch mit dem Klimawandelbeschäftigen müssen.

Die von dem Klimawandel am stärksten Betroffenen brauchen nicht nur einen Platz an unserem Tisch, sie brauchen echte Solidarität und Respekt für ihre Lebenserfahrungen. Wir müssen uns gemeinsam gegen übereilte "grün gewaschene" Lösungsansätze wehren und dürfen diejenigen nicht im Stich lassen, die verzweifelt versuchen, zu überleben. Wir müssen Trennendes hinter uns lassen, weil es auch um unsere eigene Zukunft geht. Das gegenwärtige repressive System können wir nur überwinden, wenn wir uns schnell auf ungemütliche Zeiten einstellen.

Das klingt beunruhigend und entmutigend, ist aber nicht unmöglich, wenn wir uns zu gemeinsamem Widerstand vereinen.


Eleanor Goldfield ist eine kreative Aktivistin, Journalistin und Poetin. Sie hat die Show "Act Out!" gegründet, die über Free Speech TV, Dish Network, DirecTV, ROKU, Amazon Fire und andere TV-Sender verbreitet wird. In ihren Artikeln und in ihrer Show beschäftigt sie sich mit Menschen und Themen, die von den Konzern-Medien ignoriert oder falsch dargestellt werden.



Anmerkung von Luftpost-KL:
Wir haben diesen bewegenden Aufruf zu gemeinsamem Handeln komplett übersetzt und mit Ergänzungen und Links in runden Klammern versehen. Die Links in eckigen Klammern hat die Autorin selbst eingefügt.

Link zum englischen Originaltext bei ' luftpost-kl.de ' (PDF) ..hier


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