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18.03.2016 11:40
Russland und der Sieg
Die Ankündigung des teilweisen Rückzuges der russischen Armee von Syrien hat
sehr viele Kommentare ausgelöst, die mehr Vorurteile der einen und der anderen
darstellen, als die Wirklichkeit. Die Tatsachen bezeugen nicht nur, dass die
Meinungsverschiedenheiten zwischen Moskau und Damaskus behoben wurden,
beobachtet Thierry Meyssan, sondern Russland - dem es gelang den Westen in das
Anti-Terror-Lager einzuschließen -, beabsichtigt auch, dass die Syrer selbst ihr
Hoheitsgebiet befreien. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
Von Thierry Meyssan | Voltaire Netzwerk | Damaskus
(Syrien) | 17. März 2016
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Die Ankündigung durch den russischen Präsidenten des ’Rückzuges‘ des
wichtigsten Militärkontingents [1] hat eine neue Desinformation-Kampagne
verursacht. Laut der Western- und Golfpresse wäre Wladimir Putin durch die
Unnachgiebigkeit von Präsident Bachar Al-Assad "irritiert" und habe beschlossen
Syrien zu verlassen, damit er seine Aufgaben selbst bewältige. Die gleichen
Kommentatoren fügen hinzu, da er keine Verbündete mehr habe, in Genf mehr
Zugeständnisse machen müsse und akzeptieren müsse, sein Land zu verlassen.
Moskau hätte Washington für den fünf Jahre langen ’Bürger-Krieg’ ein schönes
Geschenk gemacht.
All das ist jedoch absurd.
1- Die russische militärische Intervention wurde
schon im Jahr 2012 durch General Hassan Tourekmani ausgehandelt. Sie trat erst
drei Jahre später ein, da Moskau die Entwicklung seiner neuen Waffen zu Ende
führen wollte, bevor es sich entfaltete. Die russischen Truppen haben im Juli
2015 begonnen, sich einzusetzen und wir waren die ersten, die es sofort
angekündigt haben, bevor die israelische Presse es übernahm und dann die
internationalen Medien die Nachricht bekannt gaben [2]. Es wurde vereinbart,
dass die Bombardierung nach der Sitzung des Sicherheitsrates, welche am Rande
der Generalversammlung der Vereinten Nationen stattfinden würde, beginnen sollte
und bis zur orthodoxen Weihnacht, am 6. Januar 2016 dauern würde. Es wurde auch
geplant, dass nach der Rückkehr des Friedens, eine OVKS-Kraft bereitgestellt
werde, um auf den Frieden zu wachen; was bis jetzt nicht stattfinden konnte.
2- Angesichts der Schwierigkeiten des Weißen
Hauses, seine Verbündeten zu kontrollieren, ist die Bombardierungskampagne bis
zur Wiederaufnahme der Genfer Verhandlungen verlängert worden, die endlich auf
den 15. März angesetzt wurde. Es versteht sich von selbst, dass Russland dieses
Datum nie als einen Pseudo-Revolution-Geburtstag angenommen hat. Alles begann am
12. Dezember 2003 mit der Bekanntgabe von Bushs Kriegserklärung (Syria
Accountability Act), und ging dann weiter von Jahr zu Jahr (Gipfel der
Arabischen Liga in Tunis in 2004 über die gezwungene "Demokratisierung" des
Libanon und Syriens, die Ermordung von Rafik Hariri im Jahr 2005 und die Anklage
gegen den Präsidenten Lahoud und Al-Assad als Drahtzieher, die Invasion des
Libanon im Jahr 2006 um die Intervention von Syrien zu provozieren, die
Erstellung der Front der nationalen Rettung durch die Muslimbruderschaft in
2007, die Zerstörung der Kommunikationsmittel und Versorgung der Hisbollah in
2008 usw.). und der Beginn der Feindseligkeiten auf syrischem Gebiet im Jahr
2011, bis heute.
3- Russland begann ganz offen den Rückzug seines
Kontingents. Flugpläne wurden regelrecht vier Tage im Voraus hinterlegt für alle
Frachter, um Mann und Ausrüstung abzuziehen. Das Datum selbst war keine
Überraschung. Der jordanische Stabschef, General Mishal Al-Zaben, wurde in
Moskau im Januar von dem russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu und
seinem syrischen Amtskollegen General Fahd Jassem Al-Freij darüber informiert
[3]. Es ist daher lächerlich, diese Entscheidung mit angeblichen Unstimmigkeiten
zu verknüpfen, die in den letzten Tagen eingetreten wären.
Die politischen Meinungsverschiedenheiten sind gelöst worden. Die erste war
anlässlich des russischen Vorschlags eines föderalen Systems – sowohl von
Damaskus als auch von Riyad zurückgewiesen – das an die sowjetische Erfahrung
erinnert. Die Minderheiten im Nahen Osten, im Gegensatz zu denen der ehemaligen
UdSSR, sind doch vermischt und sprechen die gleiche Sprache. Die zweite
Meinungsverschiedenheit betraf die legislativen Wahlen vom 13. April, die die
Russen aufschieben wollten, um sie in die Genfer Verhandlungen einzuschließen,
weil sich Damaskus weigerte gegen die Verfassung zu verstoßen.
4- Auf militärischer Ebene zieht sich die russische
Armee von dem Schlachtfeld zurück, aber nicht vom Hauptquartier. Es ist nicht
mehr notwendig, Flugzeuge anzuhäufen, denn es gibt kaum mehr Ziele zu
bombardieren: die von Dschihadisten erbauten Befestigungsanlagen und ihre
Transportmittel für das gestohlene Öl wurden zerstört. Jedoch werden die
Flugabwehr-Raketen S-400 und Panzir-S2 nicht abgezogen. Die Lieferung von Waffen
und Munition sowie der Zugang zu russischen Satelliten-Infos gehen weiter.
Russland hat die Ausrüstung erneuert und die Soldaten der syrischen arabischen
Armee ausgebildet, die seit zehn Jahren unter Embargo gestellt war [4].
Von jetzt an ist diese nicht mehr einfach nur in der Lage, die Zivilbevölkerung
gegen Dschihadisten zu verteidigen, sondern auch die besetzten Gebiete zu
befreien, was sie auch zu tun begonnen hat. Die Russische Hilfe ist also eine
Unterstützung aus der Luft - und nicht mehr eine einfache Bombardierung - für
Bodentruppen, wie es gestern bei Palmyra gesehen wurde.
Nach einer Investition von Hunderten Milliarden Rubel in Syrien zieht sich
Russland nicht vom Nahen Osten zu einem Zeitpunkt zurück, wo die Türkei, Saudi
Arabien und der Libanon am Rande des Bürgerkriegs stehen. Es überlässt den
Syrern den Ruhm ihres Sieges.
Autor:
Thierry Meyssan | Übersetzung: Horst Frohlich |
Quelle: Al-Watan (Syrien)
Beigefügte Dokumente:
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Al-Watan 2358 (PDF - 168 kB) [1] „Ankündigung des russischen Rückzugs aus Syrien“,
Voltaire Netzwerk, 14. März 2016.
[2] «“Les Russes arrivent (en Syrie) !” : analyse d’une incertitude», De Defensa,
3 septembre 2015.
[3] “Jordan Says It Knew of Russian Drawdown Plan in Syria”, Awad Mustafa,
Defense News, March 15, 2016.
[4] „Die Rückkehr der syrischen arabischen Armee“, von Valentin Vasilescu,
Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 5. März 2016.
Thierry Meyssan: Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des
Réseau Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen
über ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und
russischen Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable
imposture : Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007). Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons
(Lizenz
CC BY-NC-ND)
Link zum Originaltext bei ' voltairenet.org' ..hier
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Tags: Russland,
Syrien, Desinformation, Propaganda |
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