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30.10.2015 15:50
Exportweltmeister, weil Organisations-
Weltmeister – absurde Ökonomenstimmen

Ein Leser (danke dafür) macht mich auf einen Artikel in der „Ökonomenstimme“ aufmerksam, wo eine Professorin der LMU München (Dalia Marin) erklärt, Deutschland sei nicht Exportweltmeister, weil es Lohnzurückhaltung geübt hat, sondern weil es Weltmeister in der Organisation von Produktionsabläufen sei. Dafür wird dann sogar die protestantische Ethik herangezogen, die erkläre, warum man in Deutschland weniger autoritär arbeite und weniger hierarchische Strukturen habe, und das sei ein überlegenes Geschäftsmodell. [Quelle: flassbeck-economics.de]  JWD

Man sollte denken, dass jemand, der eine so steile These in die Welt setzt, sich wenigstens Mühe gibt zu erklären, warum Deutschland mit diesem Geschäftsmodell erst mit Beginn der Europäischen Währungsunion erfolgreich war, während es kurz vorher noch als der kranke Mann Europas galt. Auch damals schon herrschte in manchen Teilen Deutschlands eine protestantische Ethik vor. Auch könnte man sich fragen, warum dieses Geschäftsmodell nur im Export erfolgreich ist und nicht auch den deutschen Binnenmarkt zum Blühen bringt. Ganz interessant wäre auch die Erörterung der Frage, warum ein Land, das über ein so erfolgreiches Organisationsmodell verfügt, auch noch Lohnzurückhaltung übt. Es könnte ja im Gegenteil sein Organisationstalent dazu nutzen, um trotz hoher Löhne im Ausland erfolgreich zu sein. Zudem hätte ich gedacht, dass sich Organisationstalent in hohem Produktivitätswachstum niederschlägt, doch davon kann in Deutschland erstens nicht die Rede sein und zweitens ist es nicht relevant für die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit. Doch warum sollte man sich um solche Fragen Gedanken machen, wenn es darum geht, den Mainstream auf Teufel komm raus zu verteidigen.

Merkwürdig ist auch, dass in einem solchen Artikel nicht einmal grundlegendste Regeln der Logik beachtet werden. So sagt die Autorin, es seien die Nominallöhne (nicht die Lohnstückkosten), bei denen Deutschland zurückhaltend gewesen sei und vergleicht Deutschland mit Spanien (warum eigentlich Spanien, warum nicht Frankreich?). Sie benutzt dafür zwei verschiedenen Perioden (2000 bis 2008 und die Zeit von 2009 bis 2013) und stellt dann fest, dass nur in der ersten Periode die Löhne in Deutschland weniger als in Spanien gestiegen sind (19 gegenüber 48 Prozent). In der zweiten dagegen seien die Löhne in Deutschland stärker gestiegen (14 gegenüber 4 Prozent). Da nach der Finanzkrise die Exporte Deutschlands dennoch wieder stärker gestiegen seien als die der anderen Länder Europas (nicht Spaniens?), folgert sie haarscharf, dass die Löhne nicht entscheidend sein können für die Exporterfolge. Die kleine Frage, ob vielleicht der Abstand der Löhne aus der ersten Periode so groß war, dass er die Umkehr der Entwicklung in der zweiten leicht verkraften konnte, mag sich Dalia Marin nicht stellen, denn schon wäre das ganze Kartenhaus zusammengebrochen. [...]

Weiterlesen im Originaltext bei ' flassbeck-economics.de ' ..hier
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