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13.06.2015 11:30
Eine Neokonservative - Angela Merkel
Im ersten Halbjahr 2007 hatte Angela Merkel den 'Vorsitz im Rat der Europäischen Union' inne. Anlässlich des Amtsantritts untersuchte der französische Intellektuelle Thierry Meyssan den erstaunlichen Karriereverlauf der ehemals für kommunistische Propaganda in der DDR verantwortlichen Funktionärin. Nicht nur im Zusammenhang mit aktuellen Enthüllungen im Rahmen der   NSA-BND-Spionageaffäre ist die damalige Veröffentlichung bei 'voltairenet.org' sehr aufschlussreich. JWD


05.02.2015 [Quelle: voltairenet.org / von Thierry Meyssan]
Angela Merkel, eine Neokonservative
als Präsidentin der Europäischen Union

Jetzt, da Angela Merkel für das erste Halbjahr 2007 die Präsidentschaft der Europäischen Union übernommen hat, kommt Thierry Meyssan auf den erstaunlichen Werdegang dieser Verantwortlichen für kommunistische Propaganda in der DDR zurück, die heute christdemokratische Kanzlerin des wiedervereinigten Deutschlands ist. Er hebt ihre Verbindungen mit den Neokonservativen und ihre Vorstellungen einer US-amerikanischen Führerschaft in Europa hervor.

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Quelle: voltairenet.org (verlinkt)

Angela Merkel wurde 1954 in Hamburg geboren. Kurz nach ihrer Geburt traf ihre Familie die ungewöhnliche Entscheidung, nach Ostdeutschland überzusiedeln. Ihr Vater, Pfarrer der lutheranischen Kirche, gründete wenig später ein Seminar in der DDR und übernahm die Leitung eines Behindertenheims. Er verzichtete auf jegliche öffentliche Kritik am Regime und genoss einen privilegierten sozialen Status: Er verfügte über zwei Autos und reiste oft in den Westen.

Angela Merkel ist eine brillante Studentin und schließt ihr Physikstudium mit dem Doktorat ab. Sie heiratet den Physiker Ulrich Merkel, von dem sie sich bald darauf wieder scheiden lässt. Später lebt sie mit Professor Joachim Sauer zusammen, selbst auch geschieden und Vater von zwei Kindern. Frau Merkel wird Forscherin in Quantenphysik an der Akademie der Wissenschaften.

Gleichzeitig engagiert sie sich politisch bei der Freien Deutschen Jugend (FDJ), einer staatlichen Jugendorganisation. Sie steigt dort bis zur Sekretärin der Abteilung für Agitation und Propaganda auf und wird eine der wichtigsten Experten für politische Kommunikation in der sozialistischen Diktatur. Aus beruflichen und politischen Gründen reist sie oft in die UdSSR, vor allem nach Moskau, was durch ihre guten Russischkenntnisse erleichtert wird. Obwohl der Fall der Berliner Mauer schon lange erwünscht und vorbereitet wird, überrascht er im November 1989 alle Regierungen. Die CIA versucht die neuen Regierungsmitglieder selbst zu bestimmen, indem sie Verantwortliche des alten Regimes rekrutiert, die bereit sind, den USA zu dienen, wie sie früher der UdSSR dienten.

Einen Monat später wechselt Angela Merkel die Seite und schließt sich von einem Tag auf den anderen dem Demokratischen Aufbruch an, einer von den westdeutschen Christdemokraten inspirierten neuen Bewegung. Sie nimmt dort von Anfang an die gleiche Stellung ein wie vorher, außer dass ihr Posten nun den westdeutschen Begriffen angepasst wird: Sie ist nun «Pressesprecherin». Bald einmal wird bekannt, dass der Vorsitzende des Demokratischen Aufbruchs, Wolfgang Schnur, ein ehemaliger Stasi-Mitarbeiter ist. Angela Merkel teilt diese schmerzliche Nachricht der Presse mit. Herr Schnur muss zurücktreten, was ihr ermöglicht, an seiner Stelle Vorsitzende der Bewegung zu werden.

Nach den letzten Parlamentswahlen der DDR tritt sie in die Regierung von Lothar de Maizière ein und wird deren Sprecherin, obwohl der Demokratische Aufbruch nur 0,9 Prozent der Stimmen erhalten hat. In dieser Übergangsperiode beteiligt sie sich aktiv sowohl an den «2+4»-Gesprächen, die der Aufteilung Berlins in 4 Sektoren und der alliierten Besetzung ein Ende setzen, als auch an den Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung. Um, wie sie sagt, einen massiven Exodus von Ost nach West zu verhindern, setzt sie sich für den sofortigen Eintritt der DDR in die Marktwirtschaft und die D-Mark-Zone ein. Ihr Lebenspartner Joachim Sauer ist bei der US-amerikanischen Firma Biosym Technology angestellt. Er verbringt ein Jahr in San Diego (Kalifornien) im Labor dieser Firma, die für das Pentagon arbeitet. Er bleibt in der Folge Experte bei Accelrys, einer anderen für das Pentagon arbeitenden Gesellschaft in San Diego. Angela Merkel ihrerseits verbessert ihr Englisch, das sie von nun an bestens beherrscht.

Als die DDR in die Bundesrepublik und der Demokratische Aufbruch in die CDU übergeführt sind, wird Angela Merkel in den Bundestag gewählt und tritt in Helmut Kohls Regierung ein. Obwohl dieser sehr sittenstreng ist, wählt er diese junge Dame aus dem Osten, geschieden, ohne Kinder und im Konkubinat lebend, zu seiner Jugend- und Frauenministerin. Innert 14 Monaten hat sich die Verantwortliche für kommunistische Propaganda bei der DDR-Jugend zur christdemokratischen Ministerin für Jugend in der Bundesrepublik gewandelt. In dieser ersten Amtszeit hinterlässt sie jedoch eine sehr magere Bilanz. Ihre Karriere bei der CDU weiter verfolgend, versucht Angela Merkel erfolglos, sich als Regionalpräsidentin der Partei in Brandenburg wählen zu lassen. Lothar de Maizière, der Vizepräsident der nationalen Partei geworden ist, werden entfernte Kontakte zur Stasi vorgeworfen; er muss demissionieren, worauf Frau Merkel ihn ersetzt.

1994 wird Klaus Töpfer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, zum Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen ernannt, dies nach langen scharfen Angriffen der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Diese wirft Töpfer vor, die wirtschaftlichen Realitäten zu unterschätzen. Helmut Kohl beruft darauf seinen Schützling Angela Merkel an dessen Stelle, was zur Beendigung der Krise führt. Sofort nach ihrem Amtsantritt entlässt sie alle höheren Beamten, die ihrem Vorgänger treu geblieben sind. In dieser Zeit verbindet sie sich freundschaftlich mit ihrer damaligen französischen Amtskollegin Dominique Voynet. 1998 lässt Bundeskanzler Kohl die USA wissen, dass er der internationalen Intervention in Kosovo nicht zustimmt. Dies zur gleichen Zeit, zu der Gerhard Schröders Sozialdemokraten und Joschka Fischers Grüne Slobodan Milosevic mit Adolf Hitler vergleichen und zum humanitären Krieg aufrufen.

Die US-freundliche Presse wettert daraufhin gegen den Bundeskanzler los, indem sie ihm die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes nach der Wiedervereinigung anlastet. Die Christdemokraten werden in den Wahlen von 1998 von einer rot-grünen Welle weggespült. Schröder wird Bundeskanzler und ernennt Fischer zum Außenminister. Bald darauf wird Helmut Kohl und seinem Umfeld vorgeworfen, geheime Gelder der CDU angenommen zu haben, aber er weigert sich, auf Grund eines Versprechens, die Namen der Spender bekanntzugeben. Angela Merkel veröffentlicht daraufhin eine Stellungnahme in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», [1] um sich von ihrem Mentor zu distanzieren. Dadurch zwingt sie Helmut Kohl, sich aus der Partei zurückzuziehen, und kurz danach auch den neuen Vorsitzenden der CDU, Wolfgang Schäuble, zurückzutreten. Im Namen der öffentlichen Moral übernimmt sie so den Vorsitz der Partei. In der Folge passt sie sich der christdemokratischen Moral an und heiratet ihren Lebenspartner.

Von nun an wird Angela Merkel von zwei wichtigen Pressegruppen offen unterstützt. Sie kann auf Friede Springer zählen, der Erbin der Axel-Springer-Gruppe (180 Zeitungen und Zeitschriften, darunter «Bild», «Die Welt»). Die Journalisten der Gruppe müssen eine Verlagsklausel unterschreiben, die festlegt, dass sie sich für die Entwicklung der Transatlantischen Verbindungen und für die Verteidigung des Staates Israel einsetzen. Angela Merkel kann auch auf ihre Freundin Liz Mohn zählen, Direktorin der Bertelsmann-Gruppe, Nummer 1 der europäischen Medien (RTL, Prisma, Random House usw.). Frau Mohn ist auch Vizepräsidentin der Bertelsmann-Stiftung, die den intellektuellen Stützpfeiler der euro-amerikanischen Verbindungen bildet.

Angela Merkel stützt sich auf die Ratschläge von Jeffrey Gedmin, der vom Bush-Clan speziell für sie nach Berlin geschickt wurde. Dieser Lobbyist hat zuerst für das American Enterprise Institute (AEI) [2] unter der Direktion von Richard Perle und der Frau von Dick Cheney gearbeitet. Er ermutigt sie sehr, den Euro dem Dollar anzupassen. In der AEI hat er zuvor die New Atlantic Initiative (NAI) geleitet, die alle wichtigen amerikafreundlichen Generäle und Politiker Europas vereinte. Er hat auch am Project for a New American Century (PNAC) mitgewirkt und das Kapitel über Europa in diesem Programm der Neokonservativen verfasst. Dort schreibt er, dass die EU unter der Kontrolle der Nato bleiben muss und dass dies nur möglich sein werde, wenn «die europäischen Forderungen nach Emanzipation» geschwächt werden können. [3] Gleichzeitig ist er auch Verwalter des CCD (Council for a Community of Democracies), [4] der eine Uno der zwei Geschwindigkeiten fordert, und er übernimmt die Leitung des Aspen-Instituts in Berlin. [5] Das Angebot seines Freundes John Bolton, [6] Stellvertretender Botschafter der USA bei der Uno zu werden, lehnt er ab, damit er sich ganz der Betreuung von Angela Merkel widmen kann. 2003 vertraut das State Departement Jeffrey Gedmin und Craig Kennedy ein ausgedehntes Programm für «öffentliche Diplomatie» an, das heißt für Propaganda, welches unter anderem die geheime Subvention von Journalisten und Meinungsbildungsstellen in Westeuropa beinhaltet. [7] 2003 widersetzt sich Gerhard Schröder der anglo-amerikanischen Operation im Irak. Angela Merkel veröffentlicht daraufhin eine Stellungnahme in der Washington Post, [8] in der sie die Chirac-Schröder-Doktrin der Unabhängigkeit Europas zurückweist, ihre Dankbarkeit und Freundschaft gegenüber «Amerika» betont und den Krieg unterstützt.

Im Mai 2004 verwirrt sie die Situation, indem sie die Wahl des Bankiers Horst Köhler zum Bundespräsidenten durchsetzt, dem Hauptredaktor des Maastrichter Vertrags, dem Vertrag zur Einführung des Euro, und ehemaligen Präsidenten der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und Direktor des IWF. Daraufhin lanciert sie eine «patriotische» Kampagne gegen den radikalen Islamismus.
Während der ganzen Kampagne für die Bundestagswahlen von 2005 prangert sie die steigenden Arbeitslosenzahlen an und die Unfähigkeit der Sozialdemokraten, diese einzudämmen. Die CDU erhält daraufhin in den Umfragen einen Vorsprung von 21 Prozentpunkten. In dieser Situation veröffentlicht ihr geheimer Berater Jeffrey Gedmin in «Der Welt» einen offenen Brief an sie. Nachdem er das deutsche Wirtschaftsmodell kritisiert hat, schreibt er weiter: «Bevor Sie das Land voranbringen können, müssen Sie diese Nostalgiker intellektuell überwältigen. Sollte Herr Sarkozy Herrn Chirac nachfolgen, wird Frankreich vielleicht einen Aufschwung erleben. Es wäre schade, wenn Deutschland weiter zurückfiele.»

Dieser Einladung folgend, gibt Angela Merkel endlich ihre Lösungsvorschläge bekannt. Sie schiebt einen ihrer Berater, den ehemaligen Richter am Verfassungsgerichtshof, Paul Kirchhof, vor und betraut ihn mit der Initiative «Neue Soziale Marktwirtschaft». [9] Sie kündigt den Stopp der Progression der Einkommenssteuer an: der Prozentsatz soll der gleiche sein für Bedürftige wie für Superreiche. Gerhard Schröder, der scheidende Bundeskanzler, kritisiert dieses Projekt in einer Fernsehdiskussion scharf. Der Vorsprung der CDU wird pulverisiert. Schließlich erhält die CDU 35% der Stimmen und die SPD 34%, der Rest verteilt sich unter den kleineren Parteien. Die Deutschen wollen Schröder nicht mehr, aber sie wollen auch Merkel nicht. Nach langwierigen und mühsamen Verhandlungen wird eine große Koalition gebildet: Angela Merkel wird Bundeskanzlerin, aber sie muss die Hälfte der Ministerposten an die Opposition abgeben.

Anlässlich der israelischen Intervention in Libanon setzt sie den Einsatz der deutschen Flotte im Rahmen der FINUL durch, indem sie erklärt: «Wenn die Daseinsberechtigung Deutschlands darin besteht, das Existenzrecht von Israel zu garantieren, können wir jetzt, wo dessen Existenz in Gefahr ist, nicht untätig bleiben.» Seit dem 1. Januar 2007 steht Angela Merkel der Europäischen Union vor. Sie macht aus ihrem Ansinnen keinen Hehl, Frankreich und die Niederlande zu zwingen, eine zweite Version des Entwurfs für eine europäische Verfassung anzunehmen, obwohl diese Länder eine erste Version in einem Referendum abgelehnt haben. Auch verbirgt sie ihre Absicht nicht, das Projekt des Zusammenschlusses der nordamerikanischen Freihandelszone mit der europäischen zur Bildung eines «großen transatlantischen Marktes» – den Vorstellungen von Sir Leon Brittan entsprechend – wiederzubeleben

Thierry Meyssan  |  Übersetzung aus dem Französischen: Zeit-Fragen

[1] Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22.12.1999.

[2] «L’Institut américain de l’entreprise à la Maison-Blanche», Réseau Voltaire vom 21.6.2004.

[3] «Europe and Nato: Saving the Alliance» von Jeffrey Gedmin in Present Dangers. Crisis and Opportunity in American Foreign and Defense Policy unter der Leitung von Robert Kagan et William Kristol, Encounter Books 2000.

[4] «La démocratie forcée» von Paul Labarique, Réseau Voltaire vom 25.1.2005.

[5] «L’Institut Aspen élève les requins du business», Réseau Voltaire vom 2.9.2004.

[6] «John Bolton et le désarmement par la guerre», Réseau Voltaire vom 30.11.2004.

[7] «Selling America, Short» von Jeffrey Gedmin und Craig Kennedy, The National Interest Nr. 74, Winter 2003.

[8] «Schroeder Doesn’t Speak for All Germans» von Angela Merkel, The Washinton Post vom 20.2.2003.

[9] Dieser Think tank beruft sich auf die soziale Marktwirtschaft, die Bundeskanzler Ludwig Erhard in Abstützung auf den Marshall-Plan 1963–66 einrichtete.
Thierry Meyssan

Thierry Meyssan Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des Réseau Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable imposture : Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007).

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Wie die jeweiligen Staatenlenker, oder auch hochrangigen Politiker von der CIA ausgesucht, ins Amt gebracht und wenn nötig, gemaßregelt werden, wird auch in den folgenden Beiträgen veranschaulicht:


18.02.2015 [Quelle: voltairenet.org von Georgy Voskresensky]
Amerikanische Nachrichten-Waffe
gegen europäische Politiker

Orban, Zeman, Berlusconi, Strauss-Kahn und jetzt Merkel – sie alle wurden Ziele von US-Präzisionsschlägen, die mit der Informations-Waffe gegen jene europäische Politiker abgefeuert wurden, die nach Washingtons Meinung in außenpolitischen Fragen zu unabhängig geworden sind. Georgy Voskresensky enthüllt militante Freundschaften von Angela Merkel, als sie noch Mitglied der sozialistischen DDR- Jugendorganisation war.

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Quelle: voltairenet.org (verlinkt)

Anonymous erschien zum ersten Mal im Jahr 2003 auf Internet-Bildforen als eine Hacker-Gruppe, welche die Meinungsfreiheit verteidigt und als «anarchist global digital brain» wirkt. Es ist ein Instrument oder eine Waffe, die im Informationskrieg verwendet wird. Sie hat einen Vorteil - in vielen Fällen ist es extrem schwer zu definieren, wer genau sie verwendet. Aber es gab kein Problem dieser Art als Anonymous eine Fotoreportage von 1993 über Angela Merkel veröffentlichte, als sie beim Jugendclub Elbterrassen auf Besuch war und dort ein paar Skinhead und andere Freunde traf, von denen einer einen Hiltlergruß [1] machte.

Berlin reagierte mit geeigneten Erklärungen, aber es ist nicht das was wichtig ist. Die Veröffentlichung von 12 Jahre alten Bildern fand direkt vor Kanzlerin Merkels Besuch in Washington am 9. Februar statt und nach dem Treffen zwischen dem deutschen Bundeskanzler, dem französischen Präsidenten François Hollande und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau, das viele Stunden dauerte.

Anonymous fragte ob ein Politiker, der Mitglied der sozialistischen DDR- Jugendorganisation war, ein «Ostberliner Spion» und der mit Nazis umging, vertrauenswürdig sein könnte, um Deutschland zu dirigieren.

Diesem Informations-Angriff ging ein wichtiges Ereignis voraus – die Kanzlerin war gegen die Idee, der Ukraine tödliche Waffen zu liefern. Angela Merkel nahm an der Münchner Sicherheitskonferenz am 7. Februar teil und sagte «die Fortschritte, die die Ukraine braucht, können nicht mit mehr Waffen erreicht werden.» Sie wiederholte diese Haltung mehrmals während eines Besuchs in den Vereinigten Staaten und Kanada. In Amerika reagierten Senator John McCain und Victoria Nuland, die stellvertretende Staatssekretärin für europäische und eurasische Angelegenheiten, als erste. Der Senator verglich Angela Merkels und François Hollandes Gespräche mit Wladimir Putin, mit Neville Chamberlains Beschwichtigungs-Politik gegenüber Hitler. Frau Nuland wendete wie üblich eine obszöne Sprache an, als sie über das Haupt des führenden europäischen Staates sprach.

Es sei darauf hingewiesen, dass die US-Sonderdienste schon seit langem Informationen gründlich gesammelt haben, die in einer oder anderer Weise gegen die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland benutzt werden können. Im Oktober 2013 wurde bekannt, dass die NSA (National Security Agency) Angelas Handy abgehört hat und der Skandal brach aus, weil herauskam, dass die Agentur Frau Merkel seit mehr als 10 Jahren schon unter Beobachtung gehalten hatte. Sie hätte nicht erwartet und hätte auch nicht darauf bestanden, eine Entschuldigung zu erhalten, aber es sei ein schwerer Vertrauensbruch und würde große Anstrengungen kosten, um das Vertrauen wieder herzustellen, sagte die Kanzlerin. Worte wären nicht genug. Die Situation diktierte die Notwendigkeit zu Änderungen. Damals konnte die Kanzlerin kaum ihre Empörung unterdrücken. Washington blieb taub gegenüber dem, was sie sagte. Der Telefonabhörkrawall wurde ohne nachfolgende Änderungen einfach erstickt.

Angela Merkel war nicht das erste europäische Staatsoberhaupt, das in der Praxis festgestellt hat, dass Washington jeglichen Ausdruck eines «freien Denkens» der europäischen Verantwortlichen unterdrückte, vor allem, wenn es um Russland geht. Beispiele sind gut bekannt.

Ungarn unterzeichnete unter der Führung von Premierminister Victor Orban einen Vertrag mit Russlands Rosatom, um den Bau von zwei neuen Energie-Einheiten für das 100 km von Budapest entfernte ungarische Kernkraftwerk Paks zu vollenden. Die Vereinigten Staaten verhängten Sanktionen gegen Ungarn. Senator McCain, ein Politiker, der immer sehr voreilig ist, hat den ungarischen Premierminister «einen faschistischen Diktator» genannt. Präsident Putin wird jetzt von Orban eingeladen, Budapest am 17. Februar zu besuchen...

Die US-Regierung ist von der Haltung von Milos Zeman, dem Präsidenten der Tschechischen Republik, frustriert, weil er es wagt, Beweise zu fordern, dass russische Truppen in die Ukraine eingefallen wären und weil er die Vereinigten Staaten und die Europäische Union auffordert, die Sanktionen einzustellen. Amerika benutzt in diesem Land seine Kanäle für eine Kampagne, um den Präsidenten zu diskreditieren.

Zu seiner Zeit als Ministerpräsident von Italien pflegte Silvio Berlusconi zu sagen, dass das gegenseitige Verständnis zwischen Russland und den Vereinigten Staaten ein Grundpfeiler für die europäische Stabilität wäre. Er betonte, die USA hätten verantwortungslos gehandelt, als sie Elemente einer Raketenabwehr in Polen und in der Tschechischen Republik bereitstellten, die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannten und Georgien und die Ukraine in die NATO drängten.

Strauss-Kahn, ehemaliger Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds, fiel während seines Aufenthalts in New York einer gut geplanten und gegen ihn organisierten Provokation zum Opfer und wurde der Vergewaltigung eines schwarzen Hotel-Dienstmädchens beschuldigt. Infolgedessen musste er vor einem US-Gericht erscheinen. Später wurde bekannt, dass das Zimmermädchen gelogen hatte, aber das war nicht wichtig. Strauss-Kahn verlor seine Position im Internationalen Währungsfond und verpasste seine Chance, Präsident von Frankreich zu werden.

Orban, Zeman, Berlusconi, Strauss-Kahn und jetzt Merkel – sie alle wurden Ziele von US-Präzisionsschlägen, die mit der Informations-Waffe gegen jene europäische Politiker abgefeuert wurden, die nach Washingtons Meinung in außenpolitischen Fragen zu unabhängig geworden sind.

Das amerikanische Establishment glaubt, dass Europa gleichgeschaltet handeln müsse und der US-Politik ohne Abweichungen folgen sollte. Seiner Meinung nach ist das die Quintessenz der transatlantischen Zusammenarbeit. Kurz nach einem Treffen mit Merkel, sagte der US-Präsidenten in einem Interview mit Vox selbstzufrieden, dass die USA gezwungen seien, «das stärkste Militär der Welt» zu besitzen. Wie er weiter erklärte [2], «müssen wir gelegentlich Ländern, die nicht tun, was wir brauchen, Daumenschrauben anlegen». Er sagte es unverblümt genug, um keinen Zweifel über die US-Bereitschaft aufkommen zu lassen, jene zu zwingen, die die Ansichten über Weltprobleme anders als die Vereinigten Staaten sehen würden.

Weder europäische noch asiatische US-Verbündete (oder Vasallen?) sollten den geringsten Zweifel darüber haben. Der türkische Präsident Erdogan wird voraussichtlich der nächste sein, dem Daumenschrauben angelegt werden. Es wird ihm nicht verziehen, das Abkommen für die Türkisch-Stream-Gaspipeline mit Putin im vergangenen Jahr unterzeichnet zu haben. Die Uhr tickt.

Autor: Georgy Voskresensky  |  Übersetzung: Horst Frohlich  |  Quelle: Strategic Culture Foundation (Russland)

[1] „Turbulent past bundeskantslera“, Truth in Ukraine, 9. Februar, 2015.

[2] „The Vox Conversation“, Vox.

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27.07.2010 [Quelle: politaia.org]
Die Operation SarkoCIA :Wie die CIA einen ihrer Agenten
zum Präsidenten der Republik Frankreich machte

 Voltairenet.org von Thierry Meyssan

Vorbemerkung: Man soll Nicolas Sarkozy an seinem Handeln messen, nicht an seiner Persönlichkeit. Wenn aber sein Verhalten selbst seine eigenen Wähler überrascht, ist es gerechtfertigt, sich eingehend mit seiner Biographie zu befassen und nach den Verbindungen zu fragen, die ihn an die Macht gebracht haben. Thierry Meyssan hat sich entschieden, die Wahrheit über die Herkunft des Präsidenten der Französischen Republik niederzuschreiben. Alle Informationen des vorliegenden Artikels sind nachprüfbar, mit Ausnahme zweier Behauptungen, die vom Autor als solche kenntlich gemacht sind und für die er die volle Verantwortung übernimmt.

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Quelle: voltairenet.org (verlinkt)

Die Franzosen waren der allzu lange währenden Präsidentschaften von François Mitterrand und Jacques Chirac müde. Sie wählten Nicolas Sarkozy in der Hoffnung, er würde mit seiner Energie dem Land neue vitale Impulse geben. Sie erhofften sich, dass mit dem Sieg Sarkozys die langen Jahre der Stagnation und der überalterten Ideologien ein Ende nähmen. In Wirklichkeit handelten sie sich mit dieser Wahl einen vollständigen Bruch mit allen Prinzipien ein, welche die Grundlage der französischen Nation bilden. Zu ihrer großen Verblüffung stellen die Franzosen heute fest, dass ihr «Super-Präsident» sich täglich eines neuen Dossiers bemächtigt, sowohl die Linke als auch die Rechte auf seine Person einschwört, alle bisher gültigen Orientierungspunkte durcheinander bringt und dadurch ein großes Chaos anrichtet.

Wie Kinder, die eine Dummheit gemacht haben, sind sie nun vor allem damit beschäftigt, Ausreden für das Ausmaß der angerichteten Schäden und ihrer Naivität zu suchen. Nur eines tun sie nicht, was sie schon lange hätten tun sollen: einmal hinzusehen, wer dieser Nicolas Sarkozy in Wirklichkeit ist.

Das ist nicht so einfach, denn der Mann ist geschickt. Wie ein gerissener Taschenspieler lenkt er die Aufmerksamkeit ab, zum Beispiel indem er sein Privatleben öffentlich in Szene setzt und in «People-Illustrierten» ­posiert, bis sein politischer Werdegang vergessen geht.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Sinn dieses Beitrages ist es nicht, Nicolas Sarkozy seine familiären, freundschaftlichen und beruflichen Beziehungen vorzuwerfen, sondern dass er den Franzosen seine Bindungen vorenthalten hat und sie hat glauben machen, sie wählten einen freien Mann.

Um zu verstehen, wie es kommt, dass ein Mann, den heute fast alle übereinstimmend als den Agenten der Vereinigten Staaten und Israels wahrnehmen, Chef der gaullistischen Partei Frankreichs und dann Präsident der Republik Frankreich hat werden können, muss man das Rad der Geschichte zurückdrehen, und zwar ziemlich weit. Wir müssen etwas ausholen, um aufzeigen zu können, wer die Protagonisten sind, die heute für ihre Dienste belohnt werden.
Familiengeheimnisse

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges arbeiten die amerikanischen Geheimdienste mit dem italo-amerikanischen Mafiaboss Lucky Luciano zusammen, um die Sicherheit der amerikanischen Häfen zu garantieren und die Landung der Alliierten in Sizilien vorzubereiten. Die Kontakte von Luciano mit den amerikanischen Geheimdiensten laufen über Frank Wisner sen. Später, nachdem der «Pate» wieder auf freiem Fuss ist und sich nach Italien «ins Exil» abgesetzt hat, laufen sie über seinen korsischen «Botschafter» Etienne Léandri.

1958 fassen die Vereinigten Staaten – beunruhigt über einen möglichen Sieg des FLN in Algerien, der Nordafrika dem sowjetischen Einfluss preisgäbe – den Entschluss, in Frankreich einen Militärputsch zu organisieren. Die Operation wird in Zusammenarbeit zwischen dem Planungsstab der CIA, theoretisch unter der Leitung von Frank Wisner sen., und der Nato vorbereitet. Aber Wisner leidet an fortgeschrittener Demenz, so dass sein Nachfolger, Allan Dulles, die Operation überwacht. Von Algier aus rufen französische Generäle einen «Öffentlichen Wohlfahrtsausschuss» ins Leben, der auf die Zivilregierung in Paris Druck ausübt und sie dazu zwingt, General de Gaulle unbeschränkte Handlungsvollmacht zu erteilen, ohne auf militärische Mittel zurückgreifen zu müssen. [1].

Charles de Gaulle ist jedoch keine Schachfigur, die sich von den Angelsachsen beliebig manipulieren lässt. In einem ersten Schritt versucht er, sich aus dem kolonialen Dilemma zu befreien, indem er den überseeischen Territorien Frankreichs, innerhalb einer französischen Union, eine weitgehende Autonomie zugesteht. Aber es ist schon zu spät, das französische Kolonialreich noch zu retten, denn die kolonisierten Völker glauben nicht mehr an die Versprechungen der Metropole und fordern ihre Unabhängigkeit. Nach aufwendigen Repressionsfeldzügen gegen die Unabhängigkeitsbewegungen muss de Gaulle sich ins Unausweichliche fügen. Er beweist eine seltene politische Weitsicht, indem er beschliesst, allen französischen Kolonien die Unabhängigkeit zu gewähren.

Diese Umkehr bedeutet für die Mehrheit jener, die ihn an die Macht gebracht haben, Verrat. Die CIA und die Nato unterstützen in der Folge jeden Komplott, der zum Ziele hat, ihn zu eliminieren; dazu gehören ein misslungener Staatstreich sowie an die 40 Mordversuche. [2] Trotzdem billigen einige seiner Anhänger seine politische Entwicklung. Sie gründen um Charles Pasqua den SAC, eine Art Schutzmiliz für de Gaulle.

Pasqua ist korsischer Bandit und ehemaliger Kämpfer der französischen Résistance. Er ist mit der Tochter eines kanadischen Alkoholschmugglers verheiratet, der während der Prohibition ein Vermögen kassiert. Er ist Direktor des Unternehmens Ricard, das zuerst Absinth, ein illegales alkoholisches Getränk, vertreibt und sich nachher durch die Produktion von Anisschnaps zum respektablen Unternehmen mausert. Trotzdem deckt das Unternehmen verschiedenste Arten illegaler Geschäfte im Zusammenhang mit der italienischstämmigen New Yorker Familie Genovese, derjenigen von Lucky Luciano. Es erstaunt deshalb nicht, dass Pasqua sich an Etienne Léandri, den «Botschafter» Lucianos, wendet, um starke Jungs für seine gaullistische Miliz [3] zu rekrutieren. Ein dritter Mann spielt eine Schlüsselrolle beim Aufbau des SAC: der Korse Achille Peretti, ehemaliger Bodyguard von de Gaulle.

Solcherart geschützt, entwirft de Gaulle mit großem Mut eine Politik der nationalen Unabhängigkeit. Zwar bestätigt er die Zugehörigkeit Frankreichs zum Atlantikpakt, aber er stellt den angelsächsischen Führungsanspruch in Frage. Er widersetzt sich dem Beitritt des Vereinigten Königreichs zum Europäischen Binnenmarkt (1961 und 1967). Er spricht sich gegen den Aufmarsch der Uno-Blauhelme im Kongo aus (1961). Er ermutigt die lateinamerikanischen Staaten, sich vom US-Imperialismus zu befreien (Rede von Mexiko, 1964). Er zwingt die Nato, französisches Territorium zu verlassen und zieht sich vom integrierten Kommando des Atlantik-Paktes zurück (1966). Er kritisiert den Vietnam-Krieg (Rede von Phnom-Penh, 1966). Er verurteilt den israelischen Expansionismus im Sechstage-Krieg (1967). Er unterstützt die Unabhängigkeitsbestrebungen von Québec (Rede von Montréal, 1967) usw.

Gleichzeitig konsolidiert de Gaulle die Großmacht Frankreich, indem er einen militärisch-industriellen Komplex – inklusive der nuklearen Streitmacht – aufbaut und Frankreichs Energieversorgung sichert. Geschickt entfernt er die störend gewordenen Korsen aus seinem Umfeld, indem er ihnen Missionen im Ausland anvertraut. Etienne Léandri wird zum Geschäftsführer der elf-Gruppe (heute Total) [4], Charles Pasqua avanciert zum Vertrauensmann der Staatschefs der französischsprachigen afrikanischen Länder.

De Gaulle ist sich bewusst, dass er die Angelsachsen nicht an allen Fronten gleichzeitig herausfordern kann. Deshalb liiert er sich mit der Familie Rothschild. So beruft er als Ministerpräsidenten den Handlungsbevollmächtigten der Bank, Georges Pompidou. Die beiden Männer bilden ein effizientes Tandem. Die politische Kühnheit des ersten verliert den wirtschaftlichen Realismus des zweiten Mannes nie aus dem Auge.

Als de Gaulle 1969 demissioniert, folgt ihm Georges Pompidou für kurze Zeit im Amt des Staatspräsidenten, bevor er einem Krebsleiden zum Opfer fällt. Die Gaullisten der ersten Stunde widersetzen sich seiner Führerschaft, weil sie seinem anglophilen Hang nicht trauen. Sie schreien Verrat, als Pompidou, sekundiert von seinem Generalsekretär Edouard Balladur, dem «tückischen Reich Albions» (England) den Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) ermöglicht.
Wie Nicolas Sarkozy «fabriziert» wurde

Nachdem die Kulisse steht, wenden wir uns unserem Hauptakteur zu, Nicolas Sarkozy. Er ist als Sohn eines ungarischen Aristokraten 1955 geboren. Sein Vater ist Pal Sarkösy de Nagy-Bocsa, der aus der Roten Armee geflohen ist und in Frankreich politisches Asyl gefunden hat, seine Mutter eine nichtadelige Jüdin aus Thessaloniki. Das Paar hat 3 Kinder (Guillaume, Nicolas und François), später kommt es zur Trennung. Pal Sarkösy de Nagy-Bocsa verheiratet sich zum zweiten Mal mit einer Aristokratin, Christine de Ganay, mit der er 2 Kinder hat (Pierre-Olivier und Caroline). Nicolas wird nicht nur von seinen Eltern erzogen, sondern in der neu zusammengesetzten Familie herumgereicht.

Seine Mutter ist indessen Sekretärin von Achille Peretti geworden. Als Mitbegründer der SAC hat dieser ursprüngliche Leibwächter de Gaulles eine brillante politische Karriere durchlaufen. Er ist zum Parlamentsabgeordneten, zum Gemeindepräsidenten von Neuilly-sur-Seine, dem reichsten Villen-Vorort von Paris, und schließlich zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt worden.

Unglücklicherweise sieht sich Achille Peretti 1972 mit massiven Beschuldigungen konfrontiert. In den Vereinigten Staaten enthüllt das Magazin Time die Existenz einer geheimen kriminellen Organisation, die «Korsische Union», die einen großen Teil des Rauschgifthandels zwischen Eu­ropa und Amerika kontrollieren soll, die berüchtigte «French Connection», welche Hollywood später verfilmt hat. Time stützte sich auf parlamentarische Hearings und auf eigene Recherchen ab und zitiert in diesem Zusammenhang den Namen eines Mafiabosses, Jean Venturi, der einige Jahre zuvor in Kanada verhaftet worden ist. Dieser Venturi ist niemand anders als ein Vertreter von Charles Pasquas Getränkeunternehmen Ricard. Es werden auch weitere Namen von Familien der «Korsischen Union» zitiert, darunter die Perettis. Achille bestreitet jede Schuld, muss aber von der Präsidentschaft der Nationalversammlung zurücktreten und entgeht nur mit Mühe einem «Selbstmord».

1977 trennt sich Pal Sarkösy de Nagy-Bocsa von seiner zweiten Ehefrau, Christine de Ganay. Diese liiert sich mit der damaligen Nummer 2 im amerikanischen Aussenministerium. Sie verheiratet sich mit ihm und bezieht ein gemeinsames Domizil in den Vereinigten Staaten. Die Welt ist klein, man weiß es: Ihr neuer Ehemann ist niemand anders als Frank Wisner jun., Sohn des ehemaligen CIA-Direktors Frank Wisner sen. Die Aufgaben von Frank Wisner jun. in der CIA sind nicht bekannt, es ist aber klar, dass er dort eine wichtige Rolle spielt. Nicolas, der weiter enge Beziehungen mit seiner Stiefmutter, seinem Halbbruder und seiner Halbschwester unterhält, wendet sich den Vereinigten Staaten zu und kommt dort in den «Genuss» von Bildungsprogrammen des amerikanischen Aussenministeriums.

Gleichzeitig ist Nicolas Sarkozy Mitglied der gaullistischen Partei. Er geht bei Charles Pasqua aus und ein, eine Beziehung, die er nicht nur deswegen pflegt, weil Pasqua eine nationale Führungsfigur ist, sondern auch ­politischer Verantwortlicher der Parteisektion des Departementes Hauts-de-Seine.

1982 schließt Nicolas Sarkozy sein Studium der Rechte ab und akkreditiert sich bei der französischen Anwaltskammer. Er heiratet die Nichte von Achille Peretti, Charles Pasqua ist Trauzeuge. Als Anwalt verteidigt er die Interessen der korsischen Freunde seiner politischen Mentoren. Er erwirbt sich ein Anwesen im korsischen Vico auf der «île de beauté» und trägt sich mit dem Gedanken, seinem Namen einen korsischen Anstrich zu geben, indem man das «y» durch ein «i» ersetzte: Sarkozi.

Im folgenden Jahr wird er an Stelle seines Schwiegeronkels, Achille Peretti, der einer Herzattacke erlegen ist, zum Bürgermeister von Neuilly-sur-Seine gewählt.

Schon bald betrügt Nicolas Sarkozy seine Frau. Ab 1984 beginnt er eine heimliche Liaison mit Cécilia, der Gattin des berühmtesten Fernsehmoderators des damaligen Frankreichs, Jacques Martin. Er lernte das Paar kennen, als er in seiner Funktion als Bürgermeister von Neuilly dessen zivile Trauung vollzog. Das Doppelleben dauerte 5 Jahre, dann verliessen die 2 Verliebten ihre jeweiligen Ehepartner und bauten sich ein gemeinsames Zuhause auf.

Nicolas Sarkozy war 1992 Trauzeuge bei der Hochzeit von Jacques Chiracs Tochter Claude mit einem für seine Leitartikel im Figaro bekannten Journalisten. Sarkozy liess es sich nicht nehmen, Claude zu verführen und eine kurze Beziehung mit ihr zu führen, während er offiziell mit Cécilia lebte. Der betrogene Ehemann beging in der Folge durch exzessiven Drogenkonsum Suizid. Der Bruch zwischen Chirac und Nicolas Sarkozy war heftig und endgültig.

1993 verliert die Linke die Parlamentswahlen. Präsident François Mitterrand weigert sich zurückzutreten und geht eine Kohabitation mit dem rechten Premierminister ein. Jacques Chirac, der Staatspräsident werden will und plant, mit Edouard Balladur ein Tandem zu bilden wie de Gaulle und Pompidou es einst gebildet haben, weigert sich in der Folge erneut, Premierminister zu werden und überlässt den Platz Edouard Balladur, seinem «Freund seit 30 Jahren». Trotz seiner zwielichtigen Vergangenheit wird Charles Pasqua Innenminister der neuen Regierung. Er behält den Handel mit dem marokkanischen Marihuana fest in der Hand und profitiert von seiner Position, um seine anderen Aktivitäten zu legalisieren, indem er die Kontrolle über die Kasinos, die Glücksspiele und die Pferderennen im französischsprachigen Afrika übernimmt. Er bahnt auch Verbindungen in Saudi-Arabien und in Israel an und wird Ehrenoffizier des Mossad. Nicolas Sarkozy seinerseits wird Haushaltsminister und Regierungssprecher. In Washington hat Frank Wisner jun. die Nachfolge von Paul Wolfowitz als Verantwortlicher für politische Planung im Verteidigungsministerium übernommen. Niemand bemerkt die Beziehungen, die ihn an den französischen Regierungssprecher binden.

In dieser Zeit treten innerhalb der gaullistischen Partei wieder die gleichen Spannungen auf, wie sie 30 Jahre zuvor zwischen den traditionellen Gaullisten und der durch Balladur verkörperten Rechten der Finanzwelt bestanden hatten. Neu daran ist, dass Charles Pasqua und mit ihm der junge Nicolas Sarkozy Jacques Chirac verraten, um sich der Rothschild-Linie anzunähern. Alles gerät durcheinander. 1995 erreicht der Konflikt seinen Höhepunkt, als Edouard Balladur bei den Präsidentschaftswahlen als Gegenkandidat zu seinem ehemaligen Freund Jacques Chirac auftritt und geschlagen wird. Den Instruktionen von London und Washington folgend, eröffnet die Regierung Balladur Beitrittsverhandlungen der Staaten Mittel- und Osteuropas zur Europäischen Union und zur Nato, da diese nun von der sowjetischen Vormundschaft befreit sind.

Nichts geht mehr in der gaullistischen Partei, in der die Freunde von gestern nahe daran sind, sich gegenseitig umzubringen. Um seine Wahlkampagne zu finanzieren, versucht Edouard Balladur, die schwarze Kasse der gaullistischen Partei unter seine Kontrolle zu bringen, die in der doppelten Buchführung der Ölfirma elf verborgen war. Kaum ist der alte Etienne Léandri tot, werden von den Richtern Hausdurchsuchungen in dieser Gesellschaft angeordnet, die Direktoren werden verhaftet. Balladur, Pasqua und Sarkozy werden sich dieser Beute nie mehr bemächtigen können.
Die Durchquerung der Wüste

Während der gesamten Dauer seines ersten Mandats hält Jacques Chirac Nicolas Sarkozy auf Distanz. Während dieser langen Durchquerung der Wüste hält sich dieser im Hintergrund. Auf diskrete Weise knüpft er weiter Beziehungen zu den Finanzkreisen.

1996 heiratet Nicolas Sarkozy Cécilia, nachdem es ihm endlich gelungen ist, ein nicht enden wollendes Scheidungsverfahren zum Abschluss zu bringen. Trauzeugen sind zwei Milliardäre, Martin Bouygues und Bernard Arnaud, der reichste Mann Frankreichs.
Letzter Akt

Lange vor der Irak-Krise planen Frank Wisner jun. und seine Kollegen aus der CIA die Vernichtung der gaullistischen Strömung und den Machtanstieg von Nicolas Sarkozy. Sie handeln in 3 Etappen: zunächst die Ausschaltung der Führung der gaullistischen Partei und die Übernahme der Kontrolle über diesen Apparat; dann die Ausschaltung des Hauptrivalen auf der Rechten, sodann die Benennung eines gaullistischen Präsidentschaftskandidaten und schließlich die Ausschaltung jedes ernsthaften Herausforderers auf der Linken. So konnte man sichergehen, dass Nicolas Sarkozy die Präsidentschaftswahlen gewinnen würde.

Jahrelang wurden die Medien durch die postumen Enthüllungen eines Immobilienagenten in Atem gehalten. Ehe er an einer schweren Krankheit verstarb, hat er aus einem nie geklärten Grund ein Bekenntnis auf Video aufgenommen. Aus einem noch viel unklareren Grund landet die «Kassette» in den Händen eines Direktionsmitglieds der Sozialistischen Partei, Dominique Strauss-Kahn, der sie indirekt an die Presse weiterleitet. Wenn auch die Geständnisse des Agenten auf keine Gerichtsverfahren hinauslaufen, so öffnen sie doch eine Büchse der Pandora. Hauptopfer der Affären im Gefolge der Kassette ist Ministerpräsident Alain Juppé. Um Chirac zu schützen, übernimmt er die Verantwortung für alle Strafhandlungen. Die Kaltstellung von Juppé öffnet Nicolas Sarkozy den Weg zur Übernahme der Führung der gaullistischen Partei.

Sarkozy nützt die Lage, um Jacques Chirac zu zwingen, ihn erneut in die Regierung aufzunehmen, trotz ihres gegenseitigen Hasses. So wird er schließlich Innenminister. Ein Fehler! An diesem Posten kontrolliert er die Präfekten und den Inlandsgeheimdienst, die er benutzt, um die wichtigsten Behörden zu unterwandern.

Er kümmert sich auch um die korsischen Belange. Dort ist der Präfekt Claude Erignac umgebracht worden. Obwohl niemand für diese Tat die Verantwortung übernommen hat, wird dieser Mord sofort als eine Herausforderung der Unabhängigkeitsbewegung an die Regierung interpretiert. Nach einer langen Verfolgungsjagd gelingt es der Polizei, einen fliehenden Verdächtigen festzunehmen, Yvan Colonna, Sohn eines sozialistischen Parlamentariers. Ohne Rücksicht auf die Unschuldsvermutung gibt Nicolas Sarkozy die Festnahme bekannt und bezeichnet den Verdächtigen als den Mörder. 2 Tage vor der Volksabstimmung in Korsika, die der Innenminister Sarkozy anberaumt hat, um den Status der Insel zu verändern, kommt eine solche Neuigkeit sehr gelegen. Was auch immer die Gründe dafür sind, die Abstimmenden verwerfen das Projekt Sarkozys, das – nach gewissen Aussagen – die Interessen der Mafia unterstützt hätte.

Obwohl Yvan Colonna später für schuldig befunden wurde, hat er immer seine Unschuld beteuert, es wurde auch kein materieller Beweis gegen ihn gefunden. Seltsamerweise hat sich dieser Mann völlig in Schweigen gehüllt und es vorgezogen, verurteilt zu werden als preiszugeben, was er wusste. Wir können hier auch folgendes aussagen: Der Präfekt Erignac ist nicht von Nationalisten getötet worden, sondern von einem bezahlten Killer, der sofort nach der Tat nach Angola gebracht wurde, wo er im Sicherheitsdienst der elf-Gruppe unterkam. Sein Tatmotiv hängt mit den früheren Funktionen Erignacs als Verantwortlicher für die afrikanischen Beziehungen von Charles Pasqua im Ministerium für Kooperation zusammen. Was Yvan Colonna betrifft, so ist er seit Jahrzehnten ein persönlicher Freund von Nicolas Sarkozy. Auch deren Kinder kannten sich gut.

Eine neue Affäre platzt: Falsche Namenlisten kommen in Umlauf, die verschiedene Persönlichkeiten fälschlicherweise bezichtigen, bei Clearstream in Luxemburg geheime Bankkonten zu besitzen. Unter den belasteten Personen findet man auch Nicolas Sarkozy. Er reicht Klage ein und deutet an, dass sein Rivale für die Präsidentschaftswahlen auf der rechten Seite des gaullistischen Spektrums, Ministerpräsident Dominique de ­Villepin, dieses Ränkespiel organisiert habe. Er macht kein Hehl daraus, dass er ihn ins Gefängnis werfen will.

In Wirklichkeit sind diese Listen von Mitgliedern einer französisch-amerikanischen Stiftung [5] in Umlauf gesetzt worden, ihr Präsident ist John Negroponte, ihr Geschäftsführer Frank Wisner jun. Den Richtern ist allerdings ein Umstand nicht bekannt, den wir hier preisgeben: Die besagte Namenliste ist in London durch ein von der CIA und dem MI6 gemeinsam benutztes Büro namens Hakluyt & Co hergestellt worden. Dessen Geschäftsführer ist ebenfalls Frank Wisner jun.!

Villepin widerspricht entschieden allen Beschuldigungen, trotzdem wird gegen ihn ermittelt, es wird ihm Hausarrest auferlegt, so dass er de facto mindestens zeitweilig vom politischen Leben ferngehalten wird. Rechts ist der Weg für Nicolas Sarkozy somit frei.

Nun müssen nur noch die Kandidaturen der Opposition neutralisiert werden. Die Mitgliederbeiträge für die sozialistische Partei sind auf ein symbolisches Niveau gesenkt worden, um neue Parteimitglieder zu gewinnen. Plötzlich treten Tausende junger Menschen neu in die Partei ein. Unter ihnen sind mindestens zehntausend in Wirklichkeit Mitglieder einer trotzkistischen Partei, die sich auf Pierre Lambert, deren Begründer, beruft. Diese kleine linksextreme Gruppierung hatte sich bereits während des kalten Krieges in den Dienst der CIA gestellt, um die stalinistischen Kommunisten zu bekämpfen (Sie entspricht in etwa der SD/USA von Max Shatchman, der die Neokonservativen in den USA ausgebildet hat). [6] Es ist nicht das erste Mal, dass die «Lambertisten» die sozialistische Partei infiltrieren. Sie haben dort 2 CIA-Agenten plaziert, die Berühmtheit erlangt haben: Lionel Jospin (späterer Ministerpräsident) und Jean-Christophe Cambadélis, der wichtigste Berater von Dominique Strauss-Kahn. [7]

Innerhalb der sozialistischen Partei werden Primärwahlen organisiert, um den Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen zu bestimmen. 2 Persönlichkeiten stehen zur Wahl: Laurent Fabius und Ségolène Royal. Nur der erstere stellt eine Gefahr für Sarkozy dar. Dominique Strauss-Kahn steigt ins Rennen, mit dem Auftrag, Fabius im letzten Moment zu eliminieren. Dies gelingt dank der Stimmen der eingeschleusten «Lambertisten», die nicht für ihn, sondern für Royal stimmen. Diese Aktion ist möglich, da Strauss-Kahn schon lange auf der Gehaltsliste der Vereinigten Staaten steht. Die Franzosen wissen nicht, dass er in Stanford lehrt, wo er durch die Vorsteherin der Universität, Condoleezza Rice, eingestellt worden ist. [8].

Gleich nach seiner Amtsübernahme bedanken sich Nicolas Sarkozy und Condoleezza Rice bei Strauss-Kahn, indem sie ihn an die Spitze des Internationalen Währungsfonds wählen lassen.
Erste Tage im Elysée

Am Abend des zweiten Wahlgangs der Präsidentschaftswahlen, als die Meinungsforschungsinstitute seine Wahl als wahrscheinlich ankündigen, hält Sarkozy in seinem Wahlkampf-Hauptquartier eine kurze Ansprache an die Nation. Dann, entgegen aller Gewohnheiten, feiert er den Sieg nicht mit den Anhängern seiner Partei, sondern er begibt sich ins «Fouquet’s». Das berühmte Restaurant an den Champs Elysées, früher der Begegnungsort der «Union Corse», ist heute im Besitz des Casino-Besitzers Dominique Desseigne. Er hat es dem gewählten Präsidenten zur Verfügung gestellt, um seine Freunde und die wichtigsten Spender des Wahlkampfes zu empfangen. Ungefähr hundert geladene Gäste drängen sich hier, die reichsten Männer Frankreichs, Seite an Seite mit den Casino-Besitzern. Daraufhin gönnt sich der gewählte Präsident einige Tage wohlverdienter Ruhe. Nachdem er mit einem Privatjet Falcon-900 nach Malta geflogen worden ist, ruht er sich auf der 65-Meter-Yacht seines Freundes Vincent Bolloré aus, einem Milliardär, der seine Ausbildung in der Bank Rothschild genossen hat.

Dann endlich wird Nicolas Sarkozy als Präsident der Französischen Republik eingesetzt. Das erste Dekret, das er unterschreibt, ist nicht die Bekanntgabe einer Amnestie, sondern die Bewilligung für die Kasinos seiner Freunde Desseigne und Partouche, dort noch mehr Glücksspielautomaten aufzustellen.

Er bildet seine Arbeitsteams und seine Regierung. Nicht unerwartet findet man darin einen ziemlich zweifelhaften Kasino-Besitzer (als Minister für Jugend und Sport) und den Lobbyisten der Kasinos seines Freundes Desseigne (der Pressesprecher der «gaullistischen» Partei wird).

Nicolas Sarkozy stützt sich vor allem auf vier Männer: – Claude Guéant, Generalsekretär des Elysée-Palastes. Es handelt sich um die ehemalige rechte Hand von Charles Pasqua. – François Pérol, stellvertretender Generalsekretär des Elysée. Er ist Teilhaber und Leiter der Bank Rothschild. – Jean-Daniel Lévitte, diplomatischer Berater. Er ist der Sohn des ehemaligen Leiters der jüdischen Agentur. In seiner späteren Funktion als Botschafter Frankreichs bei der Uno wird er durch Chirac seines Amtes enthoben, da er George Bush zu nahe stand. – Alain Bauer, der Mann im Schatten. Sein Name erscheint nirgends in den Jahresberichten. Er ist verantwortlich für die Geheimdienste, ehemaliger Grossmeister des «Grand Orient de France» (der bedeutendsten Freimaurer-Loge Frankreichs) und ehemalige Nummer 2 der amerikanischen National Security Agency in Europa. [9].

Frank Wisner jun., inzwischen zum Sonderbotschafter von Präsident Bush für die Unabhängigkeit des Kosovo ernannt, besteht auf die Ernennung von Bernard Kouchner als Aussenminister mit einer vorrangig doppelten Mission: der Unabhängigkeit des Kosovo und der Abwendung von der bisherigen, der arabischen Welt gegenüber freundlich gesinnten Politik Frankreichs.

Kouchner hat seine Karriere als Mitbegründer einer humanitären NGO begonnen. Dank der Finanzierung des National Endowment for Democracy NED hat er sich an den Operationen von Zbigniew Brzezinski in Afghanistan an der Seite von Usama bin Ladin und den Brüdern Karzai gegen die Sowjet­union beteiligt. In den 90er Jahren treffen wir ihn wieder an der Seite von Alija Izetbegovic in Bosnien-Herzegowina. Von 1999 bis 2001 ist er Hochkommissar der Uno im Kosovo.

Unter der Kontrolle des jüngsten Bruders von Präsident Hamid Karzai ist Afghanistan zum grössten Mohnproduzenten der Welt geworden. Der Mohnsaft wird vor Ort zu Heroin verarbeitet und mit der US-Air-Force nach Camp Bondsteel (Kosovo) transportiert. Dort wird das Rauschgift von den Männern von Haçim Thaçi übernommen, die es vor allem in Europa, manchmal auch in den USA absetzen. [10] Die Gewinne werden für die Finanzierung der illegalen Operationen der CIA eingesetzt.

Karzai und Thaçi sind langjährige persönliche Freunde Bernard Kouchners, der sicherlich nichts von ihren illegalen Aktivitäten weiss, trotz der internationalen Berichte, die es darüber gibt.

Zur Vervollständigung seiner Regierung ernennt Nicolas Sarkozy Christine Lagarde als Wirtschafts- und Finanzministerin. Sie hat ihre ganze Karriere in den Vereinigten Staaten absolviert, wo sie das angesehene Anwaltsbüro Baker & McKenzie geleitet hat. Im Center for International & Strategic Studies von Dick Cheney hat sie, zusammen mit Zbigniew Brzezinski, eine Arbeitsgruppe geleitet, die die Privatisierungen in Polen überwachte. Sie hat ein intensives Lobbying für Lockheed Martin organisiert, gegen die französische Flugzeugbau-Firma Dassault. [11].

Neue Eskapade während des Sommers: Nicolas, Cécilia, ihre gemeinsame Geliebte und ihre Kinder lassen sich zu Ferien in Wolfenboroo (USA) einladen, unweit des Landgutes von Präsident Bush. Die Rechnung wird diesmal von Robert F. Agostinelli bezahlt, einem New Yorker Bankier und Geschäftsmann italienischer Herkunft, Zionist und überzeugter Neokonservativer, der Beiträge für die Zeitschrift Commentary des American Jewish Committee verfasst.

Der Erfolg von Nicolas überträgt sich auch auf seinen Halbbruder Pierre-Olivier. Unter dem amerikanisierten Namen «Oliver» wird er von Frank Carlucci (die «Nr. 2» der CIA, nachdem er von Frank Wisner sen. rekrutiert worden ist) [12] zum Leiter eines neuen Anlage-Fonds der Carlyle Group (gemeinsame Verwaltungsgesellschaft der Vermögensanlagen der Familien Bush und bin Ladin). [13] Ohne spezielle persönliche Qualitäten wird Oliver weltweit der fünftwichtigste Vermittler von Geschäften und verwaltet den Hauptteil der Vermögenswerte der Staatsfonds von Kuwait und Singapur.

Die Popularitätsquote des Präsidenten ist in den Umfragen im freien Fall. Einer seiner Kommunikationsberater, Jacques Séguéla, schlägt vor, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit mit neuen «people stories» abzulenken. Die Ankündigung der Scheidung von Cécilia wird in Libération veröffentlicht, der Zeitung seines Freundes Edouard de Rothschild, um die Slogans der Demonstrationen am Tage eines Generalstreiks zu übertönen. Noch wichtiger: Der Kommunikationsspezialist organisiert ein Treffen mit Sängerin und Ex-Mannequin Carla Bruni. Einige Tage später wird ihr Verhältnis mit dem Präsidenten offiziell bekanntgegeben. Der Medienrummel überdeckt erneut jegliche Kritik an Sarkozys Politik. Nach einigen Wochen folgt die dritte Hochzeit von Nicolas. Dieses Mal wählt er als Zeugen Mathilde Agostinelli (die Ehefrau von Robert Agostinelli) und Nicolas Bazire, ehemaliger Direktor des Kabinets von Edouard Balladur, der seither Teilhaber und Verwalter bei Rothschild geworden ist.

Wann werden die Franzosen ihre Augen öffnen, um zu erkennen, mit wem sie es zu tun haben?

Link zum Originaltext bei ' voltairenet.org ' ..hier

 


Wie Obama fit gemacht wurde:

27.05.2009 [Quelle: voltairenet.org]
Wie entwickeln sich die internationalen Beziehungen?
Ein Gespräch mit Thierry Meyssan

In einem Gespräch mit der Vereinigung «Egalité et Réconciliation» [Gleichheit und Versöhnung] beschreibt Thierry Meyssan die Komponenten und Projekte der neuen US-Administration. Seiner Meinung nach kehrt Washington heute nach dem Zwischenspiel von Bush/Cheney mit dem Irak-Krieg zum Konsens nach dem 11. September und seinen Widersprüchen in den Jahren 2001–2002 zurück. Aber die militärische Erschöpfung im Irak und die Finanzkrise an der Wall Street zwingen das Imperium dazu, die Strategien und die Zeitplanung zur Fortsetzung der Globalisierung zu überdenken.

Voltaire Netzwerk | Bejrút (Libanon) | 27. Mai 2009

E&R : Thierry Meyssan [1], man sieht Sie nicht mehr in Frankreich. Was ist aus Ihnen geworden?

Thierry Meyssan : Ich lebe zurzeit in Libanon. Nachdem Nicolas Sarkozy an die Macht kam, bin ich von hohen französischen Funktionären direkt bedroht worden. Freunde im Verteidigungsministerium haben mich darüber informiert, dass die Vereinigten Staaten mich als Bedrohung für die nationale Sicherheit betrachten. Im Führungskader der Nato haben sie von den alliierten Diensten verlangt, mich auszuschalten, und gewisse Franzosen schienen übereifrig dazu bereit. Ich habe mich daher entschieden, nicht nur Frankreich, sondern den Bereich der Nato zu verlassen. Nachdem ich von Caracas über Damaskus und im Vorbeigehen noch über Moskau gezogen bin, habe ich mich in Beirut niedergelassen, wo ich mich in den Dienst des Widerstandes gestellt habe.

E&R : Worüber arbeiten Sie im Moment?

Thierry Meyssan : Ich arbeite gegenwärtig an einem Buch, einer Analyse der Regierung Obama, ihrer Ursprünge, ihrer Zusammensetzung, ihrer Projekte usw. Eine erste, auf einige Exemplare beschränkte Ausgabe wird nächsten Monat an einige Entscheidungsträger gegeben. Danach wird im Herbst eine Ausgabe für die breite Öffentlichkeit in verschiedenen Sprachen veröffentlicht werden. Ich lebe ausschließlich von dem, was ich schreibe, und arbeite mit politischen Zeitungen und Zeitschriften im Nahen Osten und in Russland zusammen.

E&R : Wie lautet Ihre Analyse der Entwicklung der amerikanischen Politik?

Thierry Meyssan : Heute verbreitet sich ein relativer Konsens, was den Misserfolg der Politik Bush betrifft – das übermäßige militärische Aufgebot, die verhängnisvollen Konsequenzen des Unilateralismus auf die Beziehungen zu den Verbündeten und den Verlust der US-Führungsrolle. Seit dem Jahre 2006 haben sich James Baker und Lee Hamilton, die eine vom US-Kongress eingesetzte Kommission zur Evaluierung der Irak-Strategie präsidierten, für eine Rückkehr zu einer klügeren ­Politik eingesetzt. Sie haben einen Rückzug aus dem Irak empfohlen und sich für eine vorsichtige Annäherung an die Anrainerstaaten (Syrien, Iran) eingesetzt, die unerlässlich ist, um zu vermeiden, dass der Abzug der GIs zu einem Debakel wird wie [in den 70er Jahren] in Vietnam. Die Gruppe hat Donald Rumsfeld zum Rücktritt gezwungen und als Nachfolger Robert Gates, ein Mitglied ihrer Kommission, durchgesetzt. Wohl haben sie die ­Politik der «Neuordnung des Größeren Nahen Ostens» eingefroren, aber sie haben es nicht geschafft, dass George Bush und Dick Cheney diese aufgaben; aus diesem Grund musste mit Barack Obama eine Zäsur organisiert werden.

In Wirklichkeit wurde Obama seit 2004 für das Rennen in den US-Senat und die Präsidentschaft lanciert. Er betrat die Szene anlässlich des demokratischen Konvents zur Nomination von John Kerry. Er war damals lediglich ein unbedeutender Abgeordneter im Parlament von Illinois, aber schon damals wurde er von Abner Mikva und seinen Mitarbeitern (Jews for Obama) betreut und gedrillt und von der angelsächsischen ­Finanzwelt (Goldman Sachs, JP Morgan, Excelon …) unterstützt. Die Multinationalen Konzerne, die in Sorge waren, ihre Marktanteile je nach Zunahme des Antiimperialismus (Geschäft für Diplomatie) zu verlieren, die Anhänger der Baker-Hamilton-Kommission, die gegen die unsteten Abenteuer der Neokonservativen revoltierenden Generäle und noch weitere haben sich immer mehr um ihn geschart.

Viele Franzosen glauben, der Präsident der Vereinigten Staaten werde auf einer zweiten Stufe durch die Wahlmänner gewählt. Das ist falsch. Er wird von einem Gremium gewählt, dessen Mitglieder von Notabeln, Standesangehörigen, ernannt werden. Im Jahre 2000 [im Zusammenhang mit der 1. Wahl von Georg W. Bush] hat der Oberste Gerichtshof daran erinnert, dass der Urnengang der Bürger lediglich konsultativ ist und dass der Gouverneur von Florida die Delegierten seines Staates für das Wahlgremium für die Präsidentschaftswahl ernennen könne, ohne die Auszählung der Stimmen der Gesamtwahl nur abzuwarten.

In diesem oligarchischen System gibt es eine einzige Partei mit zwei Strömungen: den Republikanern und den Demokraten. Aus rechtlicher Sicht bilden sie nicht zwei verschiedene Körperschaften. So sind es die Staaten, welche die Primärwahlen organisieren, mittels Pseudo-Parteien. Es ist daher nichts Überraschendes dabei, dass sowohl Joe Biden als auch Barack Obama alte Freunde von John McCain sind. So präsidiert McCain das International Republican Institute (IRI), ein Organ des Außenministeriums, damit beauftragt, die Rechtsparteien in der Welt zu korrumpieren, während Obama im Rahmen des [ebenfalls staatlichen], von Madeleine Albright präsidierten, National Democratic Institute for International Affairs (NDI) arbeitet, welches mit der Korrumpierung der Linksparteien betraut ist. Gemeinsam haben sich McCain, Obama und Albright an der Destabilisierung von Kenia beteiligt – anläss­lich einer CIA-Operation, mit der ein Cousin von Obama als Premierminister durchgesetzt werden sollte.

All das soll zeigen, dass Obama nicht aus dem Nichts kam. Er ist ein Spezialist für Geheimaktionen und Subversion. Er ist für die Durchführung einer ganz genau umschriebenen Arbeit rekrutiert worden.

Wenn die zusammengewürfelte Koalition, die ihn unterstützt, im großen und ganzen auch die gleichen Ziele verfolgt, so existiert unter deren einzelnen Teilen allerdings kein Konsens bezüglich der Einzelheiten. Das erklärt den unglaublichen Kampf, welchen die Nominierungen verursacht haben und die immer zweideutigen Aspekte der Reden von Obama.

Vier Pole stehen im Kampf miteinander:

1. Der Pol der Verteidigung rund um Brent Scowcroft, Generäle, die im Gegensatz zu Rumsfeld stehen, und natürlich Robert Gates, der heute der wahre Gebieter in Washington ist. Sie empfehlen die Beendigung der Privatisierung der Armee, einen «ehrenhaften» Auszug aus dem Irak, aber die Weiterführung der US-Anstrengungen in Afghanistan, um nicht den Eindruck der Auflösung zu vermitteln, und ­schließlich ein Abkommen mit den Iranern und den Syrern. Für sie bleiben Russ­land und China Rivalen, die es zu isolieren und lahm zu legen gilt. Sie gehen an die Finanzkrise heran wie an einen Krieg, im Zuge dessen sie Rüstungsprogramme verlieren und die Größe der Armeen reduzieren werden, aber eine relative Überlegenheit beibehalten müssen. Solange sie die stärksten bleiben, ist es egal, wenn sie an Macht verlieren.

2. Das Finanz- und das Wirtschaftsdepartement rund um Tim Geithner und Paul Volcker, den Schützlingen der Rocke­fellers. Sie stammen aus der Pilgrims Society und stützen sich auf die Gruppe der Dreißig, das Peterson Institute und die Trilaterale Kommission. Unterstützt werden sie durch Königin Elisabeth II, und sie wollen gleichzeitig die Wall Street und die [Londoner] City retten. Für sie ist die Krise ein harter Schlag, weil sich die Einkünfte der Oligarchie auf Talfahrt befinden, aber es ist vor allem eine traumhafte Gelegenheit zur Konzentration des Kapitals und dazu, die Widerstände gegen die Globalisierung zu zertreten. Sie sind gezwungen, ihren Lebensstil vorübergehend zu mäßigen, um keine sozialen Revolutionen auszulösen, aber gleichzeitig können sie sich dadurch bereichern, dass sie industrielle Prunkstücke für ein Stück Brot aufkaufen. Langfristig haben sie das Projekt – nicht gerade eine weltweite Steuer auf das Recht zu atmen, das wäre grobschlächtig –, sondern eine globale CO2-Abgabe und eine Börse für Emissionsrechte zu errichten – was mehr oder weniger auf das Gleiche hinausläuft, aber ökologisch scheint. Im Gegensatz zum Pentagon setzen sie sich für eine Allianz mit China ein, namentlich deswegen, weil es 40% der US-Staatsanleihen hält, aber auch um das Aufkommen eines fernöstlichen Wirtschaftsblocks rund um China zu verhindern und die afrikanischen Rohstoffe abzuführen.

3. Der Pol um das Außenministerium rund um Hillary Clinton, einer fundamentalen Christin, Mitglied einer sehr geheimen Sekte, der Fellowship Foundation (genannt «Die» Familie). Das ist das Refugium der Zionisten, das letzte Reservat der Neokonservativen auf dem Weg der Auflösung. Sie befürworten eine bedingungslose Unterstützung Israels mit einer Spur Realismus, denn sie wissen, dass das Umfeld sich verändert hat. Es wird nicht mehr möglich sein, Libanon zu bombardieren wie 2006, denn die Hisbollah verfügt heute über leistungsfähige Luftabwehr-Waffen. Es wird nicht mehr möglich sein, nach Gaza einzudringen wie 2008, denn die Hamas hat Kornet-Panzerabwehr-Geschosse erworben. Und wenn die Vereinigten Staaten daran zu schlucken haben, die Rechnungen von Tel-Aviv zu bezahlen, ist es wenig wahrscheinlich, dass die Saudis dies langfristig ausgleichen könnten. Man muss daher Zeit gewinnen, notfalls mittels einiger Konzessionen und strategischen Nutzen für Israel finden.

Die Hauptmission von Frau Clinton besteht darin, das Image der Vereinigten Staaten zu verbessern, nicht nur durch das Knüpfen öffentlicher Beziehungen (das heisst Rechtfertigen der Politik Washingtons), sondern auch durch Publizität (das heißt Anpreisen der realen oder imaginären Qualitäten des US-Modells). In diesem Zusammenhang sollten die Zionisten das Projekt Korbel–Albright–Rice vorantreiben, mit dem die Uno zu einem ausgedehnten impotenten Forum umgestaltet und eine neue Konkurrenzorganisation geschaffen werden soll, die «Gemeinschaft der Demokratien», gestützt auf ihren bewaffneten Arm, die Nato.

Mit dem stellvertretenden Staatssekretär James Steinberg betrachten sie die Finanzkrise wie einen Blitzkrieg. Es wird dabei viel zu Bruch gehen, aber das ist der Moment, um die Rivalen zu vernichten und sich durch Überrumpelung der Steuerknüppel zu bemächtigen. Ihr Problem besteht nicht darin, Reichtümer durch Käufe und Fusionen anzuhäufen, sondern den Finanzministerien und den Spitzen der Bank­institutionen überall auf der Welt ihre Leute aufzuzwingen.

4. Schließlich macht [als 4. Pol] der Nationale Sicherheitsrat den Einfluss von Zbigniew Brzezinski geltend, der in Columbia der Professor Obamas war. Dieser müsste seine traditionelle Rolle des Koordinierens aufgeben, um zu einem wahrhaften Kommandozentrum zu werden. Er wird von General Jones dirigiert, der Oberkommandierender der Nato war und das African Command aus der Taufe gehoben hat. Für sie ist die Finanzkrise eine Krise der imperialen Strategie. Es ist die enorme Verschuldung, die zur Finanzierung des Krieges im Irak aufgenommen wurde, welche den wirtschaftlichen Zusammenbruch der Vereinigten Staaten herbeigeführt hat. Im Gegensatz zu 1929 wird der Krieg nicht die Lösung sein, er ist das Problem. Man muss daher drei Pläne gleichzeitig verfolgen: Die Kapitalvermögen zwingen, in die Vereinigten Staaten zu kommen, indem man die konkurrierenden Steuerparadiese zerschlägt und die Wirtschaften der entwickelten Länder destabilisiert (wie das in Griechenland getestet worden ist); die Illusion der US-Militärmacht aufrechterhalten, indem man die Besetzung Afghanistans weiterführt; und das Abwürgen der entstehenden Allianzen zwischen Syrien–Iran–Russland und vor allem zwischen Russland und China (die Shanghai Cooperation Organisation). Der [Nationale Sicherheits-]Rat wird alle Formen von Geheimaktionen begünstigen, um dem Pentagon die nötige Zeit zur Reorganisation zu verschaffen.

Obama versucht, sie alle zufrieden zu stellen, daher die Konfusion rund um ihn.

E&R : Wie sehen Sie die Entwicklung im Nahen Osten angesichts dieser neuen Administration?

Thierry Meyssan : In einem Punkt besteht Konsens: Washington muss die Spannungen in dieser Region abbauen, ohne damit Israel aufzugeben. Es sind zwei Optionen auf dem Tisch, aber welche auch immer in die Tat umgesetzt werden wird – sie muss von den radikalsten Strömungen unterzeichnet werden. Deshalb hat ­Washington in Israel eine Regierung Netanyahu/Lieberman unterstützt und wird die Hamas und Hisbollah die nächsten Wahlen in den besetzten Gebieten und in Libanon gewinnen lassen.

Das erste Szenario, ersonnen von Zbigniew Brzezinski, sieht die gleichzeitige Anerkennung eines palästinensischen Staates und die Einbürgerung der palästinensischen Flüchtlinge in den Ländern, in denen sie sich befinden, vor. Alles mit Schmiergeldern bezahlt, um die Staaten, welche die Flüchtlinge aufnehmen, zu entschädigen und Gaza und das Westjordanland zu entwickeln. Darüber hinaus soll die Aufrechterhaltung dieses Friedens durch eine Vermittlungs-Streitkraft («force d’interpositions») der Nato unter Uno-Mandat sichergestellt werden. Dieser Plan genießt die Unterstützung von Nicolas Sarkozy.

Der zweite Ansatz ist gröber für die zwei Protagonisten. Er sieht vor, die Israeli zu zwingen, ihre extravagantesten Ansprüche aufzugeben; während er die Palästinenser darauf verpflichtet, Jordanien als ihre natürliche Heimat zu betrachten. Für Washington wäre das ein ökonomisch besserer und langfristig lebensfähigerer Frieden, auch wenn er für die einen wie für die anderen schwer zu akzeptieren wäre und er nebenbei das Ende der haschemitischen Monarchie implizieren würde. Vorangetrieben wird dieses Vorgehen namentlich von Botschafter Charles Freeman, den die zionistische Lobby vor kurzem genötigt hat, vom Präsidium des Nationalen Rates der Geheimdienste zu demissionieren, der aber über solide Unterstützung im Staatsapparat verfügt.

E&R : Welche Vorgehensweise wird sich Ihrer Meinung nach durchsetzen?

Thierry Meyssan : Keine, denn die Wirtschaftskrise wird ein derartiges Ausmaß annehmen, dass sie nach meinem Empfinden zu einem Zerfall der Vereinigten Staaten und zum Ende des Staates Israel führen wird.

Washington wird an seinen Ambitionen einmal mehr Abstriche machen müssen. Es wird sich wahrscheinlich auf die Erhaltung des Status quo zurückziehen müssen. Sein Handeln wird sich darauf beschränken, neue Akteure daran zu hindern, seinen Platz einzunehmen.

E&R : Was empfehlen Sie persönlich?

Thierry Meyssan : Die fünf Millionen Juden, die neun Millionen Palästinenser und die anderen Bevölkerungsgruppen in Palästina müssen sich im Rahmen eines einzigen Staates wiederfinden auf der Grundlage «ein Mann, eine Stimme». Nach meinem Gefühl ist das übrigens die einzige Lösung, mit der sich auf Dauer eine Vertreibung der Juden vermeiden lässt. Man muss sich an die Apartheid in Südafrika erinnern, wo einige ankündigten, ihre Abschaffung würde zur Vertreibung oder Ausrottung der Weißen führen. Man weiß, wie es weiterging. Der Tod von Arafat ist kein Hindernis, denn es existieren weitere Mandelas in Palästina. Das wirkliche Problem besteht darin, einen De Clerk auf israelischer Seite zu finden. Die Hamas würde eine solche Lösung ohne jeden Zweifel unterstützen, denn sie hätte die Zustimmung des Volkes.

Je weiter man die Regelung hinausschiebt desto schwieriger wird eine friedliche Lösung. Die CIA studiert übrigens ein Katastrophenszenario mit einem blutigen Aufstand, der zwei Millionen Juden in die Vereinigten Staaten treiben würde.

E&R : Was ist Ihrer Meinung nach mit Syrien und Iran? Denken Sie, dass ein Krieg möglich ist.

Thierry Meyssan : Ich denke nicht, dass die ­Geheimabkommen, die zwischen den US-Militärs, Syrien und Iran abgeschlossen worden sind, in Frage gestellt werden: Die Vereinigten Staaten haben dazu weder die Mittel und noch nicht einmal den Willen.

Vor allem anderen wissen sie, dass die ­nukleare Bedrohung durch Iran eine Augenwischerei ist, die sie selber produziert haben, so wie sie die irakischen Massenvernichtungswaffen erfunden haben. Im übrigen hat Imam Khomeini die Herstellung und den Einsatz der Atombombe als unmoralisch verurteilt, und man kann sich nicht vorstellen, welche Gruppe in Iran in der Lage sein sollte, ein solches Gebot zu überschreiten.

Zweitens hat die Politik von George Bush Teheran und Damaskus in die Arme Moskaus getrieben, welches übrigens eine große internationale Konferenz zum Frieden in Nahen Osten vorbereitet. Von nun an besteht eine Priorität Washingtons darin, diese entstehende Allianz zu zerstören und Iran und Syrien in seine Einflusssphäre zurückzuführen. Es ist sicher nahe liegend, dass die beiden letzteren sich teuer verkaufen und sich hüten werden, der einen oder anderen Seite zuzuneigen.

Kurz, die Vereinigten Staaten fühlen sich unter Druck. Ihre Wirtschaft bricht zusammen, es kann gut sein, dass sie nicht mehr lange die Möglichkeit haben, Israel um jeden Preis zu verteidigen. Dies um so mehr, als Tsahal [die israelische Armee] nicht mehr das ist, was sie einmal war. Die israelische Armee ist nicht mehr unbesiegbar. Sie hat einen ­Misserfolg nach dem andern gesammelt – in Libanon, in Gaza und auch, vergessen wir das nicht, in Georgien.

E&R : Sie leben, wie wir gesehen haben, in ­Libanon. Wie ist die Lage dort?

Thierry Meyssan : Die nationale Allianz, die sich rund um den «Courant patriotique libre» [Freie patriotische Bewegung] von Michel Aoun und die Hisbollah von Hassan Nasrallah gesammelt hat, wird ohne Zweifel die nächsten Wahlen gewinnen, wenn sie sich frei halten können. Die Familie Hariri wird nur solange überleben, wie die grossen Mächte darauf zählen, dass sie die Steuern einzieht, um die Auslandschulden Libanons durch das Volk bezahlen zu lassen, obwohl diese zur Hälfte aus der unzulässigen Bereicherung der Hariris herrühren. Der Kriegsverbrecher Walid Dschumblatt, Vize-Präsident der Sozialistischen Internationale, oder die Neo-Faschisten, wie der pathologische Killer Samir Geagea, werden von ihren Sponsoren fallengelassen werden. Diese Vollstrecker niedriger Arbeiten haben ihre Wirksamkeit verloren und sind nicht mehr salonfähig.

Das Sondergericht für Libanon, das mit den Ermittlungen zur Affäre Hariri und verschiedenen politischen Morden betraut ist, wird sich entweder vergessen machen oder Anlass zu einem Theatercoup geben. Es wurde wie eine Kriegsmaschine konzipiert, um Syrien anzuklagen, es unter den Bann der internationalen Gemeinschaft zu bringen und es zum militärischen Ziel zu bestimmen. Ich weiß, dass ihm [dem Gericht] in den letzten Wochen neue Fakten zugegangen sind. Sie entlasten Syrien und bringen Saudi-Arabien auf die Anklagebank. Dies ist der Maßstab, an dem das Wieder-in-den-Griff-Nehmen Saudi-Arabiens durch König Abdullah und die Abhalfterung jener Minister, die den Kampf gegen die Hisbollah und die Hamas finanziert haben, messen muss.

Um auf die libanesischen Parlamentswahlen im Juni zurückzukommen: Die Frage ist, ob man sich an einem Sieg der Résistance mit 55% oder mit 70% orientiert. Das hängt im wesentlichen davon ab, ob eine neue christliche Kraft zur Aufspaltung und Ablenkung rund um Präsident Suleiman in Erscheinung tritt oder nicht. Letzten Endes werden die Kollaborateure der Vereinigten Staaten und Israels vielleicht einen Kompromiss aushandeln, soweit sie in der Lage sind, das zu tun. Man würde dann die Nominierung eines Milliardärs als Premierminister (Saad Hariris oder eines anderen) ansteuern, dies aber als Kopf einer Regierung, die vollständig vom nationalen Widerstand kontrolliert wird. Das wäre eine sehr orientalische Formel: die Ehren und den Lichterglanz für die Verlierer, während die wahre Macht im Schatten bliebe. Der Nutzen dieser Lösung wäre es, jeder militärischen Intervention gegen Libanon die Legitimation zu entziehen.

E&R : Sie sind in Russland sehr bekannt, nachdem Sie anlässlich einer Sendung zum ­11. September über 30 Millionen Fernsehzuschauer versammelt haben. Wie schätzen Sie die Lage in Russland ein?

Thierry Meyssan : Paradoxerweise geht Russland trotz seines militärischen und diplomatischen Sieges in Georgien durch eine schwierige Phase. Nach dem Krieg im Kaukasus haben die angelsächsischen Banken die Oligarchen dazu ermutigt, Moskau dadurch abzustrafen, dass sie ihr Kapital in den Westen umplazieren. Dann haben die Angelsachsen die ukrainischen Führer dazu gedrängt, ihre nationalen Interessen zu verraten und anlässlich der Preisverhandlungen die Ferngasleitungen zu unterbrechen. Der Kreml, welcher der Meinung war, das Spiel zu beherrschen und die Initiative der Leitungsunterbrüche in der Hand zu haben, ist in die Falle gegangen. Der zweimonatige Umsatzverlust hat die Geldreserven aufgefressen. Das Ganze hat einen beunruhigenden Fall des Rubels provoziert, während die weltweite Krise zu einem Sinken der Rohstoffpreise und damit auch der Einkünfte Russlands führt.

Medwedew und Putin haben diese Situation der Schwäche mit grosser Kaltblütigkeit evaluiert. Sie kennen die Trümpfe, über die sie verfügen, vor allem die technologische Überlegenheit ihrer Rüstungsindustrie über diejenige der Vereinigten Staaten. Sie sind überzeugt, dass die Vereinigten Staaten die Krise nicht überwinden, sondern sich mittelfristig auflösen werden wie der Warschauer Pakt und die UdSSR in den Jahren 1989 bis 1991. Sie hoffen also auf einen Rollentausch. Trotz magerer Zeiten rüsten sie ihre Armeen mit neuem Material aus, und sie warten ohne Murren auf den Untergang des Westens. Öffentlich oder unter der Hand – je nach Fall – versorgen sie alle Gegner der Vereinigten Staaten mit den aktuellsten verfügbaren Waffen, vom bereits erwähnten Nahen Osten bis nach Venezuela. Wirtschaftlich haben sie sich entschieden, Handelsbeziehungen mit China genauso wie mit Westeuropa zu knüpfen, dessen hartnäckige Unterdrückung durch die Angelsachsen sie mit Bedauern beobachten.

Diese Situation kann wichtige Folgen auf innenpolitischer Ebene haben, wo sich alte und junge Generation gegenüberstehen. Die Alten haben eine starke amerikanische Neigung, während die Jungen einen Patriotismus ohne Hemmungen zeigen. Paradoxerweise unterstützen die Eliten, welche aus Sankt Petersburg stammen, historisch eher eine europäische Anbindung Russlands, im Gegensatz zu den Moskowitern, deren Sicht eher euroasiatisch ist. Nun teilen Putin und Medwedew, beide aus St. Petersburg, die euroasiatische Perspektive. Sie träumen von einem Russland, das den Islam schützt, und haben veranlasst, dass es als Beobachter der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) beitritt. Zusammen mit einer Aufwertung des orthodoxen Patriarchats haben sie Moslems in zahlreiche ­Posten mit hoher Verantwortung eingesetzt – der Gegensatz zu Frankreich ist offensichtlich. Auch wenn das Trauma der Zerschlagung Jugoslawiens und der beiden Kriege in Tschetschenien weiterhin stark und der vage Rassismus, der daraus folgte, noch immer nicht bewältigt ist, hat Russland sich für die Zivilisation entschieden und den Weg der Synthese zwischen Europa und Asien beschritten.

Wenn Russland es schafft, durch die nächsten Jahre schwerer internationaler Turbulenzen hindurchzugehen, ohne allzu schwer Schaden zu nehmen, wird es sich in einer Vermittlerposition in einer multipolaren Welt befinden.

E&R : Lassen sie uns diese interessante geopolitische Weltreise mit China fortsetzen.

Thierry Meyssan : Ich frage mich, was ihre Strategie ist. Warum diese massiven Käufe von US-Staatsanleihen? Peking hat über die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (Shanghai Cooperation Organisation, SCO) die Initiative für eine Annäherung an Moskau ergriffen. Viele Streitsachen sind beigelegt worden. Im Gegenzug haben die Russen eingewilligt, den Chinesen Energie zum Vorzugstarif zu verkaufen, und eine strengere Kontrolle der chinesischen Auswanderung nach Sibirien verlangt. Die Logik hätte verlangt, dass sich die beiden Grossen gegenseitig darin unterstützen, den Dollar als internationales Zahlungsmittel abzulehnen. Aber Peking widerstrebt es, Position zu beziehen, und es will Washington nicht kränken. Die Chinesen betreiben eine sanfte Strategie zur Stärkung ihrer weltweiten Bündnisse. Mir kommt das etwas seltsam vor, denn das könnte sie teuer zu stehen kommen. Die USA könnten sie in ihren vorhersehbaren Untergang mitnehmen.

Erlauben Sie mir, nebenbei meinen Ärger angesichts der stupiden Anprangerung von Menschenrechtsverletzungen in China zu äußern. Es ist ohne jeden Zweifel möglich, dass sie von Peking weit mehr respektiert werden als von Washington – was keine Ausrede dafür ist, sie nicht zu verbessern, aber es relativiert die Anschuldigungen. Und man soll aufhören zu sagen, Tibet sei 1956 von China annektiert worden, als es von den chinesischen Kommunisten, von den Chinesen Tschiang Kai Sheks, zurückgeholt wurde.

E&R : Sagen Sie noch ein Wort zu Südamerika, bevor wir auf Frankreich zurückkommen?

Thierry Meyssan : Jenseits der Tendenz zur Vereinigung sind Strategien gegenüber dem Imperialismus gefestigt worden. Aber die – inzwischen weitere – Schwächung der Vereinigten Staaten schafft eine neue Situation und kann einige dazu veranlassen, ihre Karten neu zu mischen. Der Schutz der Volkswirtschaft ist wieder zum vordringlichen Anliegen geworden. Paradoxerweise sind jene Staaten, die unter Sanktionen leiden, besser gerüstet, um der Krise zu widerstehen. Das sind vor allem Kuba, Venezuela, Bolivien oder Ecuador – so wie das bei Syrien und Iran im Nahen Osten der Fall ist. Wetten wir, dass sich neue nationale Institutionen entwickeln werden, parallel zur Bank des Südens. Das ist die Vergeltung der Geschichte.

E&R : Nun schliesslich noch zu Frankreich oder genauer zum Frankreich Sarkozys …

Thierry Meyssan : Frankreich ist eine alte Nation, die man nicht in jede Richtung manövrieren kann. Es hat eine ruhmvolle Vergangenheit und identifiziert sich mit einem Ideal. Oft entfernt es sich davon, aber es kommt immer wieder darauf zurück. Heute macht es eine schlechte Zeit durch, denn es wird von der «Partei des Auslands» regiert. Seine Führung trifft die schlechte Wahl in der schlechtesten Zeit. Sie haben beschlossen, die Armee dem Kommando der Nato zu unterstellen, konkret unter das von General Bantz Craddock, dem Verbrecher, der das Folterzentrum Guantánamo errichtet hat. Und diesen Verrat haben sie zu einem Zeitpunkt beschlossen, in dem die Vereinigten Staaten in der Krise zusammenbrechen. Sie machen Frankreich zum Anhängsel eines sinkenden Schiffes und ­riskieren, dass es Frankreich in seinen Untergang hineinreißt.

Ihre Unterwürfigkeit treibt sie nicht nur dazu, die Armeen zu Vasallen zu machen, sondern auch dazu, die französische Gesellschaft tiefgreifend zu verändern, um sie gemäß «amerikanischem Modell» zu klonen. Das trifft nicht nur auf wirtschaftlichem Gebiet zu, wo alle Dienstleistungen der öffentlichen Hand von Grund auf in Frage gestellt werden, sondern genauso in den Bereichen des Rechts und der Bildung, der positiven Diskriminierung u.ä.m. Sarkozy gehört weder zur Rechten noch zur Linken, er imitiert die Yankees.

Wie ich detailliert in einem Dossier des russischen Magazins Profil [2] erläutert habe, stellt er drei Kräfte zufrieden: die Angelsachsen, die Mafia und die Bank Rothschild. Diese Leute sind sich der Atemnot der Vereinigten Staaten seit Jahren bewusst und glauben, die Macht der globalen Finanzoligarchie dadurch zu garantieren, dass sie das Imperium wieder ins Gleichgewicht bringen: Es hätte zwei Säulen, eine amerikanische und eine europäische, während das Vereinigte Königreich deren Bindeglied wäre. Diesem Projekt dient Nicolas Sarkozy seit seiner Wahl. Er war es, der das französisch-deutsche Paar zum Bruch geführt hat und sich den Engländern genähert hat; und dann hat er darauf hingeführt, verschiedene Reorganisationen der Europäischen Union vorzuschlagen, vor allem die Schaffung einer Wirtschaftsregierung. Das hätte zur Folge, dass wir den Erschütterungen der USA gegenüber weit verletzlicher würden.

Dennoch rechnet man noch immer mit Frankreich und das nicht nur in der frankophonen Welt. Wir sind ein Land außerhalb der Norm, das die Volkssouveränität proklamiert hat. In Frankreich wird völlig unterschätzt, mit welchem Grad an Lächerlichkeit Nicolas Sarkozy und seine Clique in den Augen der übrigen Welt erscheinen. Sarkozy erscheint wie ein aufgeregter Prahlhans, ein labiler Mensch voller Ticks, der in allen möglichen internationalen Konflikten den Unersetzlichen spielt, der im Grunde nur lästig ist, und der sich zu seinem Nachteil den Veränderungen der Launen Washingtons anpasst.

Es wird leider Zeit brauchen, wieder eine Alternative aufzubauen, aber das ist kein Grund, davon abzusehen.

Übersetzung: Zeit-Fragen

[1] Thierry Meyssan verfasst und publiziert politische Analysen und ist Gründer des «Réseau Voltaire». Sein letztes Buch trägt den Titel L’Effroyable Imposture 2 – le remodelage du Proche-Orient et la guerre israélienne contre le Liban (Der entsetzliche Betrug Bd. 2 – die Neuordnung des Nahen Ostens und der israelische Krieg gegen Libanon).

[2] « Die Operation Sarkozy : Wie die CIA einen ihrer Agenten zum Präsidenten der Republik Frankreich machte », von Thierry Meyssan.

Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons (Lizenz CC BY-NC-ND)

Link zum Originaltext bei ' voltairenet.org ' ..hier

 
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