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08.04.2015 11:00
Der letzte Akt im griechischen Drama beginnt
Gibt es eine „Reformliste“ der Regierung in Athen oder
nicht? Ist die Liste vollständig oder nicht? Sind die für die Geldgeber
wichtigen Bereiche abgedeckt oder nicht? Sind die „Institutionen“ einbezogen
oder nicht? Seit Wochen werden wir stündlich mit neuen halbfertigen
Informationen darüber zugeschüttet, wie die griechische Regierung und die
Gläubiger um einen „Kompromiss“ ringen, der keiner sein wird. [Quelle:
flassbeck-economics] JWD
In der eigentlichen Frage, um die es spätestens seit der Wahl dieser Regierung
hätte gehen müssen, nämlich, wie man die griechische Wirtschaft endlich rasch
auf einen Wachstumskurs bringt, ist der Fortschritt genau gleich Null. Im
Gegenteil, nach allem, was wir wissen, ist die Lage zuletzt schlechter geworden,
was auch die Lage des Staatshaushalts Tag für Tag verschlechtert (wir haben das
unter anderem hier kommentiert). Die Entwicklung der Industrieproduktion, der
wichtigste aktuelle Indikator der konjunkturellen Entwicklung, ist trotz des
schon extrem niedrigen Niveaus noch weiter abwärts gerichtet (Abbildung).
Quelle: flassbeck-economics.de (verlink) |
veröffentlicht 07.04.2015
Ein Staatshaushalt ist gerade in dieser Lage nicht eine Ansammlung von
Zahlen, die man so lange durchrütteln kann, bis das gewünschte Ergebnis
herausgekommen ist, sondern er ist vor allem Ausdruck der aktuellen Situation
der Wirtschaft und der Gesellschaft insgesamt. Bei beidem sieht es extrem düster
aus in Griechenland. Die Verunsicherung der Menschen und damit der Konsumenten
nimmt mit jeder Katastrophenmeldung weiter zu und die Frage, wie man einen
Investor dazu bewegen will, in solchen Zeiten zu investieren, muss man schon
nicht mehr stellen.
Auch der Unsinn, der fast jeden Tag über Graccident (also quasi einen Unfall,
der zum Austritt führt) oder Grexit (also einen griechischen Austritt)
verbreitet wird, muss die Lage weiter destabilisieren. Man mag es eigentlich
nicht mehr kommentieren, aber es gibt keinen plötzlichen und zufälligen Unfall
einer Gesellschaft insgesamt, es gibt nur unverantwortliche politische
Entscheidungen, die chaotische Ereignisse nach sich ziehen können. Auch ein
Austritt ist ohne die konstruktive Unterstützung durch die EU von einem
einzelnen kleinen Land nicht zu bewältigen, ohne Chaos, Panik und womöglich
Unregierbarkeit des Landes in Kauf zu nehmen.
Ein Szenario, bei dem Panik und Chaos ausbricht, wird aber auch ohne Grexit
immer wahrscheinlicher. Die Weigerung der Gläubigerländer, das Scheitern ihrer
Politik einzugestehen und einer Neuorientierung zuzustimmen, nimmt inzwischen
groteske Züge an. Man fordert stereotyp weiter, was man immer gefordert hat,
ohne jede Rücksicht darauf, ob es Erfolg verspricht oder nicht. Offenbar hat man
sich vorgenommen, nicht anders als bei einer mittelalterlichen Burgbelagerung,
das Land quasi auszuhungern und dadurch zur Aufgabe zu bewegen. Und die Gerüchte
über den Zeitpunkt der endgültigen Kapitulation kochen hoch mit immer neuen
Daten, die vor allem in den deutschen Medien für die „Pleite“ genannt werden.
Ich habe schon vor Wochen Anfragen von Journalisten bekommen, ob ich bereit
wäre, mich über ein Wochenende quasi abrufbereit zu halten, um den endgültigen
Niedergang zu kommentieren.
Dass man mit diesem würdelosen Gezerre den Glauben der Menschen an die
Demokratie und an Europa zugleich zerstört, fällt offenbar niemandem mehr auf.
Warum konnte man nach der ersten allgemeinen Einigung der SYRIZA-Regierung mit
der Eurogruppe Ende Februar dieser Regierung nicht die Chance geben, zu zeigen,
ob sie in der Lage ist, mit ihren Mitteln – und mit einem großzügigen Kredit
versehen – eine Wende in der griechischen Wirtschaft zu erreichen? Das darf
nicht sein, man stelle sich vor, das könnte gelingen und die Troika widerlegen!
[...]
Weiterlesen im Originaltext bei '
flassbeck-economics.de ' ..hier
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