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02.10.2014 16:00
Journalistengeflechte - Wer mit wem?
Das Add-on "Cahoots" bringt etwas mehr Licht ins Dunkel der
Interessenverflechtungen von Medienschaffenden, Politik und Wirtschaft. Die
Browsererweiterung scannt die aufgerufenen Texte, markiert die in einer
Datenbank registrierte Namen und zeigt per Mausklick deren Verbindungen zu
einschlägigen Organisationen. JWD
In den Tageshinweisen der NachDenkSeiten vom 01.10.2014 wird unter
Punkt 13 auf
des neu entwickelte Tool aufmerksam gemacht:
Browser-ADD zeigt Verbindungen von Journalisten: Blicke unter
eine Decke
Gleich bei der Lektüre sehen, mit wem der Autor des Artikels Beziehungen hat:
Zwei Studenten haben eine Browser-Erweiterung entwickelt, die Verbindungen von
Journalisten zu Organisationen und Interessengruppen aufzeigt. Zwei Studenten
des Master-Studiengangs «Interaction Design» der Hochschule Magdeburg-Stendal
befriedigen diesen Wunsch mit einer konkreten Lösung. Ihr Produkt ist ein
Browser-Add-On namens Cahoots, das aktuell für Firefox und Chrome installierbar
ist. Die installierte Browser-Erweiterung zeigt Namen von Journalisten, für die
Informationen zu ihren Verbindungen hinterlegt sind, markiert an.
Es reicht, mit dem Mauszeiger über die Namen zu fahren, und schon erfährt man
beispielsweise, dass zwischen «Zeit»-Herausgeber Josef Joffe und Organisationen
Beziehungen bestehen oder bestanden haben. Von der Atlantik-Brücke über Goldman
Sachs bis zur Münchner Sicherheitskonferenz führt Cahoots Verbindungen zu zehn
verschiedenen Organisationen auf. Die Macher der Erweiterung sind beide 1990
geboren und arbeiten nebenbei bei Agenturen als Designer: Jonas Bergmeier
studierte bis 2012 Mediendesign an der MHMK Köln, Alexander Barnickel bis 2012
Wirtschaftspsychologie an der FH Erding. Entstanden ist das Projekt nach einer
Ausgabe der Satiresendung «Die Anstalt», die unter anderem aufgrund von
Forderungen zu Unterlassungserklärungen und einstweiligen Verfügungen von «Zeit»-Journalisten
gegen das ZDF berühmt geworden ist. [Quelle 1:
Medienwoche | Quelle 2:
Cahoots]Anmerkung Orlando Pascheit: Natürlich ist es unerlässlich, dass die
dargestellten Beziehungen der Journalisten zu Organisationen und
Interessengruppen in Politik und Wirtschaft belegt werden. Am besten wäre es,
wenn die Journalisten selbst ihre Beziehungen offen legen würden, gerade auch um
Missverständnissen und Ungerechtigkeiten vorzubeugen. – So wüsste ich z.B.
nicht, wie ich zwischen der Akkreditierung von Hunderten Journalisten an der
Münchner Sicherheitskonferenz und der Teilnahme von Klaus-Dieter Frankenberger
(FAZ) Josef Joffe (Zeit) und Stefan Kornelius (SZ) unterscheiden könnte bzw.
warum ich ihre Teilnahme besonders bewerten sollte. Es ist ein Muss-Termin für
alle außen- und sicherheitspolitisch Interessierten.
Tageshinweise NachDenkSeiten vom 02.10.2014,
Punkt 19:
Nachtrag zu Hinweis Nr.13 vom 1.10.2014:
Leser R.L schreibt: Auf den Nachdenkseiten schreiben Sie (=
OP*) zu Hinweis Nr.
13:”So wüsste ich z.B. nicht, wie ich zwischen der Akkreditierung von Hunderten
Journalisten an der Münchner Sicherheitskonferenz und der Teilnahme von
Klaus-Dieter Frankenberger (FAZ), Josef Joffe (Zeit) und Stefan Kornelius (SZ)
unterscheiden könnte bzw. warum ich ihre Teilnahme besonders bewerten sollte.” Ihnen kann leicht geholfen werden: Hier die Liste der Teilnehmer. Das sind die
aktiven Teilnehmer. Dann gibt es noch
offizielle Beobachter. Weiter können Sie
sich als Journalist akkreditieren lassen, um zu berichten. Akkreditierungen sind
aber erst ab Anfang November 2014 überhaupt
möglich.
Verstehen Sie jetzt den Unterschied zwischen Journalisten wie Ihnen und zum
Beispiel den Herren Joffe und Frankenberger und Kornelius? Die sind dort nicht
als Berichterstatter sondern als Teilnehmer, als aktive Mitgestalter. Legen Sie
daran bitte als Messlatte die Aussage von Hans-Joachim Fridrichs an: “Einen
guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer
Sache, auch nicht mit einer guten.” Erwarten Sie von diesen Journalisten
wirklich Objektivität, zumal sie auch noch in diversen anderen Vereinen
eingebunden sind.
In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, warum die Nachdenkseiten nicht
das Buch “Gekaufte Journalisten” von Ulfkotte besprechen. Es wird ja in den
Medien ganz offensichtlich totgeschwiegen. Liegt es vielleicht daran, dass es
bei Kopp erschien? Laut Ulfkotte waren andere Verlage nicht bereit, es zu
veröffentlichen. Bezahlte Anzeigen wurden von verschiedenen Medien abgelehnt
(wie zum Beispiel der ADAC-Mitgliederzeitung). Oder sollte ich eine Besprechung
in den Nachdenkseiten lediglich übersehen haben?
Beste Grüße
R. L.
Nachtrag AM zur Beruhigung: Das Buch von Ulfkotte werde ich besprechen.
*) Orlando Pascheit
Anmerkung: Bei aller Euphorie für die neue Browser-Erweiterung, ein
etwas mulmiges Gefühlt stellt sich bei mir ein, wenn ich daran denke, dass mit
den gelieferten Informationen auch Menschen verunglimpft werden können. So
geschieht es zum Beispiel im Fall Ken Jebsen. Bei ihm sind Links zu Artikeln
gelegt, die eindeutig wertende Stimmungsmache beinhalten und selbst Zeugnis von
schlechtem Journalismus geben. So etwas halte für ziemlich übel, zudem ich die
Unterstellungen für unzutreffend und / oder für verfälscht halte. Mehr als
neutrale, nicht wertende Informationen, dürfen über ein solches Modul
keinesfalls geliefert werden! Ich habe es deshalb nach kurzem Test deaktiviert.
[JWD]
Passend zum Thema:
12.09.2014 [Propagandaschau]
Udo Ulfkotte: Gekaufte Journalisten;
Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands
Massenmedien lenken
Quelle: Prpagandaschau (verlinkt) |
Udo Ulfkotte gehört zweifellos zu den
umstrittensten deutschen Journalisten. Nach seinen öffentlichen Positionierungen
– und den folgenden Kontroversen – in der aufgeheizten Islam-Debatte nach 911
war es eine Weile still geworden, um den ehemaligen Mainstreamjournalisten der
FAZ. Jetzt hat er ein Buch veröffentlicht, das vorgibt, tiefe Einblicke in den
medialen Mainstream-Biotop zu liefern, dessen Teil er selbst viele Jahre war.
Man kann davon ausgehen, dass Ulfkotte kein Blatt vor den Mund genommen, sondern
Tacheles in die Tasten gehauen hat, und dass seine Befürchtungen, das Buch könne
nach juristischen Klagen des einen oder anderen Protagonisten durch Schwärzungen
verunstaltet werden, nicht unbegründet oder marktschreierisch sind.
In einem
Forenbeitrag schreibt er selbst über seine Motive:
“Vor fast genau vier Jahren hatte ich mit meinem väterlichen Freund Peter
Scholl-Latour, den ich vor rund 25 Jahren in nahöstlichen Kriegsgebieten
kennengelernt hatte, darüber gesprochen, einmal die volle Wahrheit über deutsche
Leitmedien aufzuschreiben. Peter Scholl-Latour wollte – wir hatten schon 2001
zusammen ein Buch geschrieben – das Manuskript gerne lesen. Dazu ist es leider
nicht mehr gekommen.
Völlig unabhängig von möglichen schweren Folgen habe ich – zunächst mit dem
Finger auf mich selbst zeigend – aufgeschrieben, wie korrupt Leitmedien sind.
Ich habe aufgeschrieben, wie ich bei der FAZ für Artikel geschmiert wurde und
wie die FAZ sich für Unternehmen mit Gefälligkeitsberichten prostituiert hat.
Nie zuvor ist ein Journalist in Deutschland aufgestanden und hat detailliert
aufgeschrieben/dokumentiert, wie er selbst geschmiert wurde. Ich schäme mich
heute dafür. Ich kann es nicht ungeschehen machen. Und es macht es nicht besser,
dass meine Vorgesetzten das so wollten und nachweislich abgesegnet haben.
Denn genau das ist der Punkt: Ich war in bestimmten Elitenetzwerken, in denen
ich lernte, dass mein Verhalten und Vorgehen angeblich “normal” sei. Und ich war
dort mit vielen anderen Journalisten von Leitmedien in Netzwerken. Keiner von
uns hat sich damals geschämt. Geheimdienste haben wie selbstverständlich Artikel
geschrieben, über denen mein Name stand – man kannte sich ja aus den
Elitenetzwerken. Und als “Journalist” habe ich wie ein verlängerter Arm der
Nato-Pressestelle gewirkt, habe Kriegshetze unterstützt. Aber das war erst der
Anfang.
Jene Netzwerke, welche Uwe Krüger in seiner Doktorarbeit “Meinungsmacht” so
vortrefflich theoretisch dargestellt hat, habe ich weiter demaskiert. Und zwar
mit voller Namensnennung. Ich habe unendlich vielen Journalisten (mit
Namensnennung) nachgewiesen, für wen sie da wirklich arbeiten und ihre Nähe zu
pro-amerikanischen Kriegstreibern unter die Lupe genommen. Vor allem habe ich
mit voller Namensnennung aufgeschrieben, welcher Journalist in welchem
Leitmedium für seine Berichterstattung geschmiert wird – und von wem. Ich weiß
nicht, was jetzt passieren wird.
So eine Situation hat es in der deutschen
Medienlandschaft noch nie gegeben. Einzig ein Mitarbeiter des ZDF (aus dem Team
von “Die Anstalt”) hatte unter Aufsicht im Verlag vor dem Druck das komplette
Manuskript lesen dürfen – und sprach immer nur von der großen “Sprengkraft”.
Heute werden zwanzig ausgewählte Journalisten ein Freiexemplar auf dem
Schreibtisch liegen haben, einige weitere haben wir in Klosterbibliotheken und
Universitätsbibliotheken so deponiert, dass sie Einstweilige Verfügungen und
Schwärzungen für die Nachwelt überleben werden.” (LINK)
Ist das hier also eine Kaufempfehlung? Nein, denn uns liegt das Buch noch nicht
vor und angesichts der islamophoben Einlassungen Ulfkottes in der Vergangenheit
ist erst einmal Skepsis angesagt. Nichtsdestotrotz ist es ein Kaufhinweis und
wer eine sachliche Rezension schreiben möchte, ist herzlich eingeladen, diese
über den Propaganda-Melder zu veröffentlichen. [...]
Link zum Originaltext bei ' Propagandaschau '
..hier
25.09.2014 [Quelle: Deutschland+Russland]
Gekaufte Journalisten - Udo Ulfkotte - Wie ich lernte zu lügen
Russia Today berichtet über Udo Ulfkottes Buch "Gekaufte Journalisten",
das von deutschen Leitmedien handelt, die von US-Geheimdiensten und NATO
gesteuert und gekauft sind.
Quelle:Deutschland+Russland | veröffentl.
25.09.2014 | Link aktualisiert 2020.03.22 Quelle:
dailymotion.com
Nachtrag zum Thema:
09.10.2014 [nachdenkseiten.de / Albrecht Müller]
Ulfkottes „Gekaufte Journalisten“ – ein spannender Titel und
ein enttäuschendes Buch
Trotz gewisser Vorbehalte gegen den Kopp-Verlag und gegen den Autor Udo Ulfkotte
bin ich mit positiven Erwartungen an die Lektüre dieses Buches gegangen. Diese
freundlichen Erwartungen haben damit zu tun, dass mir die Lektüre und
Besprechung dieses Buches von einem vertrauenswürdigen Wissenschaftler empfohlen
wurde. Es hatte noch mehr damit zu tun, dass der Titel des Buches der Realität
der Meinungsbildung in unserem Land in einem beachtenswerten aber immer wieder
bestrittenen Maße entspricht – unbeschadet der Tatsache, dass sehr viele
Journalisten ihren Beruf frei von solchen Machenschaften ausüben. Weil ich
selbst schon vor 45 Jahren Zeuge des Kaufs von Journalisten geworden bin, warte
ich seit jenem Jahr 1969 darauf, dass Ross und Reiter genannt werden. Ulfkotte
nennt leider kaum neue Rösser und neue Reiter. Und er widerspricht sich in den
Diagnosen seines Buches so massiv, dass man fragen muss, was ihn beim Schreiben
dieses Buches geritten hat. Von Albrecht Müller
Wer in der öffentlichen Debatte davon spricht, auch einzelne Medienschaffende
seien käuflich und beteiligten sich an der politischen Korruption, wird meist
als Verschwörungstheoretiker abgetan. So geschieht es auch mir, obwohl ich wie
erwähnt schon 1969 mit zwei Fällen gekauften Journalismus befasst war, darunter
mit der Information, dass ein Agenturjournalist mit 600.000 DM für die Public
Relations Arbeit für eine Partei über einen Zeitraum von rund neun Monaten
honoriert wurde.
Da dies eine harte und verlässliche Information war und ich seitdem immer wieder
Zeuge für die Beteiligung von einzelnen Journalisten an gezielter und
strategisch geplanter Meinungsmache wurde, musste ich immer wieder lachen, wenn
diese Erfahrung als Hirngespinst abgetan wurde. Die Information über die Zahlung
des genannten hohen Betrags war zwar verlässlich und hart, aber es fehlten die
justitiablen Belege. Deshalb konnte ich mit diesem und anderen Vorgängen nicht
in die Öffentlichkeit gehen. Den Namen des Agentur-Journalisten kann ich bis
heute nicht nennen. Umso mehr war ich gespannt darauf, ob der Autor Udo Ulfkotte
das wagt.
Er tut es spärlich. Der Autor beschreibt, wie sehr er selbst in die
Machenschaften des gekauften Journalismus einbezogen war. Wir erfahren einiges
Interessante über die Kommunikationsstrategien der NATO und der Geheimdienste.
Wir erfahren einiges Interessante über die inneren Verhältnisse bei der FAZ, wo
der Autor lange tätig war, und über die Union und die Adenauer Stiftung.
Im Vorwort schreibt der Autor:
„Der Verlust der Meinungsvielfalt, das Einheitsprodukt und die immer extremere
Einseitigkeit kann nur verstehen, wer weiß, wie die Informationsströme im
Hintergrund kanalisiert werden. Das lichtscheue Netzwerk von Medien, Lobbyisten
und Politik war bislang gut getarnt. In den folgenden Kapiteln identifizieren
wir es und fragen: Wer wird da von wem beeinflusst? Und vor allem: Wer schmiert
wen wofür? … Begeben wir uns auf eine spannende detektivische Spurensuche.“
Das ist eine der typischen mitunter sehr großmäuligen Ankündigungen des Autors –
es gibt sie ständig und lästig werdend im Text. Im konkreten Fall kommt dann vor
allem das, was wir seit Monaten aus den Untersuchungen des
Medienwissenschaftlers Uwe Krüger, aus den Nachdenkseiten, aus der „Anstalt“ des
ZDF und von relativ vielen früheren einzelnen Beschreibungen der Käuflichkeit
und der politischen Korruption von Journalisten kennen. Diese Spurensuche ist
von anderen gemacht worden und nicht vom Autor Ulfkotte. Auf seinen Seiten 170
und 171 druckt er die Tabelle ab, die wir von Uwe Krüger kennen, und die Sie auf
den NachDenkSeiten am 21. März 2014 schon studieren und auswerten konnten.
Auf den Seiten 188-192 des Buchs von Ulfkotte finden Sie die Namen von
einschlägig in den USA-nahen Netzwerken tätig sind – von Baring, Berger und Brok
bis Richard von Weizsäcker und Klaus Wowereit. Sie sind in der Atlantikbrücke,
im Aspen-Institut, in der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, im
German Marshal Fund und anderen ähnlichen Institutionen und Fonds tätig. Aber
„wer wen schmiert“ erfahren wir vom Autor in Bezug auf die meisten der genannten
Personen nicht.
Dennoch, das sei anerkannt: Udo Ulfkotte beschert uns ein Kompendium von
interessanten Informationen zu Kommunikationskampagnen der NATO, der USA, der
verschiedenen Geheimdienste, reicher Leute wie Soros und der erwähnten Netzwerke
der Alpha-Journalisten Joffe (Die Zeit), Frankenberger (FAZ), Kornelius
(Süddeutschenzeitung) und anderer mehr.
Meist linksgestrickte Redaktionen?
Autor Ulfkotte beschreibt in seinem Buch, auch auf der Basis vorher schon
vorliegender Ergebnisse wie jenen von Uwe Krüger, wie die Herrschenden, die so
genannten Alpha-Journalisten das Meinungsbild der Republik bestimmen. Er
zeichnet dabei ein Bild, das wir mit unserer fast elfjährigen Arbeit für die
Nachdenkseiten auch immer wieder skizziert haben: dass die großen Interessen
über weite Strecken auch die politischen Entscheidungen dadurch bestimmen, dass
sie die Meinung bestimmen. Eine diesem Befund entsprechende Hauptaussage meines
Buches „Meinungsmache“ lautet:
„Wer über viel Geld und/oder publizistische Macht verfügt, kann die
politischen Entscheidungen massiv beeinflussen.“
Das erklärt auch, warum die gescheiterten Neoliberalen dennoch weiterhin die
politischen Entscheidungen in der westlichen Welt bestimmen und warum sie immer
mehr zu militärischen Aktionen schreiten – in der Sprache Ulfkottes – weil sie
Journalisten kaufen. Die in den Medien Herrschenden sind die
Rechtskonservativen, die Medienkonzerne in Verbindung mit der Finanzwirtschaft
und konservativen bzw. neokonservativen Ideologen. Die Etablierten, die da oben,
haben das Heft der Meinungsmache in der Hand – so der zwingende Eindruck über
rund 240 Seiten. Und dann kommt auf Seite 248 ein richtiger Hammer:
„Wie erwähnt, leiden die meisten Zeitungen in Deutschland unter sinkenden
Auflagen. Das hängt nicht allein mit dem Bedeutungszugewinn der elektronischen
Medien, sondern auch mit dem gewachsenen Selbstbewusstsein der Leserschaft
zusammen. Die wollen sich den politisch-korrekten Einheitsbrei der zumeist
linksgestrickten Redaktionen nicht länger bieten lassen und kündigen immer
zahlreicher ihre Abonnements.“
Wenn der Autor Ulfkotte wirklich meint, das Problem der demokratischen
Willensbildung und Meinungsbildung sei, dass die Redaktionen „zumeist
linksgestrickt“ sind, dann hat er vom Zustand der Medien in Deutschland nichts
begriffen. Dann weiß er auch nicht, wer kauft und wer gekauft wird. Offenbar ist
der Journalist Ulfkotte nicht vom Saulus zum Paulus geworden, wie in dem Buch
vermittelt werden soll. Er hängt in uralten Analysen und Erkenntnissen. Das wird
eine Seite vorher sichtbar, auf Seite 247. Dort greift der Autor auf eine alte
und von Kennern als eine von Unionskreisen bestimmte Untersuchung des
Kommunikationswissenschaftlers Mathias Kepplinger zurück. Kepplinger hatte
ermittelt, 34 % der Journalisten stünden den Grünen nahe, weitere 25 % der SPD,
also stünden etwa 60 % der deutschen Journalisten links.
Ulfkotte hat von der Wirklichkeit des deutschen Journalismus offenbar nichts
mitbekommen. Er hat die Propaganda der Adenauerstiftung, der Union und der
Konservativen verinnerlicht, wonach es überall in Deutschland „Rotfunk“ gäbe.
Das war das Schlagwort, das von seinen Freunden von der Union vornehmlich zur
Charakterisierung des WDR gebraucht wurde. Dass das so nie stimmte, sondern
immer eine Propagandaformel war – diese Einsicht kann man offensichtlich von
einem Jünger von Union und Adenauerstiftung nicht erwarten, auch wenn er heute
Paulus heißt. Vom Autor eines Buches über „Gekaufte Journalisten“ müsste man
aber erwarten können, dass er zumindest die Verschiebungen nach rechts bzw. zum
Unpolitischen und Unterhaltenden wahrnimmt. [...]
Zusammenfassend: Autor Ulfkotte schildert einige
interessante Fälle von Käuflichkeit von Publizisten. Diese gründen vor allem auf
eigener Erfahrung. Diese Passagen sind lesenswert. Er berichtet dann weiter über
Vorgänge und Netzwerke, die schon seit längerem bekannt sind, die man also nicht
seinen Recherchen und seinen Analysen zuschreiben kann. Ansonsten ist das Buch
voll von Widersprüchen der skizzierten Art und von sonderbaren Bewertungen und
Urteilen. Das Buch dient leider der Irreführung. Schade, denn die Themenstellung
des Buches und der Titel sind sehr aktuell. Nicht erst jetzt, schon seit vielen
Jahren. [...]
Weiterlesen im vollständigen ' Originalartikel bei
' nachdenkseiten.de ' ..hier
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