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02.08.2013 13:40
Wer lenkt die Dienste? - Verbindung von Geheimdiensten und Finanzindustrie
Besucht man die Webseite der vermeintlich allwissenden NSA, so leuchtet einem zunächst der markige Slogan der Lauschbehörde entgegen: "Unsere Nation verteidigen. Die Zukunft sichern." Wer wollte solch offenkundig guten Absichten widersprechen? Zugleich drängt sich die Frage auf, wessen Zukunft hier gesichert wird. Wer ist es eigentlich, der den Dienst beauftragt, die eigene Nation, sowie sämtliche Freunde und Feinde zu überwachen?. [Quelle: heise.de]  JWD

Ein Blick zurück in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts könnte bei der Klärung dieser Frage helfen. CIA und NSA, die beiden wohl bekanntesten Geheimdienste, entstanden in Folge des Zweiten Weltkriegs. Erst dieser hatte die USA endgültig zur Weltmacht werden lassen. Die Besetzung führender Industriestaaten, wie Deutschland, Japan oder Italien, und die damit einhergehende neue Rolle in der Welt erforderte auch eine Umstrukturierung und Erweiterung des eigenen Sicherheitsapparates. Schlüsselpersonen in diesem Prozess waren unter anderem Allan Dulles, weltgewandter Diplomat, Unternehmensanwalt und Bankier, sowie James Forrestal, Direktor einer der damals führenden Investmentbanken, und bald darauf erster Chef des neu geschaffenen Verteidigungsministeriums.

Der spätere CIA-Direktor Richard Helms schildert in seinen Memoiren, wie Allan Dulles 1946 gebeten wurde, "Vorschläge für die Form und Organisation dessen zusammenzustellen, was 1947 die CIA werden sollte". Daraufhin bildete Dulles eine sechsköpfige Beratergruppe, die im Wesentlichen aus Wall Street-Bankern und Anwälten bestand.

Zwei Jahre später berief Ex-Banker und Verteidigungsminister Forrestal ihn dann zum Vorsitzenden eines Komitees, das gemeinsam mit zwei weiteren New Yorker Anwälten die Arbeit der CIA überprüfen sollte. Die drei Anwälte trafen sich dazu regelmäßig in den Vorstandsräumen einer Wall Street-Investmentfirma. Von 1953 bis 1961 führte Dulles schließlich selbst die CIA. Die Unternehmenskanzlei "Sullivan & Cromwell", deren Partner er war, gehörte zugleich zu den einflussreichsten des Landes.

Der Punkt bei all dem ist weniger politische Korruption, die unvermeidlicher Teil solcher Verstrickungen ist, als ein grundlegenderes Schema: die Schaffung und Nutzung von staatlichen Geheimdiensten im Sinne einer Wirtschafts- und Finanzelite. [..]

Geheimdienste und Geldindustrie sind zu einem engen Geflecht verwachsen
In jedem Fall sind die Verbindungen zwischen den amerikanischen staatlichen Datensammlern und Spionen, sowie der Finanzindustrie kein vorübergehendes Phänomen der 1940er Jahre gewesen. Dies illustrieren nicht zuletzt die Biografien einer ganzen Reihe von Geheimdienstchefs. Bobby Ray Inman etwa, von 1977 bis 1981 zunächst Direktor der NSA, dann Vizechef der CIA, wechselte später nahtlos in die Leitung einer der regionalen Federal Reserve Banken. William Casey wiederum, CIA-Chef in den 80er Jahren und damit zeitweise Vorgesetzer von Inman, leitete zuvor die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde.

Ähnliche Beispiele finden sich zahlreich. Eine Auswahl:
Chad Sweet: 1990-1993 im "Directorate of Operations" der CIA, 1994-1996 Investment Banker bei Morgan Stanley, 1996-2006 Vizechef von Goldman Sachs, 2007-2009 Stabschef im Heimatschutzministerium

Kenneth Minihan: 1995-1996 Chef des Militärgeheimdienstes DIA, 1996-1999 Direktor der NSA, später im Vorstand der Paladin Capital Group

John Deutch: 1995-1996 Direktor der CIA, 1998-2010 Vorstandsmitglied der Citigroup

Auch George Tenet wechselte von der Spitze der CIA (1997-2004) zu einer Investmentbank. Und General David Petraeus, erst Kommandeur der Truppen in Afghanistan, dann CIA-Chef, ist heute Berater für KKR, einen milliardenschweren Finanzinvestor.

Geheimdienste und Geldindustrie sind zu einem engen Geflecht verwachsen. [..]

Weiterlesen im Originalartikel bei ' heise.de ' ..hier


Passend zum Thema:

01.08.2013 [Quelle: theeuropean.de / S.Wagenknecht]
Das Regime der Angst [Auszüge]
Die Macht der Banken und Enthüllungen über die totale Überwachung der Bevölkerung durch Geheimdienste zeigen: Wir müssen Freiheit und Demokratie vor dem Kapitalismus retten.

Freiheit ist ein großes Wort. Die bedeutenden Weltanschauungen der Aufklärung – Liberalismus und Sozialismus – bekennen sich zur Freiheit: sei es Freiheit von staatlicher Willkür oder die Befreiung der Arbeitenden.

Der Kapitalismus schien im Ideenstreit nach dem Kalten Krieg als Sieger hervorgegangen zu sein. Liberale beanspruchten fortan das Copyright auf Freiheit. Sie entleerten im Interesse der Mächtigen den ursprünglichen Freiheitsbegriff der europäischen Aufklärung. Diese verstand Freiheit immer auch als Schutz vor Ausbeutung und Elend. An der Freiheitsstatue in New York prangte das Sonett von Emma Lazarus „The New Colossus“, dessen berühmteste Zeilen den Gründungsmythos der USA beschreiben: „Gebt mir eure Müden, eure Armen, eure geknechteten Massen, die sich danach sehnen, frei zu atmen“. Die Durchsetzung bürgerlicher Freiheiten ist zudem mit den republikanischen Idealen der französischen Revolution verknüpft.

Der französische Dominikaner Jean Baptiste Lacordaire formulierte im Geiste Rousseaus:

„Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit.“

Freiheit statt Oligarchie
Zeitgenössische Debatten über Freiheit haben die Tradition der Aufklärung weitgehend entsorgt: Liberale verleugnen dabei ihre eigenen Wurzeln. Die Ordo-Liberalen betonten nach dem Zweiten Weltkrieg die Bedrohung der Freiheit durch die Konzentration wirtschaftlicher Macht in den Händen großer Konzerne oder durch die Anhäufung großer Vermögen.

Die Macht der Banken ist eine solche Bedrohung unserer Freiheit: In der EU wurden seit der Krise 4,5 Billionen Euro Steuergelder als Hilfen und Garantien für Banken aufgebracht, statt Eigentümer und große Gläubiger in Haftung zu nehmen. Allein Letzteres entspräche dem ordo-liberalen Grundsatz: Wer den Nutzen hat, soll auch den Schaden tragen. Die Diktatur der Finanzmärkte hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen: Welche Freiheit genießen über 60 Prozent der Jugendlichen in Griechenland, die aufgrund der Kürzungsdiktate arbeitslos sind? [..]

Auch in Deutschland hat die Freiheit keine Heimat, obwohl Bundeskanzlerin und Bundespräsident sie regelmäßig zum Leitmotiv ihrer Politik erklären. Angela Merkel hat für die totale Überwachung der Bundesbürger nur Achselzucken übrig und verletzt damit ihren Amtseid. [..]

Freiheit und Demokratie
Der einstige US-Präsident Jimmy Carter befand vor dem Hintergrund des NSA-Skandals, die USA hätten derzeit keine funktionierende Demokratie. Er hat recht. Um zu dieser Einschätzung zu kommen, reicht ein Blick auf die Finanziers des Präsidentschaftswahlkampfes. Ohne Unterstützung der Wall Street wird man nicht Präsident der Vereinigten Staaten. [..]

Demokratie ist jedoch eine Gesellschaftsordnung, in der sich die Interessen der Mehrheit durchsetzen. [..] Der moderne Kapitalismus ist ein Regime der Angst, nicht der Freiheit. [Ende Auszüge]

Weiterlesen im vollständigen Originalartikel bei ' theeuropean.de ' ..hier


 
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