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22.05.2013 10:55
Wieder eine Chance vertan! Zu niedriger Lohnabschluss in der Metallindustrie befördert die Krise
Trotz eines leidenschaftlichen Plädoyers von Heiner Flassbeck für eine gesamtwirtschaftlich dringend notwendige, den Verteilungsspielraum ausschöpfende Lohnsteigerung in der Metallindustrie, hat die Gewerkschaft ein weiteres mal versagt. Sie wollen nicht, verstehen nicht oder können nicht. JWD

In einer Veröffentlichung vom 21.05.2013 beschreibt Heiner Flassbeck Erfahrungen, die er in der vergangenen Woche bei einer Vortragsreise, zu der er vom DGB eingeladen war, gemacht hatte.

[Auszug]:
Auf Einladung des DGB habe ich in der vergangenen Woche eine Vortragsreise durch Niedersachsen und Bremen gemacht, wo ich unter anderem versucht habe zu erklären, wie die Krise in Europa und der Welt mit der schwachen Lohnentwicklung der letzten zwanzig Jahre zusammenhängt. Vergangenen Dienstag wurde ich dann gebeten, auf einer Kundgebung während eines Warnstreiks der IG Metall in Hannover vor 2000 Metallern zu sprechen, also wenige Stunden, bevor der Abschluss in der Metallindustrie zustande kam.

Sinngemäß habe ich bei meiner Rede gesagt, der jetzt zu beschließende Lohnzuwachs in der immer noch florierenden und auf gewaltigen Gewinnen sitzenden Metall- und Elektroindustrie sei ohne jede Übertreibung der wichtigste Lohnabschluss in der ganzen Welt. Denn nur dann, wenn es in Deutschland zu einer fundamentalen Wende in der Lohnentwicklung käme, könne man global Hoffnung schöpfen. [..]

Mit Blick auf die europäische Krise habe ich die von Friederike Spiecker und mir seit längerem aufgestellte Forderung wiederholt, dass ein Abschluss nahe der IG Metall-Forderung von 5,5 Prozent nicht nur für ein Jahr, sondern jedes Jahr für mindestens zehn Jahre durchgesetzt werden müsse, um den anderen Ländern in der Europäischen Währungsunion die Chance zu geben, sich über steigende Exporte aus der Krise herauszuarbeiten.

Ich darf ohne Übertreibung sagen, dass ich für meine Rede in Hannover sehr viel Beifall erhalten habe. Umso erstaunlicher fand ich, dass die Führung der IG Metall schon in der folgenden Nacht einem Abschluss zustimmte, der weit von der Forderung der Gewerkschaft entfernt ist. [..]

Er liegt klar unter dem gesamtwirtschaftlichen Verteilungsspielraum. Denn der ist, je nachdem über welche Jahre man den Produktivitätstrend kalkuliert, mit mindestens 3,2 und bis zu 3,9 Prozent jährlich anzusetzen, wenn nämlich zugleich das europäische Inflationsziel von knapp 2 Prozent einbezogen wird, was in einer Währungsunion unumgänglich ist.

Das heißt, die seit Jahren anhaltende Umverteilung setzt sich fort, [..]. Bei dem nun zu erwartenden extrem flachen Pfad der deutschen Lohnstückkosten wird die Lohnsenkung in den anderen Ländern unweigerlich in eine europäische Deflation führen und eine Erholung der Wirtschaft in den Krisenländern bei Fortführung der fiskalischen Austerität unmöglich machen. [..] [Ende Auszüge]

Link zum Artikel von Heiner Flassbeck bei ' flassbeck-economics.de ' ..hier


Im Schlusssatz kündigte Heiner Flassbeck an, er wolle in den nächsten Tagen auf die sicher hoch interessante Frage eingehen, warum die deutschen Gewerkschaften so wenig kampffähig und was noch wichtiger sei, warum sie so wenig kampfwillig sind. Nicht ohne Vorahnung bin ich schon jetzt darauf gespannt, was dabei herauskommen wird. Es bleibt zu wünschen, dass es auch danach noch Einladungen von der IGM an Heiner Flassbeck zu Vorträgen geben wird.


 
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