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13.03.2013 00:35
Goldman Sachs und sonstige Parasiten -
vom banalen Wahnsinn des Finanzsystems -

"Die Unersättlichen" lautet der deutsche Titel des Buchs von Greg Smith, einem Insider, der aus dem Nähkästchen plaudert. Zum ersten Mal erlaubt ein ausgestiegener Manager von Goldman Sachs einen Blick hinter die Kulissen der berühmten und zwischenzeitlich  auch berüchtigten Investmentbank. JWD

Es ist erschreckend banal, wie die grundlegenden Wirkmechanismen der Wallstreet, dem Herz der Finanzwirtschaft arbeiten. Wie einfach institutionelle Finanzakteure um Millionen und Milliarden auf Kosten der Allgemeinheit geprellt werden erklärt Greg Smith im Nachwort seines Buches.

"Die Zauberformel lautet: asymmetrische Information. Die Bedingungen sind nämlich nicht für alle Akteure gleich. Eine Bank weiß genau, was jeder Kunde auf dem Markt tut. Sie hat also einen Informationsvorsprung. Wenn Ihnen im Casino die Bank immer in die Karten schauen oder gar festlegen dürfte, welche Karten Sie bekommen, wie könnte die Bank da je verlieren?"


02.11.2012 [Audiopodcast dradio.de]
Smith: Abzocken hat nichts mit dem freien Markt zu tun
[..] Ich habe das Buch nicht für Leute geschrieben, die in der Wall Street arbeiten, sondern für diejenigen, die dies nicht tun. Damit sie tatsächlich verstehen, wie in der Wall Street Geld verdient wird. Ich möchte den Vorhang heben, denn die Wall Street und Goldman Sachs stecken voller Geheimnisse. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass vieles von dem, was dort stattfindet, heute legal, aber sehr unmoralisch ist. Ich setze mich für mehr Transparenz ein und dafür, dass die ethisch anstößigen Dinge gesetzlich verboten werden. [..]

Leider versucht Goldman Sachs, mich charakterlich fertigzumachen, nach dem Grundsatz: der Überbringer der Nachricht wird umgelegt. Meine Karriere ist sehr gut verlaufen: von den 75 Leuten, mit denen ich angefangen haben, gehörte ich zu den sieben, die übrig geblieben sind. Die Firma hat mich nach Europa geschickt, um ein neues Geschäft zu beginnen.

Goldman Sachs hat sich leider nie zu den wirklichen Themen geäußert: zum Abzocken der Kunden, dazu, dass gegen die Interessen der Kunden gewettet wird, oder dass ihnen hoch komplexe Produkte verkauft werden. [..] Die einzige Chance für einen Wechsel besteht darin, dass Insider das System verbessern, anstatt dass von außen darüber spekuliert wird, was da eigentlich vor sich geht. Hoffentlich bin ich eine Stimme für den Wandel.


Screenshot  / Quelle: dradio.de

Link zum Interview mit Greg Smith bei dradio.de  ..hier  |  zum Artikel  ..hier


Anmerkung: Bei genauerer Betrachtung wird offenkundig, dass das ganze Investmentbanking mehr Übel als Nutzen darstellt. Es werden keine Werte geschaffen, die Gewinne der einen, sind immer die Verluste der anderen. Ein grundlegendes Übel, weshalb die Anleger in die Fangarme der Spekulanten und Zocker getrieben werden, ist durch die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken verursacht. Gäbe es auf solide, fest angelegte Geldanlagen einige Prozent Zinsen, wäre vielen spekulativen Finanzgeschäften die Grundlage entzogen.

Werner Rügemer spricht in seiner letztjährigen Recherche über Ratingagenturen von einer kriminologen Situation, von einem Umfeld, in dem man nicht zwangsläufig kriminell werden muss, wenn man eine ethisch gefestigte, starke Persönlichkeit ist und z.B vom Arbeitgeber kein all zu hoher Druck ausgeübt wird um kriminelle Handlungen zu begehen. Smiths Buch, dass sich liest wie ein langweilig beginnender, dann ab der Mitte immer spannender werdender Kriminalroman, zeigt aber gerade, wie hochgradig kriminell das ganz Finanzsystem im Bereich Investmentbanking durch die Doktrin Profitmaximierung geworden ist.

Unglaublich wie es möglich sein kann, dass ein paar verrückte, durchgeknallte Fachidioten soviel wirtschaftliche Macht ausüben können und fast die ganze Menschheit im Würgegriff haben. Jeder verantwortliche Politiker, jeder treuhändische Finanzverwalter sollte dieses Buch als Pflichtlektüre lesen müssen. Für jeden aufrichtigen Menschen muss es darum gehen, diesen kriminellen Sumpf trocken zu legen. Wie kann es sein, dass Renten nur gesichert werden können, wenn genügend andere im Spielkasinobetrieb hinters Licht geführt und ruiniert werden. Oder gilt auch für kriminelle Vereinigungen: too big to fail?



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01.03.2013
Goldman Sachs - Ein Staat im Staate - Eine Bank regiert die Welt
Seit fünf Jahren steht die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs für sämtliche Exzesse und Entgleisungen der Finanzspekulation. Durch hochspekulative Geschäfte mit der Zahlungsunfähigkeit der amerikanischen Privathaushalte konnte sich die Bank an der aktuellen Finanzkrise bereichern und wurde dank ihrer politischen Verbindungen selbst vor dem Bankrott bewahrt. [Quelle: arte]

(Link Aktualisiert 06.07.2017)

Goldman Sachs - Eine Bank regiert die Welt from Important Links on Vimeo.

Link zum Artikel vom 01.03.2013 ..hier
 
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