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07.03.2013 12:55
"Wer Weltgeschichte nicht als Kriminalgeschichte schreibt, ist ihr Komplize"
Deschners zehnter und letzter Band der "Kriminalgeschichte des Christentums" - Es ist ein gigantisches Werk, das der 1924 in Bamberg geborene Schriftsteller, Religions- und Kirchenkritiker Karlheinz Deschner geschaffen hat. Die fast endlose Liste seiner Werke beginnt 1956. 1986 erschien der erste von zehn Bänden der "Kriminalgeschichte des Christentums", in diesem Jahr – der Autor wird im Mai 89 – der 10. Band. Damit ist wahr geworden, was fast nicht zu erwarten war. Ein ganz wesentlicher Teil von Karlheinz Deschners Lebenswerk ist fertig gestellt. [Quelle: nrhz.de]  JWD

1992 erschien Deschners USA-Buch mit dem Titel "Der Moloch". Dieses Buch ist ein Beleg für die Breite seines Wirkens. Und ein Beleg dafür, dass Karlheinz Deschner sich nicht scheut, seinen kritischen Geist auch auf das gegenwärtige Zentrum der Macht zu richten, auf das Land, das seine eigentlichen Besitzer fast komplett ausgerottet hat und bis heute ein Verbrechen nach dem anderen plant und ausführt. [..]

„Wer Weltgeschichte nicht als Kriminalgeschichte schreibt, ist ihr Komplize.“ Das ist einer von Karlheinz Deschners, den menschlichen Denkapparat in Trab bringenden Aphorismen. Und das könnte der treffende Leitspruch für Deschners Werk insgesamt sein. Es ist ein Gedanke, der bei vielen Leserinnen und Lesern ein Gefühl des Unbehagens erzeugt. „Monströse Vereinfachung und Übertreibung“ stecke in diesem Leitspruch – so lautet ein Vorwurf, der 2004 zu Deschners 80. Geburtstag vorgebracht wurde. Die Erkenntnis, dass Machtpolitik eine Politik von Kriminellen ist, dass der überwiegende Teil der Völker von Kriminellen und ihren Helfershelfern regiert wird, will kaum jemand an sich ran lassen. Doch es ist keine Frage: die aggressivsten Kräfte auf dieser Welt siegen – mit Kriegen und anderen Operationen zur Festigung ihrer Macht – und schreiben ihre Geschichte. [..]

Karlheinz Deschner schreibt resümierend zur "Kriminalgeschichte des Christentums": „Das Christentum wurde der Antichrist. Jener Teufel, den es an die Wand malte: er war es selber! Jenes Böse, das es zu bekämpfen vorgab: es war es selber! Jene Hölle, mit der es drohte: sie war es selbst!“ Dieses Prinzip der Projektion des eigenen Bösen auf die anderen, die man bekämpfen und ausschalten will, ist das gängige Prinzip zur scheinbaren Legitimierung von Verbrechen bis heute. Denen, denen man vorgaukelt, man wolle ihnen Freiheit bringen, nimmt man den letzten Rest von Freiheit und vielfach ihr Leben. Diejenigen, die fälschlich behaupten, jemand anderer wolle sie von der Landkarte tilgen, tilgen selber ein Land von der Landkarte. Diejenigen, die behaupten, sie wollten den "Terror" bekämpfen, sind selbst die größten Terroristen. [..]

Die großen Verbrechen haben Namen – offensichtlich verdummende zum Teil. Eines der schlimmsten heißt „Krieg gegen den Terror“. Mehr als 1,7 Millionen Menschen sind diesem bislang zum Opfer gefallen. Auch die für die Verbrechen Verantwortlichen sind bekannt – zum großen Teil zumindest. Und sie berufen sich auf Gott. „Jede Nation, in jeder Region, muss sich nun entscheiden: Entweder sind Sie mit uns oder mit den Terroristen. [..]

Gott ist nicht neutral.“ Das waren die Worte des US-Präsidenten nach der – Muslimen in die Schuhe geschobenen – False-Flag-Operation vom 11. September 2001 zur Einstimmung auf einen langen Krieg, [..]. „Möge Gott unser Land und all jene, die es verteidigen, segnen“ gab der US-Präsident das Startsignal für den Überfall auf den Irak.

Die Liste der Verbrechen bricht nicht ab: Pakistan, Libanon, Libyen, Syrien, Mali... Immer werden sie mit verdummenden Lügen eingeleitet. Mit verdummenden Lügen wird auch auf einen Krieg gegen den Iran eingestimmt. Wahrheitswidrig wird behauptet, der Iran strebe nach Atomwaffen oder habe sie bereits. Wahrheitswidrig wird behauptet, der Iran wolle Israel vernichten. Wahrheitswidrig wird behauptet, die iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 seien gefälscht gewesen. [..]

Link zum vollständigen Artikel bei ' nrhz.de ' ..hier


Passend zum Thema:

06.03.2013
Im Dienste der Aufklärung
Karlheinz Deschners »Kriminalgeschichte des Christentums« kommt zu ihrem Abschluss. Am 8. März erscheint der zehnte und letzte Band der »Kriminalgeschichte des Christentums«. Der Verfasser, Karlheinz Deschner, geboren 1924, ist einer der prominentesten Religions- und Kirchenkritiker. Für sein Lebenswerk, dessen erster Band 1986 erschien, wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht. Eine Betrachtung der Prinzipien seiner Kritik von Wolfgang Beutin.

[..] In Goethes »zahmer Xenie«, die beginnt: »Glaubt nicht, dass ich fasele, dass ich dichte (›zusammenlüge‹)«, versichert der Dichter: »Es ist die ganze Kirchengeschichte/Mischmasch von Irrtum und von Gewalt.« »Gewalt« kennzeichnet hierbei die kirchliche Praxis, »Irrtum« die Kirchenlehre.

Faktisch die Auflösung des gesamten Christentums, vorab seiner Theologie, musste im 19. Jahrhundert aus Ludwig Feuerbachs Funden resultieren. Der Philosoph beabsichtigte, das »theologische Ueber« aufzuheben und erkannte Gott – wie jegliche sonstige himmlische Person von der Trinität bis zum kleinsten Heiligen und Seligen – als ein »abstractes, nur gedachtes oder eingebildetes Wesen«, mit einem heutigen Fachbegriff: als eine seelische Projektion, und demzufolge die Theologie als »psychische Pathologie«. [..] [Quelle: jungewelt.de]

Link zum vollständigen Artikel bei ' jungewelt.de ' ..hier


Anmerkung: Ich befürchte in den Werken von Karlheinz Deschner steckt viel mehr Wahrheit drinnen, als uns allen lieb sein kann. In Springers 'Die Welt' gibt es ebenfalls einen Artikel über den 10. Band von Deschners »Kriminalgeschichte des Christentums«. Dass in einem Springerblatt ein solches Werk eher verunglimpft wird, braucht nicht besonders erwähnt zu werden. Interessanter erscheinen mir die wahrscheinlich ausgesuchten, im Gesamtkonsens des Blattes ideologiekonformen Leserbriefe zum Artikel. Exemplarisch nachfolgend eine Kostprobe davon.
    Theodred ohnekrimigehtdiemimi schreibt:
    Schön, dass Sie den Atheismus ausklammern. Der Kampf der Sowjets gegen Religion ist ja auch ebensowenig erwähnenswert, wie der Religionsersatz "Führerkult", der vom dritten Reich bis nach Nordkorea dem ein oder anderen Leben ein jähes Ende setzte.
    Wie stehts mit "Kriminalgeschichte der Demokratie"? Oder "Kriminalgeschichte der Aufklärung"? Da gibts ein paar anerkannte Völkermorde, die heute gar nicht so gerne genannt werden...
Also das mit dem biblischen selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Reich der Himmel, möchte ich jetzt mal nicht gelten lassen. Theodred ist wohl eines der vielen Opfer der gängigen Propaganda von den Nutznießern der herrschenden, autoritären, gottgewollten Ordnung. Wenn ich ihn richtig verstehe lautet seine Formel:

Atheismus=Religionsersatz=Böse=Sowjets=Führerkult=Demokratie=Aufklärung=Völkermorde

Jeder der seine Sinne halbwegs zusammen hat, sollte erkennen, dass hier Dinge verknüpft werden, die nichts miteinander zu tun haben. Weder ist Atheismus eine Art Religionsersatz, dazu fehlen alle Voraussetzungen und Merkmale (Kultstätten, Hierarchien, Glaubensdogmen, Strafandrohungen etc.), noch ist Atheismus eine Gesellschaftsordnung. Ob die Sowjets Atheisten waren ist sehr unwahrscheinlich und darf auch deshalb bezweifelt werden, weil sie einer religionsartigen Weltanschauung, dem dogmatischen Sozialismus anhingen. Was sich eher in Richtung Theismus deuten lässt. Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurden auch nicht unter Berufung auf einen Atheismus begangen, sondern im Namen ihres für Religionen typischen, diktatorischen, ideologisch dogmatisierten Gesellschaftssystems.

Wer nun den Führerkult der Nazis mit Atheismus in Verbindung bringt, läuft vollkommen neben der Spur. Atheismus war bei den Nazis verpönt. Hitler war bekennender Katholik und fühlte sich u.a. von Gott dazu auserwählt, das Werk gegen die Juden, welches von den frühen Christen begonnen wurde zu vollenden. 'Man erinnere sich an historische Worte des Kardinals Michael Faulhaber, der nach einem Zusammentreffen mit Adolf Hitler auf dem Obersalzberg jubilierte: »Der Reichskanzler lebt ohne Zweifel im Glauben an Gott.«*.'

Auch die reklamierte, mögliche Kriminalgeschichte der Demokratie, oder der Aufklärung hätte mit Atheismus nichts zu tun. Oder ging es bei der Französischen Revolution um Atheismus? Sicher nicht, auch wenn fast alle humanistischen Errungenschaften gegen erbitterte Widerstände der Kirchen erkämpft werden mussten. Von der bis heute andauernden 'Kriminalgeschichte des Kapitalismus' hat Theodred nicht gesprochen. Aber da steckt sogar für ihn zu offensichtlich kein Atheismus dahinter.

Der Querbeet-Allesvermischer Theodred bezeichnet sich als vatikantreuer Katholik? Etwas besonders Gutes scheint mir das nicht zu sein. Hört sich irgendwie nach verengter Weltsicht an. Link zu einem Artikel in der TAZ ..hier


*) Zitat: Wolfgang Beutin ..hier




 
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