<< zurück | Home | JWD-Nachrichten | Teilen |

06.03.2013 11:35
Fachkräftemangel - zuwenig Ingenieure und Facharbeiter wollen im Niedriglohnsektor arbeiten
Wird eine Lüge zur Wahrheit, nur weil sie seit 30 Jahren ständig wiederholt wird? Viele Studien belegen, es gibt bei uns keinen Fachkräftemangel. Es geht einzig darum die Löhne zu drücken und Sozialleistungen zu kürzen. Das ist politisch gewollt und wird von der Regierung unterstützt. So empörend legal wie die Arbeitsbedingungen bei Amazon*, so empörend arbeitet die Bundesregierung für die anhaltende Ausbeutung von Arbeitnehmern und für die Interessen der Lohndrücker. Humankapital wird systematisch entwertet. JWD

Ein Artikel bei Spiegel-Online vom 05.03.2013 - Informatiker-Gehälter für den Fachkräftemangel zu billig - , verweist auf auf eine neue Studie der IG-Metall, wonach es entgegen den Behauptungen von Regierung und Industrie auch im IT-Bereich keinen Fachkräftemangel gibt. Die Löhne sind für diese Zielgruppe gerade einmal um 2% innerhalb des letzten Jahres gestiegen. [..hier]

Diesem Spiegel-Online-Bericht wird von Orlando Pascheit in den NachDenkSeiten folgendes angemerkt:
Seit Jahren versuchen die NachDenkSeiten den Mythos Fachkräftemangel zu entzaubern, der Arbeitsmarktexperte Karl Brenke von DIW, der sich seit langer Zeit u.a. mit dieser Frage beschäftigt, spricht gar von einer Fata Morgana. Selbst im vom damaligen DIW-Chef Zimmermann abgeschwächten DIW-Wochenbericht “Fachkräftemangel kurzfristig noch nicht in Sicht” heißt es immer noch: “Für einen aktuell erheblichen Fachkräftemangel sind in Deutschland kaum Anzeichen zu erkennen.

Dies ergibt sowohl hinsichtlich der aktuellen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt als auch hinsichtlich der Situation bei der akademischen und betrieblichen beruflichen Ausbildung. Zudem sind die Löhne – ein Indikator für Knappheiten auf dem Markt – bei den Fachkräften in den letzten Jahren kaum gestiegen. Auch in den nächsten fünf Jahren ist angesichts stark gestiegener Studentenzahlen noch nicht damit zu rechnen, dass in technisch-naturwissenschaftlichen Berufsfeldern ein starker Engpass beim Arbeitskräfteangebot eintritt.”

Aber leider ist es halt so, dass man auch einem Klugen, der ein starkes Interesse hat, nicht mit der Wahrheit kommen kann. Und so wird auch wieder im Rahmen der CEBIT ganz gewiss die Sau Fachkräftemangel durch die Fernsehstudios getrieben. Die Zeit ist im Herbst letzten Jahres einmal der Frage nachgegangen, warum die einen das Fachkräfteloch – es ging um Ingenieure – für eine Katastrophe halten – und die anderen für ein Hirngespinst? Und meinte, dass hätte viel mit Mathematik zu tun, damit, “dass es eigentlich unmöglich ist, das Loch zu berechnen. Keiner weiß, wie viele Ingenieurstellen in Deutschland frei sind, das wird nirgendwo zentral erfasst.

Es gibt zwar ein Verzeichnis bei der Agentur für Arbeit, aber das taugt nichts. Denn viele Unternehmer melden ihre freien Stellen nicht, deshalb kann man nur vermuten, wie groß die Nachfrage nach Ingenieuren tatsächlich ist. Auch das Angebot an Personal lässt sich schwer berechnen: Wie viele Ingenieure sind arbeitslos? Wie viele gehen ins Ausland? Wie viele gehen demnächst in Rente? So wird aus der einfachen Rechenaufgabe – Fachkräftenachfrage minus Fachkräfteangebot ist gleich Fachkräftemangel – eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Noch komplizierter wird sie, wenn man wissen will, wie viele Ingenieure nicht jetzt, sondern in zwanzig Jahren fehlen: Werden dann mehr Schulabgänger studieren? Wird es bessere Maschinen geben, sodass man für dieselbe Arbeit weniger Menschen braucht? Werden mehr Frauen einen Beruf ergreifen? Marktwirtschaften verändern sich mit der Zeit.” [..hier]

Und dann folgen Sie Brenkes Beschreibung der „mathematischen“ Methode des VDI: “Einerseits werden die offenen Ingenieurstellen bei der Bundesagentur für Arbeit sowie Unternehmensangaben zu geplanten Einstellungen addiert, andererseits die arbeitslos gemeldeten Ingenieure subtrahiert. Entscheidend ist die dritte Grundrechenart: Die Zahl der laut Bundesagentur unbesetzten Ingenieurstellen wird mit 7,14 multipliziert – weil es weit mehr offene Stellen gebe, als die Behörden wissen. Dieser Faktor ist nahezu willkürlich gewählt, jedenfalls sehr hoch angesetzt. Er verändert die Zahl unter dem Strich immens. Und die Zahl unter dem Strich, genau das ist der Ingenieurmangel, den der VDI dann laut in die Welt posaunt.” [..hier]

Wer sich mit der Thematik näher befassen möchte, sei auf seinen Beitrag von Karl Brenke** beim SRW hingewiesen [mp3 - 13,8 MB].  [Quelle: nds.de ..hier]


Ist der Fachkräftemangel ein Mythos?

Link zum Video einer Sendung bei ' mdr.de ' ..hier
mdr.de

Screenshot



Passend zum Thema:

25.01.2013
Facharbeitermangel – bloß eine Erfindung der Wirtschaftslobby?
Berlin. Wirtschaftsverbände klagen seit Jahren über einen angeblichen Fachkräftemangel. Das ist maßlos übertrieben, kritisieren Arbeitsmarktforscher. Nicht zuletzt diene die Klage über die vermeintliche Fachkräfte-Knappheit auch dazu, den Lohndruck auf die Arbeitnehmer aufrecht zu erhalten.

Deutschland gehen die Ingenieure aus. Und zunehmend auch Fachkräfte in anderen Berufen. Das zumindest behaupten Wirtschaftsverbände und Unternehmen. Die Bundesregierung hat sich dieser Sichtweise weitgehend angeschlossen, wie der am Mittwoch vorgelegte Fachkräftebericht von Bundesarbeitsministerin von der Leyen (CDU) erneut zeigt. [..]

Tausende arbeitslose Ingenieure nehmen die Meldungen vom Fachkräftemangel nur noch mit Befremden zur Kenntnis. Trotz hervorragender Ausbildung will es vielen einfach nicht gelingen, eine Stelle zu finden. Selbst wenn man berücksichtigt, dass nicht jeder Deckel auf jeden Topf passt: Die Realität am Arbeitsmarkt hat bei näherer Betrachtung nicht mehr viel zu tun mit dem Bild vom allgegenwärtigen Fachkräftemangel, das die Wirtschaft seit Jahren zeichnet. [..]

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) will gezielt IT-Fachkräfte aus Indien, Indonesien und Vietnam anwerben. Das sieht das Aktionsprogramm „Digitale Wirtschaft“ vor, das Rösler am Dienstag auf dem siebten Nationalen IT-Gipfel in Essen vorstellen wird.

Den gewerkschaftsnahen Forscher Gustav Horn ärgert das: „Von einem Fachkräftemangel in Deutschland kann man sicher nicht sprechen“, sagt der wissenschaftliche Direktor des Düsseldorfer Forschungsinstituts IMK. „Es ist für Unternehmen aber nicht mehr ganz so bequem wie früher, in Zeiten sehr großer Arbeitslosigkeit, neue Leute zu finden“, sagt Horn im Gespräch mit der NRZ.  [..]

Der Fachkräftemangel – nichts als ein Mythos, eine Fata Morgana (Brenke)? Ein Meisterstück der Wirtschaftslobbyisten, um die Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen und den Druck auf die Arbeitnehmer zu erhöhen? Für diese Sichtweise sprechen einige handfeste Indizien. Vor allem die Pauschalität, mit der der Fachkräftemangel beschworen wird, ist eine Chimäre. [..] [Quelle: derwesten.de]

Link zum vollständigen Artikel bei ' derwesten.de ' ..hier


*) Amazon: Empörend legal [publik-forum.de ..hier]

**) Karl Brenke (* 1952) ist ein deutscher Volkswirt. Er arbeitet als Referent am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW). Sein Arbeitsbereich ist Konjunkturanalyse und Konjunkturprognose. [..] Er studierte Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Statistik an der Freien Universität Berlin. [..]seit 1985 ist er als Referent beim DIW tätig. [..] Fachkräftemangel eine Fata Morgana [..]
[Quelle: Wikipedia ..hier]


Anmerkung: Der bereits weiter oben verlinkte 28minütige Audiovortrag von Karl Brenke bei SWR zum Thema Fachkräftemangel ist sehr empfehlenswert, weil sehr informativ. ..hier


08.05.2011
Was ist dran, - am Fachkräftemangel?
Krise, Massenarbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung, soziale Auszehrung, das war gestern. Die neue Agenda lautet: Uns geht es gut, wir haben Fachkräftemangel. Wie kommt es denn zu dieser fundamentalen Wende?  ..mehr

Anmerkung: Die selbe Leier, immer wieder..




 
<< zurück | Home |