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31.01.2013 16:45
Gemeingefährlich - Merkel offenbart absurde finanzpolitische Vorstellungen und riskiert Deflation
Heiner Flassbeck hat auf seiner neuen Homepage 'Flassbeck-Economics' zu den jüngsten wirtschaftspolitischen Äußerungen von Kanzlerin Merkel reagiert und voller Sorge festgestellt, dass Merkels Positionen gravierende Fehlentwicklungen nach sich ziehen würden. Kritische Berichterstattung in den Leitmedien lässt auf sich warten. JWD

Mit dem Titel: "Gravierende Fehlentwicklungen sind angelegt – Was der Sachverständigenrat an die Bundeskanzlerin hätte schreiben müssen", publiziert H. Flassbeck einen fiktiven Brief an Frau Merkel, in dem er gravierende Denkfehler und Trugschlüsse von Frau Merkel aufzeigt. Der Sachverständigenrat habe die gesetzliche Aufgabe auf Fehlentwicklungen sowie auf Möglichkeiten der Vermeidung hinzuweisen.

[Auszug]:
„Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

mit erheblicher Sorge hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ihre wirtschaftspolitischen Aussagen in den vergangenen Monaten zur Kenntnis genommen. Wir halten es für unsere Pflicht, sie auf Fehler bei der Interpretation der wirtschaftlichen Entwicklung im Inland und im Ausland und bei der Kooperation von Staaten hinzuweisen, um Schaden vom deutschen Volke abzuwenden.

Ihre Aussage, die Staaten des Euroraums könnten nur wachsen, wenn ihre Produkte global verkäuflich sind, ist doch nur sehr eingeschränkt als richtig zu interpretieren. Meinten Sie den Satz in dem Sinne, dass jeder, der etwas in der Welt kaufen muss, also Rohstoffe z. b., über die er selbst nicht verfügt, auf Dauer auch in der Lage sein muss, etwas zu verkaufen, so können wir zustimmen. Das gilt selbst in einem einheitlichen Währungsraum, wo, wie unschwer zu erkennen ist, nicht ein Land nur vorwiegend Verkäufer und alle anderen nur Käufer sein können, weil sonst früher oder später die Nettokäufer in große Schwierigkeiten geraten, weil sie ihre aufgehäuften Schulden nicht mehr bedienen können. Handel ist nun mal keine Einbahnstrasse, sondern beruht zwingend und immer auf Nehmen und Geben.

Ihr Zusatz, das Thema Wettbewerbsfähigkeit sei deswegen so wichtig, lässt uns allerdings stutzen. Wettbewerbsfähigkeit kann ja gerade nicht heißen, dass ein Land oder auch eine Ländergruppe so wettbewerbsstark sind, dass andere nichts mehr verkaufen können. Wenn ein riesiger Wirtschaftsraum wie die EWU insgesamt ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöht, wer soll dann an Wettbewerbsfähigkeit verlieren? Denn Wettbewerbsfähigkeit, im Gegensatz zur allgemeinen Steigerung der Produktivität, ist ein relatives Konzept, der eine gewinnt immer nur, was der andere verliert. Hat nicht gerade Bundesbankpräsident Weidmann zu Recht vor Abwertungswettläufen gewarnt? Versuchte die EWU durch Lohnsenkung ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, müssten aber früher oder später die anderen Länder zum Mittel der Abwertung ihrer Währung greifen, um ihrerseits wieder wettbewerbsfähig zu werden. Auf diese Weise können alle nur ärmer werden, aber niemand kann seine Position wirklich verbessern.

Dass Sie bei der Interpretation der globalen Lage einen schwerwiegenden logischen Fehler machen, lässt sich leider nach der Lektüre Ihres Satzes über die Relation der Sozialausgaben zum gesamten Einkommen nicht mehr ausschließen. Es ist jedenfalls ein gravierendes Missverständnis zu glauben, Sozialausgaben als solche verminderten die Wettbewerbsfähigkeit einer Region. [..]

Obwohl sich der SVR aller wirtschaftspolitischer Empfehlungen zu enthalten hat, bitten wir sie aus den oben genannten Gründen doch, auf die angekündigte Schaffung eines Wettbewerbspaktes in Europa zu verzichten. Angesichts des unbestreitbar engen Zusammenhangs von Lohnstückkostenentwicklung und Preisentwicklung wird der Versuch aller europäischer Staaten, ihre Kosten zu senken, unweigerlich in eine Deflation führen und einen globalen Abwertungswettlauf auslösen, der dem der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts nicht nachsteht.

Mit Hochachtung, aber in tiefer Sorge  [..]
[Auszug Ende / Quelle: Flassbeck Economics]

Link zu vollständigen Artikel bei flassbeck.de/wordpress/ ' ..hier


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