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21.07.2012 23:20
Konservatismus: Flüchtiges, anstrengungsloses Denken führt zu einer politisch konservativen Einstellung
Die Ergebnisse der Studie von US-Psychologen dürften den Konservativen nicht gefallen und bestätigen zudem alltägliche Beobachtungen vieler kritischer Menschen. Die Wissenschaftler fassen ihre herausgefundenen Ergebnisse in einer schlichten These zusammen. - Geringe Denkleistungen, die den Dingen nicht auf den Grund gehen , sondern an der Oberfläche stehen bleiben, produzieren Konservativismus. Dieser zeichnet sich vor allem durch persönliche anstatt systemische oder gesellschaftliche Verantwortung aus.  Hierarchien werden akzeptiert und es besteht eine Vorliebe für den Status quo. [Quelle: heise.de] JWD


[Auszug aus  der Veröffentlichung bei heise.de vom 20.07.2012]
Das würde bedeuten, dass Anhänger von konservativen Parteien eher zur Denkfaulheit neigen, aber auch, dass die konservative Politik entsprechend intellektuell bescheiden formuliert wird.

Um die steile Hypothese zu testen, dass allein schon anstrengungsloses Denken (low-effort thinking) eine konservative Einstellung im US-amerikanischen Kontext erzeugt, [..] [wurden] vier Experimente durchgeführt, die in der Tat kein gutes Licht auf die Konservativen bzw. die Gründe für ihre Einstellung werfen.

Der erste Versuch war eine Feldstudie. Die Psychologen besuchten eine Bar in New England und baten 85 Besucher, die über 21 Jahr alt und nicht mit dem Auto da waren, ins Röhrchen zu blasen, um den Alkoholwert im Blut festzustellen und einen kurzen Fragebogen auszufüllen. [..] Nach der Auswertung ist der Blutalkoholwert ein Indikator für politischen Konservatismus. [..] Da Alkohol das Denken beeinträchtigt, werde dadurch die Ausgangshypothese verstärkt.

Im zweiten Test, in dem auf politischen Liberalismus und Konservativismus sowie die Stimmung getestet wurde, übten die Psychologen kognitiven Druck auf die Hälfte der 38 Versuchspersonen aus. [..] Auch hier zeigte sich, dass diejenigen, die unter höherem kognitiven Stress standen und daher eine geringe Möglichkeit hatten, über etwas nachzudenken, eher zum einfachen Denken neigten und damit zum Konservatismus, [..].

Im dritten Versuch, der die Versuchspersonen unter Zeitdruck setzte, kam es ebenfalls bei den Gestressten zur stärkeren Neigung zum Konservatismus.

Und in einem letzten Test sollten die Versuchspersonen 30 politische Begriffe für politischen Konservatismus und Liberalismus bewerten. Während die Mitglieder einer Gruppe aufgefordert wurden, gründlich nachzudenken, welchen Begriff sie unterstützen können, sollte die andere Gruppe auf die die erste, unmittelbare Reaktion setzen. [..] Wer gründlicher nachgedacht hat, konnte sich an mehr Wörter erinnern und neigte eher zum Liberalismus, während diejenigen, die schnell aus dem Bauch heraus entschieden, weniger erinnern konnten und eher zu konservativen Werten neigten.

Es scheint eine einzigartige Verbindung zwischen dem "ideologischen Inhalt des politischen Konservatismus" und dem anstrengungslosen, wenig tiefschürfenden Denken zu geben, schreiben die Psychologen. Möglicherweise kommt der Konservatismus der Anforderung nach, unter Bedingungen der Unsicherheit und der Bedrohung einfache Antworten zu geben.[..] [Auszug Ende]


Link zum vollständigen Artikel bei ' heise.de ' ..hier


Anmerkung: Bei einigen meiner Bekannten sehe ich die Untersuchungsergebnisse durchaus bestätigt. Wobei dies natürlich alles nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun hat, sondern häufig auch mit mangelnder Zeit. Teilweise ist es auch mangelndes Interesse daran, sich tiefgründig mit der täglichen Berieselung durch Medien auseinanderzusetzen.  Deshalb bleibt einiges unreflektiert hängen. Ähnlich wie bei Glaubensangelegenheiten, sind auch bestimmte Verhaltensweisen anerzogen. Um davon wegzukommen, muss man an sich arbeiten.

Im Gegensatz zu obiger These wird im aktuellen Artikel bei Wikipedia zum Thema Konservatismus, eine ziemlich konservative Sülze präsentiert. Da hat sich ein Erz-CDU-ler ausgetobt. Das ist schon teilweise Geschichtsfälschung, was dort angeboten wird. Es wird interpretiert, idealisiert, konstruiert und zurechtgebogen nach allen Regeln der Künste. Abstruse Grundannahen und Theorien vergangener Jahrhunderte werden unkritisch wie Tatsachen gewertet.

Egalität wird nicht verstanden und diskreditiert. Gleiches gilt auch für die religiösen Werte. Also nicht die Religion an für sich, als unreflektierter Grundpfeiler des Konservatismus ist typisches Merkmal, nein, es sind die verborgenen religiösen Werte, die mehr oberflächlich, vornehmlich von Konservativen, einigen Religionen zugedacht werden und den feingeistigen konservativen Intellekt beschäftigen. Gerade so, als würden nur konservative Menschen und vornehmlich nur diese, sich mit tief greifenden  moralischen und ethischen Fragen auseinandersetzen. Wenn es so wäre, würde aber die obige Studie, die zwar simpel, aber gleichwohl aussagekräftig scheint, genau Gegenteiliges feststellen und wäre das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben steht.

Von der katholischen Soziallehre wird gesprochen, die allerdings nicht viel mehr als eine Floskel ist. Die in sich für alle ein ewiges Geheimnis bleiben wird und sich bei kritischer Analyse in Wohlgefallen auflöst. Wer einmal glaubt, wird nie was wissen! Der Fürst von Metternich sei ein Guter gewesen und Bismarck der preußische Sozialistenhasser gar ein Wohltäter. Geht's noch dreister? Der Autor sollte dringend einmal andere Geschichtsbücher lesen, Bücher die etwas mit der einstigen Wirklichkeit zu tun haben.

Im Kontext zu der idealistischen Betrachtung des erhaltenswerten Sollenden, passt es gut, dass neuere Theorien  gerade mal mit zwei Sätzen gewürdigt werden. Das ist wahrer Konservatismus! Man spürt und fühlt ihn schon beim Lesen. (Warum nur fällt mir dazu eine in den letzten Tagen gelesene Zeile ein, in der es heißt, Liz Mohn, die Chefin von Bertelsmann, stehe für das "Werdensollende"?)


 
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