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09.01.2012 16:20
Der Abschied von der europäischen Solidarität ist die Krankheit des vergangenen Jahres
Stuttgart - Der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach offenbart bei einem Interview mit Michael Trauthig in der Stuttgarter Zeitung undogmatischen Sachverstand in wirtschaftlichen Fragen zur Eurokrise. [Quelle: Stuttgarter-Zeitung.de]  JWD

"Der Euro ist überhaupt nicht in Gefahr", so der Befragte. "Man dürfte nur von einer Eurokrise reden, wenn der Euro im Vergleich zu anderen Währungen über- oder unterbewertet wäre. Im ersten Fall jammert die Exportindustrie, im zweiten jammern die Importeure. In Wirklichkeit geht es nicht um den Euro, sondern um die Folgen der Finanzkrise."

Die Überschrift zum Interview in der Zeitung könnte dahingehend fehlverstanden werden, - Solidarität sei das Übel. Aber gerade entgegengesetzt  wird argumentiert. Auf die Frage, ob die Griechen über Ihre Verhältnisse gelebt haben und deshalb jetzt den Gürtel enger schnallen müssten, antwortete Hengsbach:

"Das ist die Logik der schwäbischen Hausfrau. Die übersieht aber, dass alle Bürger Europas in einem Boot sitzen. Auch die Bundesrepublik bleibt stabil, solange die starken Länder für die schwachen im Finanzausgleich einstehen. Sich dagegen zu wehren, läuft auf eine Aufkündigung der Solidarität hinaus. Auch ein gemeinsames Währungssystem muss solidarisch verfasst sein..."

Oder auch die Antwort zur nächsten Frage: "[..] Ähnlich ist der Abschied von der europäischen Solidarität als die Krankheit des vergangenen Jahres einzustufen. Durch Schuldenbremsen, Spardiktate und Stabilitätspakte versucht Deutschland die eigene Stärke zu erhalten und treibt die anderen dabei weiter in den Keller."

Auch Angela Merkel wird scharf kritisiert unter Anderem deshalb, weil sie nicht über den Tellerrand hinaussehen würde.

Gleichwohl bleibt Hengsbach zuversichtlich und konstatiert: "..schrittweise bewege sich Europa bei der Lösung der Schuldenkrise in die richtige Richtung. In spätestens fünf Jahren jedoch werde es gemeinsame Euroanleihen sowie einen Finanzausgleich durch einen Fonds geben, der Ungleichgewichte ausgleicht".

Für Interessierte sind seine Argumente nicht neu, aber bei einen Mann der Kirche, er ist bekennender Jesuit, durchaus positiv bemerkenswert. Seine Ausführungen tragen darüber hinaus zum besseren Verständnis der Problematik bei.


Link zum vollständigen Artikel in der 'Stuttgarter-Zeitung.de' vom 07.01.2012  ..hier

 
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