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30.07.2011 20:25
Rechtspopulistische Heckenschützen
als Leserbriefschreiber in der Rheinpfalz?

Die Rheinpfalz vom 30.07.2011 - Einige Leserbriefschreiber in der heutigen Ausgabe beziehen sich auf die Berichterstattung der Zeitung über die Anschläge in Norwegen. Beim Lesen eines Beitrags stellte ich mir die Frage, was den Verfasser wohl geritten haben mag, um solch wirres, zusammenhangloses Zeug in die Welt zu setzen.  JWD

Meine Internetrecherche zum Verfasser Hans-Jürgen Wünschel, Maxdorf ergab u.a. folgendes Resultat:

    Dr. Hans-Jürgen Wünschel [Vita ..hier]

    1966: Abitur am Werner-Heisenberg-Gymnasium Bad Dürkheim

    1966 - 1974: Studium an der Ruprecht Karl Universität Heidelberg Fächer: Geschichte, Politische Wissenschaft, Germanistik, Anglistik

    Mai 1971: Erstes Staatsexamen

    Dezember 1974: Promotion zum Dr. phil

    1975 - 1976: Mai 1975: Referent für Forschungsförderung im Kultusministerium von Rheinland-Pfalz

    Dezember 1976: Referent für Grundsatzfragen der Bildungs- und Kulturpolitik im Kultusministerium Rheinland-Pfalz

    Mai 1981: Leiter des Büros von Kultusminister Dr. Gölter (CDU)

    Seit Juni 1982: Akademischer Direktor am Historischen Seminar der Erziehungs- wissenschaftlichen Hochschule Rheinland- Pfalz, Abteilung Landau bzw.

    seit 1989 Universität Koblenz-Landau, Abteilung Landau

    Mai 2002: Ernennung zum Professor an der Katholischen Universität Tschenstochau, Polen

Dieser gute, katholische, CDU erprobte Mann schreibt als Leserbrief: (Zitat:) "Ist Norwegen wirklich so offen?" Was in Norwegen passiert ist, kann nicht begriffen werden, ist schrecklich... Doch greifen fast alle ein Vorurteil auf, das den Blick auf die Frage "Warum?" etwas behindert. Die Medien berichten von dem liberalen und offenem Norwegen. Stimmt denn das?.. (Zitat Ende)

Jetzt sucht der gute Mann die Begründung für die Tat nicht etwa in einem möglichen kleingeistigen konservativen Milieu des Königreichs, nein!, die Sozis sind Schuld. Wünschel versteigt sich in die Behauptung, Nichtsozis würden in dieser eigentlich unfreien norwegischen Gesellschaft stigmatisiert werden.

Völlig zusammenhanglos zaubert er einen schoflen Vergleich aus der Trickkiste. 1972 hätte es in der BRD Anrufe gegeben, man solle nicht in Geschäften einzukaufen, deren Inhaber nicht sozialdemokratisch gesinnt seien. Ob der gute Wünschel da nicht was durcheinander gebracht hat? War es nicht 30 Jahre früher und hieß es nicht - man solle nicht bei Juden einkaufen?. Göbbels Methodik zur Hetze auf Andersdenkende wurde offensichtlich gut transferiert.

Möglicherweise stammt es aber auch aus seiner Veröffentlichung von 1974 (Drei Dokumente zur Geschichte der pfälzischen Sozialdemokratie nach dem Zweiten Weltkrieg, in: MHVPf 72 (1974), S. 97-119).
Ob er auch Dossiers über Kohls krimineller Spendenaffäre und ähnliches gesammelt hat? Eher nicht.
 
Der gesellschaftliche Druck sei in Norwegen größer als in anderen Ländern. (Zitat:) "Wer sich nicht konform verhält, muss mit sozialen Konsequenzen rechnen...  Merkwürdig, wie man dann von offener und liberaler Gesellschaft reden kann... ", so der Dr. Prof. weiter.

Und jetzt setzt er noch das Sahnehäubchen drauf! (Zitat:) "Oder wird liberal so definiert wie nach der Verfassung der DDR, die sehr freiheitliche Artikel enthielt - unter der Voraussetzung man hatte die richtige Gesinnung." (Zitat Ende). Der Kreis schließt sich. Wie kommt er denn jetzt vom Königreich auf die DDR? Landau ist nicht weit von Dahn entfernt, da kann er ja den Oberstrategen Geißler fragen. Ist's Demagogie? Rechtspopulismus?

Wie ich meine, ein scheinheiliger Pharisäer, scheint unser Professor von der Katholischen Universität Tschenstochau allemal zu sein. So ein bisschen Dreck auf Sozis schleudern ist in manchen Kreisen schließlich ein beliebtes Gesellschaftsspiel. Ob's von diversen Stiftungen oder von einschlägigen sonstigen Organisationen Punkte oder Honorar dafür gibt, weiß ich nicht. Erwünscht sind diese Aktivitäten auf jeden Fall.

Nebenbei:
Norwegen besitzt laut HDI-Rang den höchsten Lebensstandard der Welt.
Das Pro-Kopf-Einkommen in Norwegen ist eines der höchsten, ebenso das Kindergeld.

Im Vergleich mit dem durchschnittlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der EU (EU25=100) erreicht Norwegen 2005 einen Index von 169.  [Quelle: Wikipedia]

Ja ich weiß, das ist nicht die Freiheit, die diese Damen und Herren aus unserer Elite meinen. Es macht einfach keinen Spaß, wenn es allen gut geht.

Die Frage "Warum" das Attentat geschehen ist (musste), so wird dem aufmerksamen Leserbriefleser von Wünschel suggeriert,  liegt wohl in der durch die Sozis verursachten, unerträglichen Unfreiheit begründet. - So, oder so ähnlich soll die Message wohl verstanden werden.

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