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01.12.2015 21:40
Warum hat die Türkei die
russische Suchoi-24 abgeschossen?
Die Türkei war schlecht beraten, als sie das russische
Flugzeug abschoss, das ihren Luftraum während 17 Sekunden verletzt hatte. Die
Operation, die entworfen wurde, um Russland deutlich zu machen, dass es nicht in
den dritten Syrien-Krieg eingreifen sollte - um einen kolonialen Staat im Norden
des Landes zu erstellen und in den die Kurden der Türkei transferiert werden
sollten - hat den gegenteiligen Effekt gehabt. Moskau verstärkt sein
Luftabwehr-Gerät in Syrien und isoliert die Türkei. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
Ankara verliert den Genuss des geheimen mündlichen Abkommens mit Hafez
Al-Assad. London, Paris und Tel Aviv wissen nicht mehr, wie sie ihren Plan
weiter verfolgen können.
Von
Thierry Meyssan | Voltaire Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 30. November 2015
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Der Chef der syrischen YPG,
Salih Muslim, der heute in der Türkei lebt, hat die Ideale von
Abdullah Öcalan verraten und hat sich mit Frankreich, Großbritannien
und Israel verbündet. Er beabsichtigt, an dem Projekt der
Kolonisierung im Norden von Syrien und an der Vertreibung von 10
Millionen Kurden der Türkei in dieses neue Land, teilzunehmen. |
Am Ende des türkischen Bürgerkrieges drohte die Türkei, mit Hilfe der NATO in
Syrien einzufallen, falls Syrien dem PKK-Führer, Abdullah Öcalan, dauerhaftes
Asyl gewähren sollte. Präsident Hafez Al-Assad bat dann den PKK-Führer, ein
anderes Asyl zu finden und musste sich einer mündlichen Vereinbarung mit der
Türkei fügen. Es wurde vereinbart, dass die türkische Armee in das syrische
Gebiet, in einen Landstreifen von 8 km Tiefe eindringen dürfte, um
sicherzustellen, dass die PKK nicht von dem syrischen Gebiet aus Mörsergranaten
abschießen kann.
Seit Beginn der aktuellen Aggression gegen Syrien hat die türkische Armee dieses
Abkommen benutzt und missbraucht, nicht um PKK Angriffe zu verhindern, sondern
um Dschihadisten-Trainingslager einzurichten.
Oktober 2015, als der russische Feldzug begann und Salih Muslim den Norden
Syriens mit Gewalt zu kurdisieren begann, kündete der berühmte türkische
Whistleblower Fuat Avni auf seinem Twitter-Konto an, dass die Türkei die
Zerstörung eines russischen Flugzeugs vorbereite. Sie fand am 24. November
statt.
Aus der Perspektive des dritten Krieges gegen Syrien [1] ging es darum, Russland
einen Hinweis zu geben, dass es lediglich Damaskus und Latakia verteidigen, und
den Rest des Landes in den Händen der Türkei und ihrer Verbündeten lassen soll.
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Die Kommando-Halle des
Kombinierten Operations-Flugbetriebs-Zentrum (CAOC) der NATO in
Torrejón (Spanien). |
Technisch gesehen wird die Luftverteidigung der Türkei, wie die von allen
NATO-Mitgliedstaaten, durch das Kombinierte Operations-Flugbetriebs-Zentrum (CAOC)
von Torrejón (Spanien) koordiniert. Der Stabschef der türkischen Luftwaffe,
General Abidin Ünal, hätte also den Kommandanten des CAOC, General Rubén García
Servert vorzeitig informieren müssen. Es ist nicht bekannt, ob das geschah [2].
Wie dem auch sei, Präsident Recep Tayyip Erdogan bestätigte, dass er persönlich
den Befehl zur Zerstörung gegeben habe.
Der russische Generalstab hatte zuvor die Flug-Pläne seiner Flugzeuge der NATO
bereitgestellt, damit das Bündnis und die Türkei nicht ignorieren konnten, dass,
im Gegensatz zu den türkischen Behauptungen, das Flugzeug ein Russisches war.
Darüber hinaus hob ein AWACS der NATO von der griechischen Base Aktion (nahe von
Preveza) ab, um das Gebiet zu überwachen.
Die russische Armee bombardierte die Brigade von Sultan Abdulhamid – nach dem
Namen des letzten osmanischen Sultans, berühmter Mörder der Christen des Orients
-. Seit Beginn des Krieges gegen Syrien hat der türkische Geheimdienst nicht
aufgehört, die Milizen der Turkmenen vom Norden von Syrien mit Waffen zu
beliefern und sie zu instrumentieren. Die türkische Presse sprach von einem
Transfer von mindestens 2 000 LKW voller Waffen und Munition - was Präsident
Erdogan zugegeben hat [4] — wovon der wesentliche Anteil von den turkmenischen
Milizen sofort an Al-Kaida verteilt wurde. Diese Milizen haben im Jahr 2011 die
80 000 Fabriken und Werkstätten von Aleppo, der syrischen
Wirtschafts-Hauptstadt, demontiert und die Werkzeugmaschinen in die Türkei
geschickt [5]. Diese Bombardierungen hatten daher nicht die Absicht, im
Gegensatz zu den türkischen Behauptungen, Turkmenen zu bombardieren, sondern
eine Terrorgruppe zu vernichten, die sich der organisierten Plünderung im Sinne
der internationalen Übereinkommen schuldig gemacht hatte [6]. Die russische
Bombardierung hatte die Flucht von 1500 Zivilisten und heftige Proteste der
Türkei verursacht, [7] die einen Brief an den Sicherheitsrat schickte [8].
Screenshot [Quelle. Reuters via Youtube] |
veröffentlicht 24.11.2015
Der türkische Dschihadist -
und nicht der syrische - und Mitglied der Grauen Wölfe, Alparslan
Çelik, befehligt Turkmenische Milizen in Syrien. Hier beansprucht er
die Hinrichtung des Piloten des Suchoi-24. |
Der wichtigste Führer der turkmenischen Milizen Syriens, Alparslan Çelik, ist
Mitglied der Grauen Wölfe, der türkischen faschistischen Partei, die historisch
an die Geheimdienste der NATO gebunden ist [9]. Er behauptete, angeordnet zu
haben, die russischen Piloten während ihres Niederganges per Fallschirm
abzuschießen [10].
Das russische Flugzeug, das zerstört wurde, kam nur 17 Sekunden in den
türkischen Luftraum und wurde abgeschossen, als es bereits im syrischen Luftraum
war. Da die Türkei den 8 km tiefen Landstreifen als annektiert betrachtet, und
ihr ein Recht gemäß dem Abkommen mit dem ehemaligen Präsidenten Hafez Al-Assad
gegeben hatte dort einzugreifen, kann sie sich jedoch vorgestellt haben, dass
diese Grenzverletzung länger gedauert habe. Wie dem auch sei, um den Suchoi-24
abzuschießen, ist das türkische Flugzeug in den syrischen Luftraum 40 Sekunden
lang eingedrungen [11].
Russland hatte keine Schutzmaßnahmen für seine Bomber ergriffen, da es glaubte,
dass die Türkei am Kampf gegen terroristische Organisationen offiziell beteiligt
sei. Umso mehr, als man niemals ein Eindringen von wenigen Sekunden als
"Bedrohung für die nationale Sicherheit" betrachtet, und weil die Türkei
informiert war, und weil sie selbst täglich den Luftraum anderer Staaten,
darunter Zypern, verletzt.
Sofort von der Türkei dazu aufgefordert, berief die NATO den Rat des
Nordatlantik ein, der nicht imstande war eine Entschließung anzunehmen, sondern
lediglich eine kurze Erklärung durch seinen Generalsekretär lesen ließ... mit
einem Aufruf zur Deeskalation [12]. Verschiedenen Quellen sprachen dann von
tiefen Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Rates [13].
Die saudische offizielle Presse hat eine Audio-Aufzeichnung eines Aufrufs von
türkischen militärischen Fluglotsen veröffentlicht, die das russische Flugzeug
vor einem Einflug in den türkischen Luftraum gewarnt hätten [14]. Viele
Politiker von der AKP haben diese Aufzeichnung kommentiert und das von der
russischen Armee eingegangene Risiko verurteilt. Allerdings hat letztere diese
Aufnahme dementiert und bewiesen, dass es eine Fälschung war. Die türkische
Regierung stritt dann jegliche Beteiligung an der Verbreitung dieser Aufnahme
ab.
Präsident Putin beschrieb die Zerstörung des Suchoi-24 als "Dolchstoß in den
Rücken". Er beschuldigte öffentlich die Rolle von Ankara in der Finanzierung von
Daesh, insbesondere wegen der freien Durchfahrt des gestohlenen Öls durch die
Türkei. Das russische Außenministerium bittet die 4,5 Millionen russischen
Touristen die geplant hatten, die Türkei zu besuchen, ihre Reise abzusagen und
hat die Einreise-Visa für türkische Staatsangehörige restauriert. Per Dekret hat
der Kreml jeglichen neuen Vertrag zwischen russischen Stellen oder Personen und
türkischen Personen oder Einrichtungen, einschließlich der Beschäftigung von
Personal, die Ein- und Ausfuhr von Waren oder sogar Tourismus verboten.
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Bis jetzt hatte Russland die
S-400 Triumph Raketen nur an China und Algerien verkauft. Diese
Flak-Raketen sind (mit den S-500) die wirksamsten der Welt. |
Um seine Flugzeuge zu schützen, hat Russland vor Ort etwa 30 zusätzliche Jäger
bereitgestellt, um die Bomber zu eskortieren. Vor allem hat es Boden-Luft S-400
Raketen auf seinem Militärflughafen Hmaymim (nahe von Latakia) installiert. Mit
einer Reichweite von 600 Kilometern können diese Systeme bis zu 160 Ziele
zugleich verfolgen und zerstören. Die US-Koalition, darunter Frankreich und die
Türkei haben sofort alle ihre Flüge über Syrien eingestellt.
Durch diese Elemente können wir schließen, dass die NATO von der Vorbereitung
des türkischen Angriffs informiert war und dass sie ihn zuließ. Alles deutet
darauf hin, dass Washington, das das Projekt eines Kurdistans in der Türkei
unterstützen könnte, aber gegen die Erfindung eines Pseudo-Kurdistan in Syrien
ist, sich mit Russland anschickt, den franco-britisch-israelischen Plan zu
kontern, wie einst die beiden Großmächte sich gegen die Kolonialisierung des
Suez-Kanals (1956) gestellt hatten.
Wichtige Punkte:
Die Vernichtung des Suchoi-24 durch die Türkei ist kein Unfall, sondern eine
seit langer Zeit geplante Operation, um Russland aus der Gegend, die von
Frankreich, Israel und Großbritannien besetzt werden soll, zu vertreiben. Die
NATO, die beide Operationen, die russische gegen turkmenische Milizen und den
türkischen Angriff ausführlich verfolgt hatte, hat beschlossen nicht
einzugreifen.
Weit davon entfernt, dem Druck zu weichen, hat Russland in diesem Zusammenstoß
einen Grund und eine Gelegenheit gefunden, seine Militärpräsenz in Syrien
auszubauen. Es hat insbesondere S-400 Anti-Luft-Raketen entfaltet.
Die Praktiken der Türkei, die die internationale Presse vier Jahre lang
ignoriert hat, werden jetzt öffentlich erwähnt (Plünderung der syrischen
Fabriken, Installation von Trainingslagern für Dschihadisten im Norden von
Syrien, Leitung der Dschihadisten, Unterstützung für Al-Qaida, Öl Schmuggel um
Daesh zu finanzieren).
Die
franco-britisch-israelische Operation ist unterbrochen. Die Flugzeuge der
Koalition wagen sich nicht mehr nach Syrien.
|
Autor:
Thierry Meyssan |
Übersetzung:
Horst Frohlich
[1] „Frankreich und Israel starten einen neuen Krieg in Irak und Syrien“, von
Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 23. November
2015.
[2] «¿Quién tomó la decisión de derribar al SU-24, Ünal o García?», Ignacio
Cembrero, El Espagnol, 25 de Noviembre de 2015.
[3]
«Исключение
из НАТО уничтожит Турцию», Маргарита Арсо, Polit Puzzle, 27 ноября
2015.
[4] «Erdogan tacitly acknowledges claim MIT transported arms to Syria», Today’s
Zaman, November 25, 2015.
[5] « Mon usine était le quartier général de l’État islamique à Alep »,
entretien de Farès el-Chehabi avec Caroline Hayek, L’Orient-Le Jour, 28 novembre
2015.
[6] “Syrian Turkmens ask for Turkey’s help under heavy bombardment by Assad,
Russia”, Today’s Zaman, November 22, 2015.
[7] «Governor: 1,500 Syrian Turkmens have fled to Turkish border», Today’s Zaman,
November 22, 2015.
[8] «Lettre datée du 21 novembre 2015, adressée au Président du Conseil de
sécurité par le Représentant permanent de la Turquie auprès de l’Organisation
des Nations Unies», référence Onu : S/2015/904.
[9] Les Armées Secrètes de l’OTAN, Daniele Ganser, éditions Demi-Lune.
[10] „Piloten“, von Miroslav Lazanski, Übersetzung Horst Frohlich, Politika
(Serbien), Voltaire Netzwerk, 30. November 2015.
[11] „Radar-Aufnahmen des türkischen Angriffs auf russisches Flugzeug“, von
Valentin Vasilescu, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 30. November
2015.
[12] « Déclaration du Secrétaire général de l’Otan sur la destruction d’un
bombardier russe par la Turquie », par Jens Stoltenberg, Réseau Voltaire, 24
novembre 2015.
[13] «Avion russe abattu: profondes divergences au sein de l’Otan», Sputnik, 25
novembre 2015.
[14] «‘I knew it was going to happen’: MEA pilot recalls downing of Russian jet»,
Faisal J. Abbas & Ismaeel Naar, Al-Arabiya News, November 25, 2015.
[15]
« Указ о
российских экономических санкций против Турции », Владимир В. Путин, Сеть
Вольтер, 28 ноября 2015.
Thierry Meyssan: Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des Réseau
Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über
ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen
Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable imposture :
Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007).
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons
(Lizenz CC BY-NC-ND).
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Tags: Terrorismus, Türkei, Kriegsverbrechen,
Völkerrecht, Suchoi-24, Heimtücke, vorsätzlicher Mord |
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