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19.10.2015 00:00
Retro-Kolonisierung
Warum Frankreich die Arabische Republik Syrien stürzen will
Im Rückgriff auf die Geschichte der französischen
Kolonisierung Syriens und im Vergleich mit dem Vorgehen der Präsidenten Sarkozy
und Hollande stellt Thierry Meyssan die Absicht einiger französischer Politiker
der Gegenwart heraus, das Land wieder zu kolonisieren – eine anachronistische
und kriminelle Haltung, die aus dem heutigen Frankreich einen auf der Welt mehr
und mehr verhassten Staat macht. [Quelle:
voltairenet.org]
JWDVon
Thierry Meyssan | Voltaire Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 14. Oktober 2015
Quelle: voltairenet.org (verlinkt) |
Nicolas Sarkozy und David Cameron unterzeichnen die Verträge über
die Zusammenarbeit in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik
(engl. auch: Lancaster House Treaty). Nach einem Jahrhundert
wiederholen sie die Entente Cordiale (dt.: herzliches
Einverständnis) des Abkommens von Sykes-Picot. |
Hauptsächlich Frankreich ruft heute zum Umsturz der Arabischen Republik Syrien
auf. Während das Weiße Haus und der Kreml im Geheimen darüber verhandeln, wie
sie die Dschihadisten loswerden können, bleibt Frankreich dabei, das „Baschar-Regime“
(sic) für das Entstehen von Daesh verantwortlich zu machen und hat erklärt, dass
nach der Eliminierung des Islamischen Emirats der Umsturz der „Alawiten-Diktatur“
(sic) anliegt. Öffentlich wird Frankreich von der Türkei und Saudi-Arabien
unterstützt und unter der Hand von Israel. Wie lässt sich diese Positionierung
auf der Verliererseite erklären, wo doch bei diesem Kreuzzug Frankreich keine
wirtschaftlichen oder politischen Interessen hat, wo die USA die Ausbildung von
Kämpfern gegen die Republik eingestellt haben und Russland dabei ist, die
Dschihadisten-Gruppen in Schutt und Asche zu legen?
Die meisten Kommentatoren haben zu Recht die persönlichen Verbindungen von
Präsident Nicolas Sarkozy mit Qatar, dem Sponsor der Muslimbrüder, hervorgehoben
und die von Präsident Hollande gleichermaßen nach Qatar, aber auch nach
Saudi-Arabien. Beide Präsidenten haben illegal einen Teil ihres Wahlkampfes
durch diese Staaten finanzieren lassen und alle Arten von Vergünstigungen
genossen, die ihnen von diese Staaten angeboten wurden. Außerdem verfügt
Saudi-Arabien jetzt über einen nicht unerheblichen Teil von Unternehmen des
CAC40 [französischer Leitindex], so dass ein plötzlicher Rückzug seiner Anlagen
Frankreich schweren wirtschaftlichen Schaden bringen würde.
Ich möchte hier noch eine andere Hypothese zur Erklärung heranziehen: die
Kolonialinteressen bestimmter französischer Führungspersonen. Dafür ist eine
Rückblende notwendig.
Das Sykes-Picot-Abkommen
Während des Ersten Weltkriegs kamen die britischen, französischen und russischen
Großmächte heimlich überein, sich die Kolonien des österreichisch-ungarischen,
des deutschen und des osmanischen Reiches zu teilen, nachdem sie besiegt waren.
Am Ende der Geheimverhandlungen in Downing Street entschieden Sir Mark Sykes,
der Berater des Kriegsministers und Vorgesetzter von „Lawrence von Arabien“, und
der Sonderbeauftragte des Quai d’Orsay, François Georges-Picot, die osmanische
Provinz Großsyrien unter sich aufzuteilen und den Zar darüber zu informieren.
Die Briten mit ihrem Wirtschaftsimperium eigneten sich die zu jener Zeit
bekannten Erdöllagerstätten an sowie Palästina, um dort eine Siedlung mit
jüdischer Bevölkerung aufzubauen. Ihr Territorium erstreckte sich über das des
heutigen palästinensischen Staates, Israel, Jordanien, den Irak und Kuwait.
Paris war zwischen Freunden und Gegnern der Kolonisierung geteilt und ließ
deshalb eine gleichzeitig wirtschaftliche, kulturelle und politische
Kolonisierung zu. Es eignete sich die Gebiete des heutigen Libanon und
Kleinsyriens an, wo nahezu die Hälfte der Bevölkerung zu jener Zeit christlich
war und worüber es sich seit Franz I. zum „Schirmherrn“ erklärt hatte.
Schließlich sollten die heiligen Orte Jerusalem und Akkon (St. Jean d’Acre)
international werden. In Wahrheit wurden diese Abkommen aber nie ganz umgesetzt,
zum Teil weil die Briten widersprüchliche Verpflichtungen übernommen hatten,
aber vor allem weil sie einen jüdischen Staat schaffen wollten, um ihre
koloniale Ausdehnung fortzusetzen.
Nie erörterten die britische und die französische „Demokratie“ dieses Abkommen
öffentlich. Es hätte die Völker Großbritanniens schockiert und wäre vom
französischen Volk abgelehnt worden. Das Sykes-Picot-Abkommen wurde von den
revolutionären Bolschwiki bekannt gemacht, die es in den Archiven des Zaren
entdeckt hatten. Es führte zur Entrüstung der Araber, aber die Briten und die
Franzosen reagierten nicht auf die Machenschaften ihrer Regierungen.
Der französische Kolonialgedanke
Die französische Kolonisierung begann unter Karl X. mit der blutigen Eroberung
Algiers. Das war eine Prestigefrage, die nie von den Franzosen anerkannt wurde
und zur Julirevolution von 1830 führte.
Aber der Kolonialgedanke ist in Frankreich erst nach dem Fall des Zweiten
Reiches und dem Verlust von Elsaß-Lothringen aufgetaucht. Zwei Männer der
Linken, Gambetta und Jules Ferry, schlugen die Eroberung neuer Territorien in
Afrika und Asien vor – aufgrund der Unfähigkeit, das vom Deutschen Reich
besetzte Elsaß-Lothringen zu befreien. Sie verbanden sich mit den
wirtschaftlichen Interessen der Rechten, die an die Ausbeutung Algiers geknüpft
waren.
Weil die Ablenkung der Nation von der Befreiung nationalen Territoriums kein
besonders glorreiches Motiv ist, wickelten die Freunde von Gambetta und Ferry es
in eine anfeuernde Rede ein. Es handele sich nicht darum, expansionistische oder
ökonomische Gelüste zu stillen, sondern „unterdrückte Völker zu befreien“ (sic)
und sie von „niedrig stehenden“ Kulturen zu „emanzipieren“ (sic). Das klingt
viel nobler.
In der Nationalversammlung und im Senat hatten die Freunde der Kolonisierung
eine Lobby zur Verteidigung ihres Appetits geschaffen: die „Kolonialpartei“. Der
Begriff „Partei“ soll hier nicht falsch verstanden werden, er bezeichnet kein
politisches Gebilde, sondern eine parteiübergreifende Denkrichtung, die etwa
einhundert Parlamentarier der Rechten und der Linken vereinigte. Sie zogen
einflussreiche Geschäftsleute, Militärs, Geografen und hohe Beamte wie François
Georges-Picot an. Während sich vor dem Ersten Weltkrieg noch wenige Franzosen
für die Kolonisierung interessierten, waren es in der Zeit zwischen den Kriegen
sehr viele mehr … das heißt nach der Rückgabe des Elsaß und Lothringens. Die
Kolonialpartei, die nichts mehr war als die Partei eines verblendeten
Kapitalismus im Kostüm von Menschenrechtlerei, versuchte die Bevölkerung durch
große Kundgebungen wie die düstere Kolonialausstellung von 1931 zu überzeugen
und hatte ihre Blütezeit 1936 mit der Volksfront von Léon Blum.
Die Kolonisierung Kleinsyriens
Nach dem Kriegsende und dem Fall des Osmanischen Reiches ruft Scherif Hussein
der zwei Moscheen von Mekka und Medina die Unabhängigkeit der Araber aus.
Passend zum Engagement von „Lawrence von Arabien“ erklärt er sich zum „König von
Arabien“, wird aber vom „perfiden Albion“ zur Ordnung gerufen.
1918 ruft sein Sohn, der Emir Faisal, eine provisorische arabische Regierung in
Damaskus aus, während die Briten Palästina und die Franzosen die Mittelmeerküste
besetzen. Die Araber versuchen, einen unitarischen, multikonfessionellen,
demokratischen und unabhängigen Staat zu schaffen.
US-Präsident Woodrow Wilson hatte sein Land mit Großbritannien durch das
gemeinsame Vorhaben versöhnt, einen jüdischen Staat zu schaffen, aber er war
gegen die Kolonisierung des Rests der Region. Bevor Frankreich die Konferenz von
Versailles verließ, hatte es sich durch den Obersten Alliierten Kriegsrat das
Mandat zusichern lassen, seine Einflusszone zur Zeit der Konferenz von San Remo
zu verwalten. Die Kolonisierung hatte ein juristisches Alibi bekommen: Nach dem
Fall der Osmanen musste den Levantinern geholfen werden, sich zu organisieren.
Die ersten demokratischen Wahlen werden in Syrien von der provisorischen
arabischen Regierung organisiert. Anführer ohne wirkliches politisches Profil
erreichen die Mehrheit im syrischen Generalkongress, aber die Versammlung wird
beherrscht von Persönlichkeiten der nationalbewussten Minderheit. Sie führt eine
monarchistische Konstitution mit zwei Kammern ein. Bei der Ankündigung des
französischen Mandats erhebt sich das Volk gegen Emir Faisal, der beschlossen
hat, mit den Franzosen und den Maroniten des Libanon, die ihn unterstützen,
zusammenzuarbeiten. Paris schickt Truppen unter dem Befehl von General Gouraud,
einem Mitglied der „Kolonialpartei“. Die syrischen Nationalisten liefern ihm die
Schlacht von Maysalun, in der sie vernichtet werden. Die Kolonisierung beginnt.
General Gouraud trennt zunächst den Libanon – wo er Unterstützung seitens der
Maroniten hat – vom Rest Syriens, den er durch Teilung und Ablehnung der
konfessionellen Gruppen zu beherrschen versucht. Die Hauptstadt „Syriens“ wird
nach Homs, einem kleinen sunnitischen Dorf verlegt, ehe sie nach Damaskus
zurückkehrt, aber die Kolonialmacht bleibt im Libanon in Beirut ansässig. 1932
erhält die Kolonie eine Fahne, sie setzt sich zusammen aus drei horizontalen
Bändern, die die Dynastien der Fatimiden (grün), der Ummayaden (weiß) und der
Abbasiden (schwarz) darstellen; die schiitischen Moslems werden durch das erste
und die sunnitischen durch die zwei folgenden Bänder symbolisiert. Die drei
roten Sterne stehen für die drei Minderheiten: die christliche, die drusische
und die alawitische.
Frankreich will im Libanon einen maronitischen Staat aufbauen, denn die
Maroniten sind Christen, die die Autorität des Papstes anerkennen, und in Syrien
einen moslemischen Staat. Es greift weiterhin die Christen Kleinsyriens an, weil
sie mehrheitlich orthodox sind.
1936 hat die Linke in Frankreich mit der Regierung der Volksfront Zugang zur
Macht. Sie stimmt Verhandlungen mit den arabischen Nationalisten zu und
verspricht ihnen die Unabhängigkeit. Der Unterstaatssekretär für die
Protektorate des Maghreb und die Mandate im Nahen Osten, Pierre Viénot,
verhandelt die Unabhängigkeit des Libanon und Syriens (wie er es für Tunesien
versucht hatte). Der Vertrag wird im syrischen Parlament einstimmig angenommen,
wurde aber von Léon Blum – einem Mitglied der „Kolonialpartei“ – nie im Senat
vorgelegt.
Zur selben Zeit beschließt die Volksfront-Regierung, die Stadt Antiochia [Antakya]
von Kleinsyrien abzutrennen und schlägt vor, sie an die Türkei anzuschließen,
was 1939 geschieht. Auf diese Weise versteht es Léon Blum, sich der orthodoxen
Christen zu entledigen, deren Patriarch Inhaber des Stuhls von Antiochia ist und
den die Türken mit Sicherheit unterdrücken werden.
Schließlich setzt die Teilung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg der Kolonisierung
ein Ende. Die legale Regierung von Philippe Pétain versucht das Mandat
aufrechtzuerhalten, während die legitime Regierung von Charles de Gaulle 1941
die Unabhängigkeit Syriens und des Libanon erklärt.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs setzt die provisorische Regierung der Republik
das Programm des Nationalrats der Résistance in die Tat um. Die „Kolonialpartei“
lehnt jedoch die Unabhängigkeit der Kolonialvölker ab. Am 8. Mai 1945 findet das
Massaker von Sétif (Algerien) unter dem Kommando von General Raymond Duval
statt, am 29. Mai das Massaker von Damaskus unter dem Kommando von General
Fernand Olive. Zwei Tage lang wird die Stadt von der französischen Luftwaffe
bombardiert. Ein großer Teil des historischen Souks wird zerstört. Selbst der
Plenarsaal des syrischen Volkskongresses wird bombardiert.
Die Kolonialbestrebungen Frankreichs in Syrien seit 2011
Als Präsident Nicolas Sarkozy seinen syrischen Amtskollegen Baschar al-Assad zu
den Feiern des 14. Juli 2008 in die Champs-Élysées eingeladen hatte, um seine
demokratischen Fortschritte zu feiern, verhandelte er auch mit den Vereinigten
Staaten und Großbritannien über den Umbau des „erweiterten Nahen Ostens“ 2009 –
2010. Außenministerin Hillary Clinton überzeugte ihn davon, das
französisch-britische Kolonialprojekt unter US-amerikanischer Führung neu zu
starten – dies ist die sog. Theorie der „Führung von hinten“.
Am 2. November 2010 – also vor dem „arabischen Frühling“ – unterzeichneten
Frankreich und Großbritannien eine Reihe Dokumente, die als „Lancaster
House-Abkommen“ bekannt wurden. Während der öffentliche Teil angibt, dass die
beiden Staaten ihre Projektionskräfte (das heißt ihre Kolonialtruppen)
aufeinander abstimmten, wurde im geheimen Teil der Angriff auf Libyen und Syrien
am 21. März 2011 geplant. Es ist bekannt, dass Libyen zwei Tage früher von
Frankreich angegriffen wurde, was in Großbritannien Zorn zur Folge hatte, weil
man sich von seinen Verbündeten hintergangen fühlte. Der Angriff auf Syrien fand
hingegen nie statt, weil sein Geldgeber, die USA, die Meinung geändert hatte.
Das „Lancaster House-Abkommen“ wurde für Frankreich von Alain Juppé und General
Benoît Puga ausgehandelt, einem leidenschaftlichen Verfechter der Kolonisierung.
Am 29. Juli 2011 gründete Frankreich die Freie Syrische Armee (die
„Gemäßigten“). Im Gegensatz zur offiziellen Darstellung im Umkreis ihres Chefs,
Oberst Riyad el-Asaad, waren ihre ersten Bestandteile nicht Syrer, sondern
libysche Mitglieder von al-Qaida. Riyad el-Asaad war nur eine Tarnung, die einen
syrischen Anstrich geben sollte. Er war wegen der Namensähnlichkeit mit
Präsident Baschar al-Assad ausgewählt worden, mit dem er keine
Verwandtschaftsbeziehung hat. Trotzdem, und obwohl die beiden Namen auf Arabisch
nicht gleichartig geschrieben werden, machte die Presse der Nato-Länder ihn zum
„ersten Überläufer aus dem Regime“.
Die Freie Syrische Armee (FSA) wurde von französischen Legionären angeleitet,
die von ihrer Einheit abgezogen waren und dem Élysée-Palast sowie General Benoît
Puga, dem Chef des privaten Führungsstabs von Sarkozy, zur Verfügung standen.
Als Fahne erhielt die FSA die französische Kolonialflagge.
Zur Zeit ist die Freie Syrische Armee (FSA) keine ständige Streitmacht mehr.
Aber ihr Markenzeichen wird punktuell benutzt für Einsätze, die sich der
Élysée-Palast ausgedacht hat und die von Söldnern anderer bewaffneter Gruppen
ausgeführt werden. Frankreich besteht darauf, die „gemäßigten“ Dschihadisten und
andere „Extremisten“ zu unterscheiden. Es gibt aber keinen Unterschied im
Personenbestand und im Verhalten zwischen den beiden Gruppen. Es war die FSA,
die damit anfing, Homosexuelle durch den Sturz von Hausdächern umzubringen.
Ebenfalls durch die FSA wurde ein Video von einem ihrer kannibalischen Anführer
beim Verspeisen von Herz und Leber eines syrischen Soldaten verbreitet. Der
einzige Unterschied zwischen den Gemäßigten und den Extremisten ist die Fahne:
entweder die französische Kolonialflagge oder die des Dschihad.
Anfang 2012 begleiteten die französischen Legionäre die 3.000 Kämpfer der FSA
nach Homs, in die alte Hauptstadt der französischen Kolonisierung, um aus ihr
die „Hauptstadt der Revolution“ zu machen. Sie verschanzten sich im neuen
Viertel Baba Amr und riefen ein Islamisches Emirat aus. Ein Revolutionstribunal
verurteilte mehr als 150 Bewohner, die im Stadtteil geblieben waren, zum Tod und
ließ ihnen öffentlich die Kehle durchschneiden. Die FSA hielt einen Monat lang
eine Belagerung aus, dabei war sie geschützt durch Schießposten der
Panzerabwehrraketen Milan, die Frankreich zur Verfügung stellte.
Als Präsident François Hollande den Krieg gegen Syrien im Juli 2012 wieder in
Gang brachte, behielt er – einzigartig in der Geschichte Frankreichs – den
privaten Stabschef seines Vorgängers General Benoît Puga bei. Er nahm die
koloniale Rhetorik und Gestik wieder auf. So erklärte er, dass die Arabische
Republik Syrien eine „blutige Diktatur“ sei (man muss „unterdrückte Völker
befreien“) und die Macht von der Alawiten-Minderheit konfisziert wäre (man muss
die Syrer von dieser schrecklichen Sekte „emanzipieren“). Er
lässt syrischen
Flüchtlingen in Europa verbieten, an den Wahlen in ihrem Heimatland
teilzunehmen, und entscheidet an ihrer Stelle, dass der – nicht gewählte –
Syrische Nationalrat ihr legitimer Repräsentant sei. Sein Außenminister Laurent
Fabius erklärte, dass der demokratisch gewählte Präsident Baschar al-Assad „es
nicht verdient, auf der Erde zu sein“. |
Die Erklärungen von Valéry Giscard d’Estaing
Am 27. September dieses Jahres gab der ehemalige Präsident Valéry Giscard
d’Estaing der Tageszeitung Le Parisien/Aujourd’hui en France ein Interview von
einer Seite zu den Flüchtlingen und zum russischen Eingriff gegen die
Terroristen in Syrien. Er erklärte: „Ich stelle mir die Frage nach der
Möglichkeit, für die Dauer von fünf Jahren ein Uno-Mandat für Syrien zu
schaffen.“
Nie hat die Uno seit ihrer Gründung ein „Mandat“ gewährt. Dieses simple Wort
führt zurück zu den Qualen der Kolonialherrschaft. Noch nie hat eine
französische Führungskraft seit der Unabhängigkeit Algeriens vor 53 Jahren auf
diese Art öffentlich französische Kolonialbestrebungen heraufbeschworen.
An dieser Stelle ist es passend, daran zu erinnern, dass Geneviève, die
Schwester von François Georges-Picot (dem des Sykes-Picot-Abkommens), Senator
Jaques Bardoux heiratete – ein Mitglied der „Kolonialpartei“. Ihre Tochter May
Bardouc heiratete ihrerseits den Präsidenten der Société Financière Française et
Coloniale, Edmond Giscard d’Estaing, den Vater des ehemaligen französischen
Präsidenten.
So ist also die Lösung des syrischen Problems dem Großneffen des Mannes zufolge,
der mit den Briten das französische Mandat für Syrien aushandelte, das Land
wieder zu kolonisieren.
Von Thierry Meyssan |
Übersetzung: Sabine
Info zum Autor:
Thierry Meyssan Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des
Réseau Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen
über ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und
russischen Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable
imposture : Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007).
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons (Lizenz
CC BY-NC-ND).
Link zum Originaltext bei ' voltairenet.org '
..hier
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