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29.07.2015 11:40 Soll der Atom-Deal mit dem Iran vor allem Putin schwächen? Der US-Autor Mike Whitney untersucht, warum die Obama-Regierung dem Atomabkommen mit dem Iran doch noch zugestimmt hat. - "Die Europäische Union arbeitet in aller Stille bereits an einem Plan, ihr Erdgas künftig vom Iran zu beziehen – weil die Beziehungen zum Iran auftauen, während sich die zu Russland, ihrem bisherigen Hauptgaslieferenten, immer mehr abkühlen." [Quelle: luftpost-kl.de] JWD Bei dem Atomabkommen mit dem Iran geht es weniger um die Verhinderung iranischer Atomwaffen als um Geopolitik. Obama will die Sanktionen gegen den Iran lockern, weil er den Ölpreis noch weiter drücken und Europa eine neue Quelle für Erdgas verschaffen möchte. In Wirklichkeit geht es also vor allem darum, Russland, das derzeit auf der Liste der Feinde Washingtons ganz oben steht, noch weiter zu schwächen. Keith Jones hat in seinem Artikel "Obama setzt sich für historisches Atomabkommen mit dem Iran ein" auf der World Socialist Web Site erklärt, was tatsächlich vorgeht. Es folgt ein längere Auszug daraus:
Hinter dem Kurswechsel stehen eine Reihe strategischer Erwägungen der Obama-Regierung, die darauf abzielen, die weltweite Vormachtstellung der USA aufrecht zu erhalten. Die wichtigsten dieser Erwägungen sind: (1) Russlands und China werden von der amerikanischen Elite zunehmend als größte Bedrohung für ihre globale Vorherrschaft angesehen. Der Konflikt mit Teheran wird der strategischen Isolation und den Kriegsvorbereitungen gegen diese beiden Staaten untergeordnet. (2) Die Obama-Regierung geht davon aus, dass das krisengeschüttelte bürgerliche Regime im Iran für die strategischen Interessen des US-Imperialismus eingespannt werden kann." (Das Zitat wurde aus der verlinkten deutschen Version des Artikels übernommen.) Es geht um die Neuorientierung der USA auf Asien, um den Plan, Russland zu zerschlagen, das Wachstum Chinas zu kontrollieren und die Welt ein weiteres Jahrhundert lang zu beherrschen. Deshalb muss zunächst der Strom russischen Erdgases in die EU gestoppt, die russische Pipeline-Strategie und vor allem der Southstream-Plan der Firma Gazprom sabotiert und Putin in den Medien dämonisiert werden; außerdem müssen die Feinde an der Westgrenze Russlands unterstützt und mit allen Mitteln eine fortschreitende wirtschaftliche Integration Europas und Asiens verhindert werden. Der grundlegende Schlachtplan besteht darin, alle so lange zu schikanieren, bis sie aufgeben.
Wie wär's mit einem Staatsstreich in der Ukraine? Damit müsste sich doch ein Keil zwischen die EU und Russland treiben lassen! Können Sie jetzt erkennen, wie solche Artikel den imperialistischen Interessen der USA dienen? Es folgt ein weiterer Auszug:
Nach statistischen Erhebungen der Firma BP hat der Iran die zweitgrößten Erdgas-Reserven nach Russland und 15,8 Prozent aller Erdgas-Reserven der Welt. Mit Katar teilt er sich das größte Unterwasser-Gasfeld der Welt – das South Pars / North Dome Field im Persischen Golf, dessen Inhalt auf 221 Milliarden Barrel of Oil Equivalent geschätzt wird (..hier). ... Im Europäischen Parlament wurde bereits darauf hingewiesen, dass der Iran im Jahr insgesamt mehr als 150 Milliarden Kubikmeter Erdgas exportieren und damit die gegenwärtig jährlich von Gazprom an die EU gelieferten 140 Milliarden Kubikmeter gut ersetzen könnte." Glauben Sie nicht, lieber Leser, dass ein solcher Plan von den Drecksäcken und Konzerngangstern, die in Washington die Drähte ziehen, begeistert unterstützt wird? Aber es kommt ja noch besser?
Der Iran ist bisher über die Tabriz-Ankara-Pipeline nur mit der Türkei verbunden, bemüht sich aber sehr um deren Ausbau zur "Persian Pipeline" (..hier); die soll 5.300 km lang werden, die Türkei und Italien durchqueren, sich dort in eine Nord- und eine Südleitung aufspalten und Erdgas nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz sowie nach Frankreich und Spanien transportieren. ... Diese Route vermeidet russisches Territorium und würde der EU einen jährlichen Import von 25 bis 30 Milliarden Kubikmetern Erdgas ermöglichen; das entspricht der Menge Erdgas, die Russland 2013 nach Deutschland und Italien exportiert hat."
Mit anderen Worten heißt das: Wenn der Iran dazu bereit ist, Putin in den Rücken zu fallen – was "Uncle Sam" sich wünscht – könnte er ein gutes Geschäft (mit dem Westen) machen. Ist das nicht hübsch? Und was bedeutet der folgende Satz? "Eine umfassende Lösung (durch die russisches Gas komplett durch iranisches ersetzt würde) könnte entscheidender Bestandteil einer langfristigen Strategie zur Einleitung eines friedensstiftenden Prozesses sowohl in der Ukraine als auch in Syrien sein." Verlauf der geplanten Persian Pipeline Karte aus Welche Art "Einigung" ist da gemeint? Sind das die von den USA erhofften Zugeständnis - se in Hinterzimmern, die der Iran machen soll, damit die Sanktionen gelockert werden? Die Einstellung der Unterstützung für Al Assad in Syrien, das Einverständnis zu der von den USA gewünschten Aufspaltung des Iraks in drei Teilstaaten, der Bau von Pipelines nach Westeuropa statt Richtung Osten oder der Verkauf iranischen Öls für Dollars statt für Euros, Renminbis oder Rubel? Sind das die Zugeständnisse, die Frau Shirvani meint? Vielleicht sind unsere Vermutungen ja auch zu voreilig. Weil wir den genauen Plan nicht kennen, könnten sie sich auch als reine Spekulationen erweisen. Ja, das könnte der Fall sei, aber wie ist dann der Artikel zu erklären, der einen Tag vor Bekanntgabe des Iran-Deals auf der iranischen Website Press TV veröffentlicht wurde?
Aber in einem Punkt irren sich die Washingtoner Schlaumeier. Der Iran wird sich nicht zum Ausstechen Russlands missbrauchen lassen und einem Freund nicht in den Rücken fallen. Das wird nicht passieren, auch wenn die Eierköpfe in Washington DC glauben, alle seien solch hinterhältige, niederträchtige und heimtückische Halsabschneider wie sie selbst. Einige Menschen haben noch Prinzipien und wollen niemand hintergehen. Das gilt auch für das Verhältnis zwischen dem Iran und Russland. Auf der Website Sputnik konnten wir dazu lesen:
Während westliche Experten erwarten, dass Moskau und Teheran zu erbitterten Kon - kurrenten werden, wenn die Sanktionen gegen den Iran fallen, teilt Dr. Bijan Khajehpour, ein Experte des Beratungsunternehmens International Atieh, das sich mit strategischen Fragen beschäftigt, diese stark vereinfachende Sichtweise nicht. "Viele gehen davon aus, dass ein wieder aufblühender Iran zum ernstzunehmenden Konkurrenten für Russland, einen Hauptlieferanten für Erdgas und Erdöl, werden und Moskau zu Gegenmaßnahmen zwingen könnte. Die Wirklichkeit ist jedoch viel komplexer, denn bei den Beziehungen zwischen Moskau und Teheran wird es auch auf die Rolle ankommen, die Teheran spielen kann, wenn sich Russland stärker nach Asien orientiert." Eine neue Weltordnung wird entstehen, und der Iran wird ein Teil davon sein. Info: Mike Whitney lebt im Staat Washington. Er ist Mitautor des bei AK Press erschienenen Buches "Hopeless: Barack Obama and the Politics of Illusion" (Hoffnungslos: Barack Obama und seine illusionäre Politik), das auch als Kindle-Edition erhältlich ist. Er ist zu erreichen über fergiewhitney@msn.com . Weiterlesen im englischen Originaltext bei ' luftpost-kl.de ' ..hier
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