04.06.2015 13.20
Schlappe für US-Staatsstreich in Mazedonien
Mazedonien hat soeben eine bewaffnete Gruppe, deren
Geldgeber seit mindestens acht Monaten unter Beobachtung stehen, unschädlich
gemacht. Damit hat es einen neuen Putschversuch, der von Washington für den 17.
Mai geplant war, vereitelt. Er hatte das Ziel, das Chaos, das bereits die
Ukraine infiziert hat, nach Mazedonien auszuweiten, um der Durchleitung einer
russischen Gaspipeline zur Europäischen Union zuvorzukommen. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
In der heutigen Sendung wollen wir uns jedoch nicht den Korruptionsvorwürfen
zuwenden. Denn, wie Altbundesrat Christoph Blocher im Sonntagsblick
kommentierte, ich zitiere: „Man weiß ja schon lange, dass internationale
Organisationen wie die Fifa korruptionsanfällig sind. Das gilt auch für andere
wie beispielsweise die UNO, die EU, in der Entwicklungshilfe und so weiter.“
Von Thierry Meyssan | Voltaire Netzwerk |
Damaskus (Syrien) | 3. Juni 2015
Der mazedonische Premierminister Nikola Gruevski
kündigt das Ende des
Einsatzes gegen die Terroristen an.
Die Kumanavo-Affäre
Am 9. Mai 2015 führte die mazedonische Polizei in der Morgendämmerung einen
Einsatz durch, um eine bewaffnete Gruppe zu verhaften, die das Land infiltriert
hatte und verdächtigt wurde, eine Reihe Angriffe vorzubereiten.
Vor dem Einsatz evakuierte die Polizei die Zivilbevölkerung.
Quelle: Youtube | veröffentlicht 09.05.2015
Die Verdächtigten eröffneten das Feuer, was zu einem erbitterten Kampf führte,
der 14 Terroristen und acht Mitglieder der Ordnungskräfte das Leben kostete. 30
Personen wurden gefangen genommen. Es gab eine große Anzahl Verletzte.
Quelle: Youtube | veröffentlicht 11.05.2015
Kein terroristischer Akt, sondern ein versuchter Staatsstreich
Die mazedonische Polizei war offenbar gut informiert, bevor sie den Einsatz
begann. Dem Innenminister Ivo Kotevski zufolge bereitete die Gruppe eine sehr
bedeutende Operation für den 17. Mai vor (das Datum einer durch die albanophone
Opposition in Skopje organisierten Demonstration).
Die Identifizierung der Verdächtigen hatte zum Ergebnis, dass sie fast alle
ehemalige Mitglieder der UÇK (Kosovo Liberation Army) waren [1].
Quelle: Youtube | veröffentlicht 11.05.2015
Quelle: Voltairenet.org (verlinkt)
Das Quartier der bewaffneten Gruppe
in Kumanovo nach dem
Einsatz.
Unter ihnen befanden sich:
Sami Ukshini, bekannt als „Kommandant Sokoli“, dessen Familie eine historische
Rolle in der UÇK spielte.
Rijai Bey, ehemals Bodyguard von Ramush Haradinaj (selbst ein Drogenhändler,
militärischer Kopf der UÇK, dann Premierminister des Kosovo. Er wurde vom
Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien zweimal für
Kriegsverbrechen verurteilt, aber schließlich freigesprochen, weil neun
entscheidende Zeugen während des Gerichtsverfahrens ermordet wurden).
Dem Shehu, zur Zeit Bodyguard des albanophonen Führers und Gründers der
BDI-Partei, Ali Ahmeti.
Mirsad Ndrecaj, bekannt als der „Nato-Kommandant““, Großsohn von Malic Ndrecaj,
dem Kommandanten der 132sten Brigade der UÇK.
Die wichtigsten Leiter dieser Operation, zu denen auch Fadil Fejzullahu (beim
Angriff getötet) gehörte, stammen aus dem Umkreis des Botschafters der
Vereinigten Staaten in Skopje, Paul Wohlers.
Quelle: Voltairenet.org (verlinkt)
Fadil Fejzullahu, einer der Anführer der bewaffneten Gruppe, bei dem
Einsatz
getötet, mit seinem Paten, dem Botschafter der Vereinigten
Staaten Paul Wohlers.
Paul Wohlers ist der Sohn des US-Diplomaten Lester Wohlers, der in der
atlantischen Propaganda eine wichtige Rolle spielte und den Filmdienst der U.S.
Information Agency leitete. Pauls Bruder, Laurence Wohlers, ist gegenwärtig
Botschafter in der Zentralafrikanischen Republik. Paul Wohlers selbst, ein
ehemaliger Navy-Pilot, ist Spezialist für Spionageabwehr. Er war
stellvertretender Direktor des United States Department of State Operations
Center (mit anderen Worten: der Dienst für die Überwachung und den Schutz der
Diplomaten).
Quelle: Voltairenet.org (verlinkt)
Obwohl Mazedonien kein Mitglied der Nato ist, „verfolgte“ Jens
Stoltenberg den
Polizeieinsatz in Kumanovo.
Um jeden Zweifel an der Identität der Sponsoren dieser Operation auszuräumen,
intervenierte der Generalsekretär der Nato, Jens Stoltenberg, bereits bevor der
Einsatz vorbei war – nicht um seine Verurteilung des Terrorismus und seine
Unterstützung für die verfassungsmäßige Regierung Mazedoniens zu erklären,
sondern um die terroristische Gruppe in eine legitime ethnische Opposition zu
verwandeln: „Ich verfolge die Ereignisse von Kumanovo mit tiefer Besorgnis. Ich
möchte mein Mitgefühl für die Familien derer, die getötet oder verwundet wurden,
ausdrücken. Es ist wichtig, dass alle politisch und gesellschaftlich
Verantwortlichen zusammenarbeiten, um die Ordnung wiederherzustellen und eine
transparente Untersuchung einzuleiten, um herauszufinden, was geschehen ist. Ich
rufe jeden zur Zurückhaltung auf und zur Vermeidung jeder Eskalation von Gewalt,
im Interesse der Nation wie auch der ganzen Region“.
Um nicht zu verstehen, müsste man blind sein.
Quelle: Voltairenet.org (verlinkt)
Als Gouverneur der Region Strumica wurde Zoran Zaev angeklagt, den Bau
eines
Handelszentrums begünstigt zu haben, und wegen Korruption inhaftiert.
Zu seiner
Unterstützung verließ seine Partei demonstrativ das Parlament.
Er wurde
schließlich vom Präsidenten der Republik, Branko Crvenkovski,
begnadigt, der
danach die Führung seiner Partei übernahm. Im Juni 2013
wurde dann Zaev zum
Vorsitzenden der SDSM gewählt.
Im Januar 2015 verhinderte Mazedonien einen Putschversuch zugunsten des
Oppositionschefs, des Sozialdemokraten Zoran Zaev. Vier Personen wurden
verhaftet und Herr Zaevs Reisepass wurde beschlagnahmt, während die atlantische
Presse ihre Anklage von einem „autoritären Abdriften des Regimes“ (sic) auf den
Weg brachte.
Zoran Zaev wird öffentlich unterstützt von den Botschaften der Vereinigten
Staaten, Großbritanniens, Deutschlands und Hollands. Aber die eine Spur, die bis
heute von diesem Putschversuch übrig geblieben ist, weist auf die
Verantwortlichkeit der Vereinigten Staaten hin.
Am 17. Mai sollte Zoran Zaevs sozialdemokratische Partei (SDSM) [2] eine
Demonstration organisieren. Sie hatte vor, 2.000 Masken zu verteilen, um die
Polizei an der Identifizierung der Personen zu hindern, die an dem Marsch
teilnehmen würden. Während der Demonstration sollte die bewaffnete Gruppe,
versteckt hinter ihren Masken, verschiedene Institutionen angreifen und eine
Pseudo-„Revolution“ in Gang bringen, die vergleichbar mit dem Geschehen auf dem
Maidan-Platz in Kiew wäre.
Dieser Staatsstreich wurde von Mile Zechevich, einem ehemaligen Angestellten
einer von George Soros’ Stiftungen, koordiniert.
Um Washingtons Eile, die mazedonische Regierung umzustürzen, verstehen zu
können, gehen wir einen Schritt zurück und betrachten den Krieg um die
Gaspipelines – denn die internationale Politik ist ein großes Schachbrett, auf
dem jeder Zug einer Schachfigur Folgen für alle anderen hat.
Der Gaskrieg
Quelle: Voltairenet.org (verlinkt)
Die Gaspipeline Turkish Stream soll laut Plan durch die Türkei, Griechenland,
Mazedonien und Serbien verlaufen, um die Europäische Union mit russischem
Gas zu
versorgen. Auf Initiative des ungarischen Präsidenten Viktor Orbán
trafen sich
die Außenminister aller beteiligten Länder am 7. April in Budapest,
um ihre
Haltung gegenüber den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union
zu
koordinieren.
Die Vereinigten Staaten haben seit 2007 versucht, die Kommunikation zwischen
Russland und der Europäischen Union zu unterbrechen. Sie haben es geschafft, das
Projekt South Stream zu sabotieren, indem sie Bulgarien verpflichteten, die
Teilnahme zurückzuziehen.
Aber am 1. Dezember 2014 schob der russische Präsident
zu jedermanns Überraschung ein neues Projekt an, als es ihm gelang, sein
türkisches Gegenüber, Recep Tayyip Erdogan, zur Unterzeichnung eines Abkommens
zu bewegen, obwohl die Türkei Mitglied der Nato ist [3]. Man kam überein, dass
Moskau Gas nach Ankara liefern und im Gegenzug Ankara Gas an die Europäische
Union liefern wird.
So könnte das durch Brüssel verhängte antirussische Embargo
umgangen werden. Am 18. April 2015 gab der griechische Premierminister Alexis Tsipras seine Zustimmung für den Verlauf der Pipeline durch sein Land [4].
Mazedoniens Premierminister Nikola Gruevski hatte bereits im letzten März
getrennte Verhandlungen abgeschlossent [5]. Serbien schließlich, das ein Partner
des South Stream Projekts gewesen war, zeigte dem russischen Energieminister
Aleksandar Novak bei seinem Empfang im April in Belgrad an, dass Serbien bereit
sei, zum Turkish Stream-Projekt umzuschwenken [6].
Um das russische Projekt zu stoppen, hat Washington seine Initiativen
multipliziert:
In der Türkei unterstützt es die CHP gegen Präsident Erdogan und hofft, damit
zu bewirken, dass er die Wahlen verliert.
In Griechenland schickte es am 8. Mai Amos Hochstein, den Direktor des Bureau
of Energy Resources vor, um zu fordern, dass die Tsapiras-Regierung auf ihr
Abkommen mit Gazprom verzichtet.
Es plant – für alle Fälle – die Route für die Pipeline zu blockieren, indem es
in Mazedonien eine ihrer Marionetten an die Macht bringt.
Und in Serbien hat es das Projekt für die Abspaltung des kleinen Stücks Land –
Vojvodina – wieder aufgelegt, welches die Verbindung mit Ungarn möglich macht
[7].
Letzter, aber nicht unwichtigster Kommentar: Turkish Stream wird auch Ungarn und
Österreich beliefern und damit das Alternativprojekt beenden, das die
Vereinigten Staaten mit Präsident Hassan Rohani (gegen den Rat der
Revolutionsgarden) verhandeln, um diese Länder mit iranischem Gas zu versorgen
[8].
Autor:
Thierry Meyssan |
Übersetzung:
Sabine
[1] « L’UÇK, une armée kosovare sous encadrement allemand », par Thierry Meyssan,
Réseau Voltaire, 15 avril 1999.
[2] Der SDSM ist Mitglied der Sozialistischen Internationalee.
[3] „Wie Wladimir Putin die NATO-Strategie umgedreht hat“, von Thierry Meyssan,
Übersetzung Horst Frohlich, ?dnako (Russland), Voltaire Netzwerk, 8. Dezember
2014.
[4] “Möglicher Deal zwischen Athen und Moskau: Griechenland hofft auf russische
Pipeline-Milliarden”, Von Giorgos Christides, Der Spiegel, 18. April 2015.
[5] ... South Stream
"..., 12 ...
2015 r.
[6] «Énergie : la Serbie souhaite participer au gazoduc Turkish Stream», B92, 14
avril 2015.
[7] „Vojvodina, nächster Pseudo-Staat in Europa?“, von Wayne Madsen, Übersetzung
Horst Frohlich, Strategic Culture Foundation (Russland), Voltaire Netzwerk, 20.
Februar 2015.
[8] „Hinter dem Anti-Terror-Alibi, der Gaskrieg in der Levante“, von Thierry
Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 3. Oktober 2014.
Thierry Meyssan
Thierry Meyssan Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des Réseau
Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über
ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen
Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable imposture :
Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007).
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons (Lizenz CC BY-NC-ND).